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Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Titel: Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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und ich weiß auch, wer es ist.
    Die Senke unter den Bäumen war nie lebhafter erfüllt von flink vorbeihuschenden Wesen und fremden Gesichtern. Den Weg kannte ich inzwischen genauso gut wie Biba, aber ich stolperte immer noch und klammerte mich an Äste, und am Ende musste sie mich an der Hand über die Wege führen, die sie und Rex mir gezeigt hatten. Am Rande von Onslow Gardens gaben die Bäume uns frei. Sie atmete unregelmäßig, und auch ich keuchte: Die pumpende Arbeit meiner Lungenflügel war mir deutlich bewusst.
    Nur ein einziges Haus stand in der Nähe meines geparkten Autos, und dort war niemand am Fenster. Biba wühlte in meiner Tasche nach dem Schlüssel und gab ihn mir. Als wir im Wagen saßen, ließ sie meinen Sicherheitsgurt und dann ihren einrasten. » Jetzt komm, Karen«, sagte sie mit leiser Ungeduld. Ich hatte gedacht, ich wäre zu durcheinander, um zu fahren, aber als ich eine Hand auf das Steuer und die andere auf den Schalthebel gelegt hatte, empfand ich eine seltsame Dankbarkeit für die Konzentration, die es mir ermöglichte. Es gab nur einen Ort, zu dem wir fahren konnten.
    Ein klammes Schweigen erfüllte den Wagen, als ich durch East Finchley zur North Circular Road und in Richtung Westen fuhr. Irgendwo in der Gegend von Neasden verbreiterte sich die Straße auf vier Spuren, und als wir bergab in die Unterführung einfuhren, überraschte ich mich mit einem Geräusch, von dem ich nicht gewusst hatte, dass die menschliche Kehle es hervorbringen kann. Es war ein langgezogenes Heulen, das meine Halsmuskeln verzerrte. Ich hörte erst auf, als Biba ins Steuer griff und den Wagen wieder zwischen die Straßenmarkierungen lenkte. Ich hechelte nach dem Schock, und als ich zu schlucken versuchte, ließ ein raspelnder Schmerz mich zusammenzucken. Im Nachklang meines Schreis trat wieder Stille ein, die erst in der Nähe von Ealing unterbrochen wurde.
    » Ich stehe das nicht durch ohne eine Zigarette«, sagte Biba. » Hier muss doch irgendwo eine durchgehend geöffnete Tanke sein. Halt an, wenn du eine siehst, ja? Machst du das?« Ich hielt auf der doppelten gelben Linie am Rand des Vorplatzes und sagte, sie solle sich beeilen. In ihren Taschen fand sie nur ein paar schmutzige Silber- und Kupfermünzen. Ich deutete mit dem Kopf auf meine Handtasche, und sie holte mein Portemonnaie heraus.
    Ich beobachtete ihre Silhouette vor dem Kassenfenster. Der Satz » Zwei Männer sind tot« wiederholte sich wie eine eintönige Buschtrommel in meinem Kopf. Schon hatte ich das Gefühl, diese Fahrt finde in einer Art Nichtzeit statt, auf der letzten Brücke zwischen den Ereignissen meiner unmittelbaren Vergangenheit und einer trostlosen, ungewissen Zukunft.
    Biba kam mit zwei Packungen und einem violetten Bic-Feuerzeug zurück. Für die große Frage fand ich nicht die richtigen Worte; also fing ich mit der kleineren an: » Wo hast du schießen gelernt?« Das Sprechen tat weh.
    » Fechten, Bogenschießen, Handfeuerwaffen«, sagte sie. Sie sah sehr jung aus und klang auch so. » Wahlfach im zweiten Jahr. Wir waren auf dem Schießstand.«
    » Mein Gott !« Ich schlug mit der Faust auf das Lenkrad, und die Hupe gellte kurz und schrill. Wir bogen in meine alte Straße ein.
    So entspannt Rex in diesem Haus gewirkt hatte, Biba war voll Unbehagen. Jetzt war allerdings nicht die Zeit, auf Einhaltung der Nichtrauchervorschriften dieses Haushalts zu bestehen, als sie sich auf das mit grau-beiger Chenille bezogene Sofa setzte und mit ihren teerschwarzen Fußsohlen den hellen Flor gefährdete.
    » Hast du was zu trinken?«, fragte sie, aber im ganzen Haus gab es nichts Alkoholisches außer ein paar Eiswürfeln aus Wein. Es gab zuckrigen Saft, und wir tranken ihn aus Bechern wie Kinder.
    » Biba, was zum Teufel haben wir getan?«, hörte ich mich fragen, und ich wusste nicht, warum ich meine eigene Komplizenschaft noch hervorheben musste.
    » Fuck … Ich war einfach in Panik«, sagte sie, als müsste sie sich für eine unbedachte Entscheidung am Steuer eines Autos rechtfertigen.
    » Er kann nicht ernsthaft die Absicht haben, die Schuld auf sich zu nehmen«, sagte ich. Sie legte den Kopf schräg und dachte über diese Möglichkeit nach.
    » Ich glaube doch.«
    » Aber das wirst du doch nicht zulassen?«
    » Ich weiß nicht«, sagte sie. » Es könnte tatsächlich klappen.« Ich wusste nicht, wen von beiden ich in dieser Sekunde mehr hasste: sie für das, was sie getan hatte, oder ihn, weil er sie damit davonkommen ließ. » Du

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