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Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Titel: Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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weitere winzige braune Flöckchen aus seinen Händen rieselten. Er wühlte sein Zippo aus der Tasche seiner Shorts, hielt es unter den unebenen Haschischwürfel und bröselte ein Stück davon in den Tabak. Nichts, sah ich, ging dabei verloren. Als der lange weiße Joint fertig war, klemmte er ihn zwischen die Lippen und ließ das Feuerzeug wieder aufflammen. Sofort umgab eine Rauchwolke seinen Kopf. Er nahm zwei oder drei Züge, bevor er den Joint aus dem Mund nahm. Ich sah, wie der Rauch sich aus seinen Nasenlöchern kräuselte, bevor ich mich wieder Rex’ Papieren zuwandte.
    Das Geräusch seiner trägen Mundatmung war eine unwillkommene Ablenkung, und ich war erleichtert, als er mit dem großen Zeh die Stereoanlage einschaltete. Die CD im Player entsprach vielleicht nicht meinem Geschmack, aber zumindest überlagerte die Musik die Töne seiner Anwesenheit.
    » Ich brauche eine große Geste«, sagte Guy nach ungefähr einer halben Stunde ohne Einleitung.
    » Was?« Ich blickte von einem Grundbucheintrag auf, den ich zu entziffern versuchte, und fragte mich, was die » Ersitzung einer Liegenschaft« sein könnte.
    » Ich bin nicht blöd«, sagte er und war plötzlich nicht mehr komatös, sondern lebhaft und leidenschaftlich. Er benutzte den Joint wie einen Taktstock, mit dem er seinen Satz unterstrich, und stach damit vor sich in die Luft. » Sie rückt von mir ab, und ich muss sie zurückgewinnen. Deshalb brauche ich ein romantisches… Statement oder so was, um ihr zu zeigen, was sie mir bedeutet. Etwas, das ein bisschen dramatisch ist. Ich kenne mich nicht aus mit Mädchen wie Biba. Ich hab noch keine wie sie kennengelernt. Du kennst sie besser als irgendjemand sonst. Was kann ich tun?« Als er mir jetzt den Joint entgegenhielt, nahm ich ihn. Wenn ich schon mit Guy sprechen musste, wäre es vielleicht erträglicher, wenn ich irgendwo im Orbit des Planeten kreiste, auf dem er sich vermutlich befand. » So, wie es ist, geht’s mir elend, Mann.« In der bekifften Stille, die jetzt folgte, beobachtete ich, wie die Dioden des Equalizers im Takt des Beats auf und ab hüpften. Die blitzblauen Balken und neonorangegelben Zahlen verblassten bis zur Unsichtbarkeit, als ein Sonnenstrahl sich wie eine Harpune durch das Zimmer bohrte.
    » Wie wär’s, wenn ich Lautsprecher im Garten aufstelle? Meinst du, das würde ihr gefallen?«
    Die Idee war so schwachsinnig, dass ich lachen musste. » Ich glaube, da ist mehr nötig als eine neue Anlage, Guy. Bedaure, ich weiß auch nicht, was du tun kannst.« Er wollte beruhigt werden, aber von mir würde er keinerlei Ermutigung bekommen. Nicht nur, weil ich wollte, dass er verschwand, sondern auch, weil ich wusste, dass es grausam wäre, ihm falsche Hoffnungen zu machen. Langsam verschleierten seine Augen sich, und mit sichtbarer Anstrengung öffnete er sie wieder. Seine Finger waren das einzig Flinke an ihm. Wie beim Origami zauberten sie in weniger als einer Minute einen neuen Joint zusammen. Das Feuerzeug loderte auf.
    » Kann ich helfen bei dieser Sache mit ihrem Dad und dem Haus, an der Rex da arbeitet?«
    » Woher weißt du davon?«
    » Ihr redet, als wäre ich nicht im Zimmer, du und er. Aber ich bin nicht so blöd, wie ihr glaubt.«
    Der Vorwurf schmerzte, weil er berechtigt war. Im Laufe unseres kurzen Gesprächs schwankten meine Gefühle für Guy wie wild zwischen Ärger, Mitleid und Schuldbewusstsein hin und her.
    » Da würde ich mich nicht einmischen.« Ich klopfte auf den blauen Umschlag und schob die losen Papiere ordentlich hinein. » Es ist alles hier drin. Rex arbeitet gerade daran. Wenn Roger Capels eigener Sohn ihn nicht dazu überreden kann, ihm das Haus zu überschreiben, dann glaube ich nicht, dass du ihn mit deiner Rhetorik dazu bewegen kannst.«
    » Mit meiner Was-torik?« Wenn Guy, wie ich vermutete, eine kostspielige Erziehung genossen hatte, dann hatten seine Eltern ihr Geld zum Fenster hinausgeworfen.
    » Nicht so wichtig.« Guy würde sicher nicht mehr so lange im Haus sein, dass es eine Rolle spielte, wem es gehörte, nahm ich an, aber ich biss mir trotzdem auf die Zunge. Ich nahm noch einen Zug aus dem Joint und behielt den beißenden Rauch diesmal ein paar Sekunden in der Lunge. Ich genoss den sauren Geschmack so lange, wie ich konnte. Als ich ausatmete, stellte ich bestürzt fest, dass er immer noch redete.
    » Aber damit ich das richtig kapiere: Wenn sie dieses Haus bekäme, würde sie das so glücklich machen wie nichts sonst auf der Welt?«
    Ich

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