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Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Titel: Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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Presse war offensichtlich in dem gleichen Maße gewissenhaft und fleißig gewesen, wie ich frustriert und untätig war. Am Dienstagmorgen stand die Story in jeder Zeitung. Die Daily Mail – die meine Eltern abonniert hatten– widmete ihr drei Seiten. Genau wie die anderen Boulevardblätter hatten sie sich für die Schlagzeile » Horror-Haus in Highgate« entschieden. Rex wurde namentlich genannt und sein Foto abgedruckt; es stammte von dem Abend, an dem ich ihn kennengelernt hatte. Ich erkannte den verschlissenen Hemdkragen wieder. Er war frisch rasiert und sah schrecklich jung und verletzlich aus. Ein schlanker Frauenarm lag um seinen Hals, und am Bildrand war eine leuchtend gebleichte Haarsträhne gerade noch sichtbar. Rachael hatte keine Zeit verschwendet. In den vierundzwanzig Stunden seit der ersten Meldung hatten die Journalisten alles herausgefunden, angefangen damit, dass Guy ein kleiner Drogendealer gewesen war, bis hin zu Tom Wheelers Arbeitgeber und sogar seinem Gehalt. Sie wussten, dass Biba in einer Sexszene in einem neuen TV -Mehrteiler gespielt hatte, aber sie schrieben nicht, wo sie war. Sie hatten die Verbindung zwischen Rex und Roger Capel gefunden und waren daraufhin auf Jules Millar gestoßen. Ein Kasten mit der Überschrift » Tragische Schönheit« enthielt eine reißerische Zusammenfassung von Sheila Capels Leben und Tod. Das Einzige, was fehlte, war ich. Ich faltete die Mail zusammen und strich sie glatt. Diana sah mich unter dichten dunklen Wimpern an, als das Telefon klingelte.
    Es war weder der gefürchtete Anruf der Polizei noch der ersehnte von Biba, sondern der erwartete von meinen Eltern. Meine Eltern, die am Telefon sonst so bedächtig waren, redeten gleichzeitig, und ihre Worte sprangen übereinander hinweg wie wandernde Lachse.
    » Das ist doch derselbe Rex, oder?«, sagte meine Mutter, und gleichzeitig fragte mein Vater: » Karen, ist alles in Ordnung? Was ist denn passiert?«
    Die ersten Worte, die ich nach drei Tagen an einen anderen Menschen richtete, waren meine erste Lüge im Zusammenhang mit dem Fall.
    » Ich weiß darüber nicht mehr als ihr.«
    » Aber du musst doch etwas wissen…«, sagte mein Vater.
    » Hier steht, es ging um Drogen«, sagte meine Mutter. » Damit hast du doch wohl nichts zu tun, oder?« Als ich verneinte, war das die Wahrheit. Ich wusste, ich würde nie wieder illegale Drogen zu mir nehmen.
    » Ich hatte ein ungutes Gefühl, nachdem wir ihn kennengelernt haben«, sagte meine Mutter und widersprach dem, was sie nur zwei Wochen zuvor gesagt hatte.
    » Wir kommen und holen dich ab«, sagte Dad. » Seit du dich mit ihm eingelassen hast, haben wir dich überhaupt nicht mehr erreichen können. Ich will wissen, wo du bist.«
    Ich legte die Stirn an die Fensterscheibe, und mir schwoll die Kehle zu, weil ich mich so sehr bemühen musste, ihnen nicht alles zu erzählen und mich einfach in ihre Obhut zu begeben.
    » Ich komme selbst«, sagte ich. » Morgen. Aber vorher muss ich noch zum College.« Meine Universalausrede funktionierte bei ihnen sogar jetzt. Das schlechte Gewissen bedrückte mich so, dass sich mein leerer Magen wie zu einem festen kleinen Knoten verdrehte. Um es zu beschwichtigen, verwandelte ich meine Lüge in Wahrheit.
    Ich duschte und sah zu, wie das Wasser grau wurde. Ich zog mir zum ersten Mal, seit ich Highgate verlassen hatte, frische Sachen an. Ich schaltete das Nachttischradio ein. Elton John sang noch immer sein Abschiedslied für Englands Rose, und meine Hand schwebte schon über der AUS -Taste, aber dann beschloss ich, weiter zuzuhören und auf die nächsten Nachrichten zu warten. Um neun Uhr gab die Nachrichtensprecherin leidenschaftslos bekannt, dass Rex Capel des Mordes an Guy Grainger und Tom Wheeler angeklagt und in Untersuchungshaft genommen worden sei. Die Polizei, sagte sie weiter, suche im Rahmen ihrer Ermittlungen keinen weiteren Verdächtigen. Ich wartete den ganzen Vormittag darauf, dass Biba anrief und mir erzählte, was passiert war und was sie ausgesagt hatte, aber das Telefon blieb stumm.
    Formal war ich keine Studentin am Queen Charlotte’s College mehr, aber ich hatte noch nicht alle meine Verbindungen zum Department gekappt. Ich befand mich immer noch in der Obhut der Graduiertenbetreuung, und das würde nach meinem Examen auch noch zwölf Monate lang so bleiben. Und selbst wenn das nicht der Fall gewesen wäre, würde Caroline Alba mir sicher immer noch bei meiner Bewerbung für einen Magisterstudienplatz helfen,

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