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Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Titel: Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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solltest erleichtert sein«, sagte sie. » Auf diese Weise hast du eine reine Weste.«
    » Fuck, ich will keine reine Weste! Ich will dich und Rex überhaupt nicht mehr sehen!« Statt zu antworten, zündete sie am abgebrannten Ende ihrer Zigarette eine neue an. Jetzt fing ich an, richtig zu weinen, tränenblind und unter heiserem Schluchzen. » Ich will zurück und ihn holen.«
    » Sei nicht albern. Hör mal, könntest du bitte aufhören zu weinen?«
    » Dafür ist es jetzt ein bisschen zu spät! Zwei Männer sind tot !«
    Als sie mich ansah, lag nur Ärger in ihrem Blick. Da wusste ich, dass weder Tränen noch Worte zu ihr durchdringen würden, und etwas in mir kapitulierte. » Ich gehe ins Bett«, sagte ich mit dem letzten Rest meiner Stimme. » Komm ja nicht in meine Nähe.«
    Natürlich schlief ich nicht. An Schlaf war gar nicht zu denken. Das Kopfkissen roch noch nach Rex, und ich erstickte fast, als ich versuchte, seine Spuren einzuatmen, die noch im Baumwollstoff hingen. Wo würde er heute Nacht schlafen? Nicht in seinem Zimmer und nicht in meinem, so viel stand fest. Würden sie ihn überhaupt schlafen lassen? Wenn er seinen Plan durchführte und die Morde gestand, die seine Schwester begangen hatte, würde die Polizei ihn dann trotzdem verhören, oder würden sie ihn in Ruhe lassen und sich freuen, dass er ihnen ihre Arbeit so leicht gemacht hatte? Eine zynische Stimme in meinem Kopf konnte ich nicht zum Schweigen bringen, die die Vermutung äußerte, auf einer bestimmten Ebene werde Rex die einmalige Chance genießen, sich als Märtyrer für seine Schwester zu opfern. Als die Sonne aufging, versiegten die Tränen, und an ihrer Stelle begann das Beben nach einem Schock, das dem ausgiebigen, erschöpfenden Weinen folgt, und irgendwann zwischen sechs und sieben versank ich in einem leichten, unruhigen Schlaf.
    Ich hatte uns nicht absichtlich im Haus eingeschlossen; nur aus Gewohnheit hatte ich den Schlüssel im Haustürschloss zweimal umgedreht. Hätte ich es nicht getan, wäre sie gegangen, ohne mich zu wecken. Ich wurde aus meinem fiebrigen Schlaf gerissen, als sie am Türgriff der Hintertür rüttelte. Ich rief ihren Namen vom Treppenabsatz hinunter. Genau wie ich trug Biba noch die Sachen, in denen wir am Abend zuvor geflohen waren, aber sie hatte geduscht und sich die Haare gewaschen, bevor sie sie wieder angezogen hatte. Aus meiner Perspektive oben auf der Treppe sahen die Augen in ihrem kleinen Gesicht größer aus als je zuvor.
    » Wo willst du hin?«, fragte ich.
    » Zu meinem Dad.«
    » Zu deinem Dad ? Glaubst du, er nimmt dich auf– nach allem, was passiert ist?« Ich hatte nicht beabsichtigt, sie mit diesen Worten zu zerschmettern, aber genau das hatte ich getan.
    » Dann eben nach Hause.«
    » Ich komme mit.«
    » Nein, Karen. Rex hatte recht. Das ist unser Schlamassel. Du brauchst dich nicht darin verwickeln zu lassen.«
    » Mich nicht verwickeln lassen? Ich war da. Ich habe alles gesehen. Ihr braucht mich, als Zeugin oder als Alibi oder was weiß ich.« Es war unfassbar, dass ich diese Worte im Kontext meines eigenen Lebens benutzte. » Ihr braucht mich.« Ich war nicht sicher, ob ich immer noch über dasselbe sprach.
    » Hör zu, es ist alles vorbei, Karen. Wir haben das Haus verloren. Wir haben einander auch schon verloren. Was ist denn noch da? Ich und Rex, wir werden dich da raushalten.«
    » Aber meine Sachen sind überall im Haus!«
    » Ich werde sagen, es sind meine.«
    » Meine Fingerabdrücke sind überall.«
    » Die von vielen anderen Leuten auch. Wir sagen, das ist wegen der Party.« Sie wurde langsam ungeduldig. Ich hörte mich selbst, wie ich sie anflehte, mich zu belasten, damit ich meine Freunde nicht verlor, und begriff, dass es Irrsinn war. Sie hatten beide entschieden, dass sie mich nicht wollten. Unter der Last meiner plötzlichen Resignation knickte irgendetwas in mir ein.
    » Ich sollte jetzt wirklich gehen«, sagte sie, als ich keine Anstalten machte, sie hinauszulassen.
    » Du weißt doch gar nicht, wo du bist. Lass dich wenigstes zur U-Bahn fahren.«
    Ich setzte sie an der Station Brentford ab. Sie überprüfte ihr Haar im Spiegel, strich sich eine Strähne hinter das Ohr, glättete ihren Pony und wischte sich mit dem Zeigefinger ein imaginäres Stäubchen unter dem rechten Auge weg.
    » Kannst du mir fünf Pfund leihen, damit ich nach Hause komme? Bitte?« Die neue Förmlichkeit in ihren Manieren kennzeichnete eine unglückliche Veränderung in unserer Beziehung. Ich

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