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Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Titel: Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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also getan«, sagte er, und mir war, als hörte ich nicht nur Resignation, sondern auch unterschwellige Erleichterung. Oder projizierte ich da meine eigenen Gefühle auf ihn? » Ich wusste, dass etwas nicht stimmte, als sie mich nicht besuchen kam.«
    » Gefunden haben sie… sie nicht, aber sie kann es unmöglich überlebt haben«, sagte ich. » Ich habe eurem Dad geschrieben, als sie weg war und bevor ich… gehört habe, was sie getan hat. Er hat mir nicht geantwortet. Ich nehme nicht an, dass er dir etwas erzählt hat?«
    » Ich habe nichts mehr von ihm gehört, seit er an dem Abend vorbeigekommen ist.« Ich verschloss mein inneres Auge vor dem entsetzlichen Tableau, das diese Bemerkung heraufbeschwor.
    » Bekommst du überhaupt noch jemanden zu sehen?« Aber sofort fragte ich, wer das sein sollte. Rex’ Kreis war noch kleiner gewesen als meiner. Der einzige noch lebende Mensch, der ihn vielleicht würde besuchen wollen, war Nina, und die war irgendwo in der Sonne, meilenweit entfernt von allem, was passiert war. Sie konnte nichts von Biba wissen, dachte ich und wusste nicht, ob ich sie überhaupt jemals von Bibas Selbstmord in Kenntnis setzen sollte. Rex schüttelte langsam den Kopf.
    » Du bist mein erster Besuch«, gestand er. Neue Schuldgefühle wuchsen aus der Erinnerung an all die Abende, die ich in der Schweiz verbracht hatte. Ich war einsam gewesen– sehr einsam–, aber ich hatte meine Freiheit gehabt und so viel Gesellschaft, wie ich brauchte. Er hatte niemanden gehabt.
    » Es tut mir so leid«, sagte ich, ohne zu wissen, für welchen Teil meiner Verwicklung in diesen ganzen Schlamassel ich mich entschuldigen wollte. Ich wollte die Hand nach ihm ausstrecken, aber wieder schmiegte er das Gesicht an Alices Kopf, und diesmal tat er es nicht, um ihren Geruch einzuatmen, sondern um zu weinen. Lautloses Schluchzen schüttelte seinen ganzen Körper. Der Mann am Nachbartisch, ein skelettdürrer Rothaariger mit dem grob tätowierten Wort CYMRU , dem Kennzeichen der walisischen Nationalisten, auf dem Handrücken und einer gestrichelten Linie quer über dem Hals, schaute verachtungsvoll herüber. Rex’ Augen waren rot, aber seine Wangen waren trocken, als er den Kopf von Alice hob. Er sah meine Bestürzung.
    » Das ist okay. Sie haben mich alle schon weinen sehen«, sagte er trocken. » Ich war ziemlich bekannt dafür, als ich neu hier war.«
    » Ich ertrage es nicht, mir vorzustellen, dass du noch neunzehn Jahre hier sein sollst.«
    » Das wird nicht passieren«, sagte er. » Eher werden es vielleicht zwölf sein, bei guter Führung. Ich halte mich bedeckt. Ich schaffe das schon.« Er sah Alice an. » Ich habe ja jetzt einen guten Grund dafür.«
    Sogar die Klingel, die das Ende der Besuchszeit signalisierte, klang wie die in meiner Schule. Rex gab mir Alice zurück; er setzte sie in das Tragetuch und hielt sie fest, während ich das Tuch verknotete. Sein Daumen strich über die elastische, samtene Haut unter ihrem Kinn.
    » Wen hast du eigentlich erwartet?«, fragte ich, als sie sich an meine Schulter schmiegte. » Du wusstest, dass jemand kommt.«
    Er verzog das Gesicht.
    » Die Drop-ins«, sagte er. » Das ist eine wohltätige Gruppe, die Leute besucht, die sonst niemanden haben. Ich dachte, du bist eine von denen. Nach einiger Zeit tut man alles, nur um mal mit einem neuen Menschen zu reden.«
    » Ich komme nächste Woche wieder«, versprach ich. » Ich komme jede Woche wieder, so lange, wie sie brauchen, um dich freizulassen.«
    » Was– du willst mich um meine Stunde mit den Drop-ins bringen?« Er grinste nur kurz. » Sag mal, bist du nur hergekommen, um mir von Biba und dem Baby zu erzählen, oder bist du wieder da? Ich meine, bedeutet es, wir sind wieder zusammen?«
    » Natürlich«, sagte ich. » Außer uns ist doch niemand mehr übrig, oder?«
    Ich beugte mich mit Alice über den Tisch und küsste ihn. Der feine elektrische Strom durchdrang meinen ganzen Körper. Ich biss ihn in die Unterlippe. » Ich liebe dich«, sagte ich.
    Endlich bringe ich den Mut auf, Kontakt mit Alison Larch aufzunehmen. Ich achte darauf, dass meine eigene Nummer nicht angezeigt wird, als ich sie anrufe und so tue, als sei ich eine Redakteurin bei Channel Four, die sie für einen Dokumentarfilm über Frauengefängnisse engagieren will. Die Lüge geht mir leicht über die Lippen. Das ist heutzutage immer so.
    » Gott, das klingt faszinierend«, sagt sie, obwohl ich das Projekt eigentlich nicht detailliert beschrieben habe.

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