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Das Gift des Boesen

Das Gift des Boesen

Titel: Das Gift des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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viele Rheuma- und Gichtkranke behandelt hat. Er ist nicht billig, aber wenn ich ein gutes Wort für euch einlege, gibt er sich vielleicht mit diesem Trinkkelch dort zufrieden.«
    Unternimm etwas! Mein Blick schweift hilfesuchend zu Landru. Tu etwas! Doch er reagiert nicht. Die Situation entgleitet mir zusehends.
    »Ich - weiß nicht ...«
    »Du mußt dich entscheiden. Schnell, bevor der alte Quacksalber kommt, nach dem ich geschickt habe. Er hat keine Ahnung von Beschwerden, wie sie deinen Vater plagen. Aber das wird er nicht zugeben. Wir müssen ihm etwas zustecken, damit er keine falschen Gerüchte verbreitet, die euch und mich Kopf und Kragen kosten können . Was ist? Habt ihr kein Geld?«
    Ich schüttele den Kopf. »Wenig.«
    Er verzieht das Gesicht, bietet mir aber unvermittelt an: »Ich werde es vorstrecken. Laß mich die Sache in die Hand nehmen. Ich kann nicht mitansehen, wenn Menschen schuldlos leiden. Gib mir das Kleinod, und ich werde es schätzen lassen. Vielleicht hat es genug Wert, um die Behandlung deines Vaters zu bezahlen. Dinge sind verzichtbar, die Gesundheit nicht . Aber wem sage ich das? Also?«
    Ich sitze in der Klemme.
    Nein, nicht nur ich, auch Landru!
    Der Hauptmann blickt an mir vorbei zu Philippe. Erkennt er, was mit ihm nicht stimmt? Ich bilde mir ein, daß man es merken muß, aber immerhin habe ich, was das angeht, einen Wissensvorsprung.
    Landru hat immer noch nicht eingegriffen. Etwa, weil seine Kräfte nun vollends versiegt sind? Aber warum setzt er dann nicht wenigstens den Kelch und dessen Magie ein? Brenzliger kann die Situation kaum noch werden .
    »Wenn Ihr so freundlich wärt ...«, höre ich mich schließlich sagen.
    Draußen wird es laut. Offenbar kehrt der Soldat in Begleitung des Doktors zurück.
    Der Hauptmann eilt mit ausgreifenden Schritten auf das Bett zu und greift nach dem Kelch. Er will ihn verschwinden lassen, bevor ein anderer ihn überhaupt sieht.
    Bis zuletzt hoffe ich, daß etwas geschieht. Daß weder Landru noch der Lilienkelch sich gefallen lassen, was der Hauptmann vorhat. Sei-ne Absichten sind nur allzu leicht durchschaubar. Seine »Nächstenliebe« ist so schlecht gemimt, daß er nicht einmal eine Rolle in einem drittklassigen Wandertheater bekäme. Aber ich weiß nicht, wie ich seinem Begehren Einhalt gebieten soll.
    Der Kelch verschwindet ohne Gegenwehr in einem Beutel, den der Soldat aus seiner Rocktasche zieht, und im nächsten Moment geht die Tür auf. Ein zivil gekleideter Mann mit alkoholumnebeltem Blick schwankt herein. Er duckt sich, als der Hauptmann ihm an den Kopf wirft, daß sich die Angelegenheit bereits aufgeklärt habe, sein Einsatz nicht mehr erforderlich sei und er flugs wieder heimgehen könne. Blinder Gehorsam legt sich über das gerötete Gesicht dieses »Arztes«, der den hippokratischen Eid gründlich mißverstanden zu haben scheint und vermutlich mehr Patienten umgebracht denn geheilt hat.
    Ich suche immer noch nach einer Möglichkeit, die Katastrophe zu verhindern. Der Lilienkelch darf nicht in falsche Hände fallen . Aber die meisten Tage eines Monats bin ich die zierliche Person, die ich auch nach außen scheine - und nur in zwei, drei raren Nächten vermag ich hervorzukehren, was tief unter dieser Fassade lauert und was auch dem raffgierigen Kerl das Blut in den Adern zum Gerinnen brächte.
    Aber es ist zu früh. Der volle Mond wird erst - »Ich werde den Spezialisten zu euch schicken«, verspricht der Hauptmann, ohne noch einen Blick auf Landru oder Philippe zu werfen. Nur mich mustert er vor dem Weggehen noch einmal messerscharf, und mir wird klar, daß ihm das »Kleinod« in der Tasche nicht genügt. Er will mehr. Nicht hier und jetzt, aber ich werde ihn wiedersehen, daran gibt es keinen Zweifel.
    Ich muß ihn wiedersehen.
    »Wo . finde ich Euch?« frage ich in dem naiven Tonfall, der mich noch begehrenswerter für ihn macht. »Ich meine . falls wir noch einmal gestört werden sollten .«
    Er setzt ein grimmiges Gesicht auf, verwechselt aber auch jetzt Selbstgefälligkeit mit glaubwürdiger Autorität. »Das wird nicht geschehen! Ihr habt keine Belästigung mehr zu fürchten. Nur der Doktor wird euch aufsuchen - verlaßt euch auf sein Urteil und befolgt seine Ratschläge, dann wird dein Vater bald wieder auf den Beinen sein.«
    Mit diesen Worten verläßt er die Dachstube. Der angetrunkene Arzt ist ihm schon vorausgeeilt. Das Geräusch der Stiefel entfernt sich. Wir sind wieder unter uns. Unter uns .
    So eindringlich ich auch

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