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Das Gift des Boesen

Das Gift des Boesen

Titel: Das Gift des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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nichts Ansteckendes«, beeile ich mich zu versichern. Ich habe einen Fehler gemacht.
    »Das laßt uns beurteilen .« Er blickt hinter sich und brüllt einen seiner Begleiter an: »Ruf den Doktor - du weißt schon, wen ich meine! Er soll kommen, und zwar so schnell ihn seine Füße tragen! Wir bleiben solange hier und passen auf, daß niemand einen krummen Trick versucht .« Während der Soldat sich davonmacht, wendet er sich wieder mir zu und fragt: »Wie heißt du, schönes Kind?«
    Er schürzt die Lippen. In seinem Ton schwingt die Ungewißheit, ob nicht auch ich die Krankheit meines »Vaters« in mir haben könnte. Er ist Soldat und weiß, daß der Tod nicht immer nur häßliche Gesichter hat. Gern verstellt er sich auch. Und nicht selten lauert er in etwas so Wohlgefälligem wie dem warmen, engen Schoß einer Dirne.
    Obwohl ich meine Gunst nicht verschachere, macht es mir nichts aus, daß er mich betrachtet.
    »Ihr irrt euch.« Ich trete durch den Spalt hinaus und presse mich gegen den Hauptmann, der nicht zurückweicht, sondern den Druck noch erwidert. Daß uns andere zusehen, scheint ihn nicht weiter zu kümmern. »Mein Vater«, versichere ich erneut, »hat starkes Rheuma, mehr nicht. Aber er leidet furchtbar. Quält ihn nicht unnütz, ich bitte Euch!«
    Ich wünschte, ich besäße nur ein wenig von Landrus Fähigkeiten, den Willen anderer zu beugen - und frage mich zugleich, warum er nicht endlich einschreitet; warum er den Boten, der nach dem Dok-tor geschickt wurde, überhaupt hat fortgehen lassen.
    Es wird uns Scherereien einhandeln. Was wir unter allen Umständen vermeiden wollten, ist bereits geschehen: Wir sind auffällig geworden.
    Unter anderen, »normalen« Umständen hätte uns das nicht zu beunruhigen brauchen. Aber diese Situation steht außerhalb jeder Normalität.
    »Ich habe dich nach deinem Namen gefragt«, erinnert mich der Hauptmann.
    »Nona.«
    »Und dein Nachname?«
    »Aurel«, lüge ich in Erinnerung an eine Jugendliebe - an eine Zeit, als ich noch nicht wußte, daß der Mond auch über mich Macht besitzt.
    »Und dein Vater?«
    »Landru.«
    »Landru Aurel? Kein geläufiger Name. Woher kommt ihr? Und es muß noch jemand bei euch sein. Der Wirt .«
    Ich nicke. »Unser Diener. Philippe.«
    »Ihr habt einen Diener und steigt in einer solchen Kaschemme ab?«
    »Er hat lange keinen Lohn mehr erhalten, aber als wir noch wohlhabend waren, hat mein Vater ihn aus der Gosse geholt. Deshalb ist er noch bei uns. Ich wüßte auch nicht, wie wir es ohne ihn schaffen sollten. Vater ist bettlägerig. Momentan kann er keinen Schritt mehr tun.«
    »Seit wann geht das so?«
    Ich zucke die Achseln. »Es sind Schübe. Sie können morgen vorbei sein - oder erst in einer Woche. Man kann keine Prognosen stellen.«
    Offenbar bin ich überzeugend. Seine Mimik verrät, daß seine Vorsicht nachläßt.
    Aber als er mich grob beiseite schiebt, frage ich mich, ob es nicht besser gewesen wäre, seine Furcht zu schüren, anstatt sie zu zer-streuen.
    Mit der Stiefelspitze stößt er die Tür nach innen auf.
    Die Szene dahinter ist so, wie ich sie verlassen habe: Landru liegt regungslos im Bett, Philippe steht ausdruckslos in der Nähe.
    Der Hauptmann bleibt im Türrahmen stehen. Ganz geheuer ist ihm der Anblick nicht. Besonders die stier geöffneten Augen im bleichen, aufgeblähten Gesicht des Kelchhüters scheinen ihn zu beunruhigen.
    Nach einer Weile, die er nur darauf gestarrt hat, ohne daß Landru auch nur einmal blinzelte, kommt die unausweichliche Frage: »Du bist sicher, daß er noch lebt?«
    Ich will bejahen, als sein Blick den Kelch in Landrus Hand entdeckt und der Hauptmann schlagartig das Interesse an meiner Antwort verliert.
    Seine erwachende Habgier ist fast zu riechen. Er winkt mich mit sich, befiehlt aber seinen Männern, draußen zu warten, und schließt von innen die Tür.
    »Was ist das?« fragt er und zeigt auf den Kelch. »Gehört das euch?«
    »Meinem Vater.«
    »Er sieht ... wertvoll aus. Woraus ist er gemacht?«
    »Ich weiß es nicht. Mein Vater brachte ihn von einer seiner fernen Reisen mit. - Warum interessiert Ihr Euch dafür?«
    Er nimmt mich verschwörerisch beiseite und sagt in gesenktem Tonfall: »Ich will ehrlich zu dir sein: Du gefällst mir. Ich habe ein weiches Herz, und es tut mir weh, daß dein Vater so leidet. Jetzt, da ich ihn gesehen habe, glaube ich nicht mehr, daß sein Leiden ansteckend ist .« Er lächelt. »Und wenn es Rheuma ist - nun, ich kenne einen guten Doktor, der schon

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