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Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Titel: Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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ihm; das Marihuana machte ihm Appetit auf die ekligen Lammfleischstücke, die wie Scheißklumpen in einem Sickertank mit leuchtend orangegelbem Öl dümpelten. Ein unidentifizierbares grünes Kraut saß zwischen seinen Schneidezähnen, und von Kurkuma gefärbtes Fett klebte gelb an seinen Mundwinkeln. » Er macht heute Abend den Türsteher im Bagley’s. Er kann uns alle auf die Gästeliste setzen.« Seine Verzweiflung zeigte sich daran, dass er seine Einladung auch auf mich und Rex ausdehnte. Wir sahen Biba an und warteten auf ihr Stichwort.
    » Ich glaube nicht«, sagte sie. » Ich drehe morgen. Da muss ich früh schlafen gehen.«
    » Du willst überhaupt nicht mehr ausgehen.«
    » Schätzchen, ich kann mir diesen Partylifestyle nicht in alle Ewigkeit leisten«, sagte Biba und wedelte mit der Hand. Sie hatte sich in den letzten Tagen ein ziemlich affektiertes, entnervtes und überdrüssiges Gehabe zugelegt, und ich fragte mich, welcher erfahrenen Schauspielerin sie es wohl abgeguckt haben mochte. » Geht nur, amüsiert euch.« Guy lud Rex und mich nicht noch einmal ein, sondern zog allein los.
    Als die Dreharbeiten zu Ende waren, versank Biba in Depressionen.
    » Es bricht einem das Herz«, sagte sie. » Du wirst mit anderen Schauspielern und dem Team zusammengesperrt, und sofort kommt es zu einer festen Bindung, und man wird wie eine Familie, aber ich weiß, ich werde sie nie wiedersehen. Das ist eine so grausame Industrie.« Aber sie war so sehr in Ekstase darüber, im Dienst dieser Industrie zu stehen, dass es ihr das Herz nicht wirklich brach. Tatsächlich hätte das unstete Wanderleben einer Schauspielerin perfekt zu Biba gepasst, zu ihrem Talent, intime Vertrautheit einzugehen und wieder zu beenden.
    » Gibt’s denn da nicht eine Riesensauferei, wenn der Dreh abgeschlossen ist?« Irgendwo hatte ich so etwas gehört. » Eine Abschlussparty?«
    Sie strahlte wieder. » Du hast recht! Also werde ich sie alle doch noch mal wiedersehen!«
    Aber sie irrte sich.

ZWEIUNDZWANZIG
    A llen außer Guy war klar, dass seine Tage im Haus gezählt waren. Er war nicht länger eine Gefahr oder Bedrohung für Rex und mich, denn Biba nahm seine Anwesenheit kaum noch zur Kenntnis. Gelegentlich fiel ihr auf, dass er am Tisch oder auf dem Sofa saß, und dann klapperte sie mit den Lidern, als sei sie überrascht, ihn immer noch dort anzutreffen. Von der wilden körperlichen Anziehungskraft zwischen ihnen, die mir noch vor einem Monat solches Unbehagen bereitet hatte, war nichts mehr zu spüren, auch wenn er immer noch jede Nacht in ihrem Bett schlief. Sie hatte es nicht eilig, ihn loszuwerden, aber sie hätte ihn auch nicht angefleht zu bleiben. Warum blieb er also?
    Eines Samstagnachmittags verstand ich es. Biba hatte Stunden vor dem Fernseher verbracht und heulend und wehklagend die Berichterstattung über die Beerdigung Dianas, der Princess of Wales, verfolgt. Anfangs hatte ich gedacht, sie trauere dabei auch um ihre eigene Mutter, aber anscheinend war halb London überwältigt von einem unverhältnismäßigen Schmerz. Irgendwann hatte sie sich ausgeweint und war auf dem grünen Sofa eingeschlafen. Die Sonne war durch die offenen Türen hereingewandert und malte ein Trapez aus weißem Licht auf ihren nackten Bauch. Guy stand vor ihr mit einer Flasche hochwirksamer Sonnenmilch in der Hand und bestrich damit die der Sonne ausgesetzte Haut so sanft, dass er sie nicht weckte. In diesem Augenblick wusste ich, dass er sie liebte, vielleicht ebenso sehr wie Rex und ich. Nicht Trägheit, sondern Hoffnung war der Grund, weshalb er noch im Haus herumhing. Als er mit dem Eincremen fertig war, setzte er sich zu ihren Füßen hin und betrachtete sie so anbetungsvoll und kläglich, dass ich beinahe Mitleid mit ihm bekam. Wir hatten seine Gefühle nicht ernst genommen, und das war ein verhängnisvoller Fehler. Hätte er doch nur in diesem Moment alles eingesehen und sich verabschiedet. Dann würden wir alle noch in diesem Haus im Wald wohnen. Ich, Biba, Rex– und Alice.
    Rex’ Kampf um die Eigentumsrechte am Haus beschleunigte sich in den letzten Augustwochen. Bibas keimende Karriere verlieh ihm Auftrieb, aber auch seine aggressiv vertretene Überzeugung, wenn es ihm gelänge, seine Schwester heil zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag zu führen, habe er zum Lohn ein eigenes Haus verdient.
    » Erzähl ihr nicht, was ich vorhabe«, sagte er zu mir. » Ich will sie beschützen, bis ich weiß, wo wir stehen.« Er unternahm erste, vorsichtige

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