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Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Titel: Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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Karen. Die Diskrepanz zwischen dem Glück, das ich damals empfunden habe, und dem Elend der Zukunft, mit der sie mir droht, ertrage ich nicht.
    » Es würde Alice und Rex vernichten«, sage ich. » Sie haben so viel durchgemacht. Ich habe so hart dafür gearbeitet, ihnen Sicherheit zu geben. Wenn dir irgendetwas an ihnen liegt, dann wirst du ihnen nicht die Wahrheit sagen.«
    » Es tut mir leid«, sagt sie.
    » Tu es nicht. Bitte. Ich flehe dich an.« Ich schaue zu Boden und sehe einen unguten Flickenteppich aus silbernen Grasspitzen, Kies und glitzerndem Bausand, aber ich bin bereit, auf die Knie zu fallen, wenn das nötig ist.
    » Ein Kind gehört zu seiner Mutter«, sagt sie im schweren Tonfall erzwungener Geduld.
    » Oh, ich bitte dich. Was weißt du denn vom Muttersein? Alice haben sie die Mandeln herausgenommen, als sie sieben war. Es gab keine freien Betten für Angehörige, und deshalb habe ich im Krankenhaus auf dem Boden geschlafen, unter meinem Mantel. Ich wollte nicht, dass sie aufwachte und nicht wusste, wo sie war. Wo warst du da?«
    » Das war damals«, sagt Biba. » Jetzt braucht sie mich.« Dass sie anscheinend tatsächlich glaubt, was sie da redet, ist der unheimlichste und bedrohlichste Aspekt an der ganzen Sache. Eine starke Windbö lässt ein Rascheln durch die Bäume am Rande des Baugeländes gehen, dass es klingt, als spielten sie Stille Post. Der hölzerne Rollladen an dem Imbisswagen zerrt klappernd an seinem Vorhängeschloss, und die Sicherungslaternen schaukeln hin und her, werfen ihr gelbes Licht hierhin und dorthin und lassen Schatten über unsere Gesichter huschen. Unsichtbare Maschinen geben fremdartige industrielle Metallgeräusche von sich, und wir müssen beide lauter sprechen, damit wir uns verstehen.
    » Ich könnte dich anzeigen!«, rief ich verzweifelt. » Wenn sie wissen, was du getan hast, lassen sie dich auf keine drei Schritte an das Kind heran.«
    » Das wird Rex dir nicht erlauben.«
    » Woher weißt du, was Rex tun wird und was nicht? Du kennst ihn doch gar nicht mehr.«
    Sie zieht eine Braue hoch. » Blut ist dicker als Wasser, Schätzchen. Und du bist ja nicht mal die Mutter dieses Kindes.« Sie bricht ab und kichert entsetzlich. » Und er hat kein Kind. Was wird er denken, wenn er erfährt, dass seine Tochter in Wirklichkeit seine Nichte ist? Du hast ihn angelogen, Karen.« Das ist eine Trumpfkarte, und sie weiß es. Die Frau, die meine Tochter geboren hat, wendet mir den Rücken zu. Ihr violettes Halstuch liegt wie eine dicke Schlinge um ihren Hals, und die beiden fransengeschmückten Enden, belebt vom Wind, jagen und necken einander. Ihre Stimme weht im Wind zu mir heran, wie Salz, wie Gischt.
    » Ich bin dir dankbar, dass du dich um die beiden gekümmert hast, Karen, aber es sollte nie für immer sein.«
    » Für mich war es für immer«, sage ich. » Ich kann mein Leben nicht einfach da wieder aufnehmen, wo du es liegen lässt. Was soll ich denn anderes tun?« Sie hat mich zu dem gemacht, was ich jetzt bin. Wer sonst könnte ich denn sein?
    » Es tut mir leid.« Sie spart sich die Mühe, sich umzudrehen und mich anzusehen. » Aber sie sind meine Familie.« Vor Jahren dachte ich, sie habe mir das Herz gebrochen, aber das war nichts im Vergleich zu dem, was ich jetzt empfinde. Sie hätte keine Worte finden können, die mich mehr verletzt hätten.
    » Sie sind nicht deine Familie!«, rufe ich. » Sie gehören mir !« Das Blut rauscht mit rasender Geschwindigkeit durch meinen Körper. Ich bin entsetzt von der physischen Gewalt meiner Wut, als sei ein Leck, das jahrelang eingedämmt worden ist, plötzlich aufgebrochen und habe eine Sintflut heraufbeschworen. Als ich auf sie zugehe, scheint der Boden unter mir zu wogen wie das Meer. Meine Hände bekommen die flatternden Enden ihres Tuchs gleich beim ersten Versuch zu fassen. Dass ich ihr Leben buchstäblich in den Händen halte, merkt sie erst, als ich den Wollstoff um meine Handgelenke schlinge und zusammenziehe. Sie will sich zu mir umdrehen, aber ein Reflex veranlasst sie, die Hände zu ihrer Kehle hochzureißen und die Finger zu nutzlosen Klauen zu krümmen, die diese immer enger werdende Schlinge um ihren Hals nicht lockern können. » Sie gehören mir«, schluchze ich, und ich ziehe und ziehe, bis der einzige Atem, der Wolken in die Nachtluft bläst, der meine ist.
    Unter den zahlreichen Schichten ihrer Kleidung ist sie so schlank wie immer. Sie wiegt nicht viel mehr als Alice, und ich kann ihre Leiche tragen, statt

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