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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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hinter David ein wesentlich kleineres, unscheinbares Hotel betrat.

54. K APITEL
    Nach einigem Herumirren hatten Benno und Karl die »Blaue Eule« tatsächlich gefunden. Die anderen reagierten erleichtert auf die Nachricht, daß das Lokal noch existierte. In bezug auf den Garderobier zuckten die beiden Männer allerdings bedauernd mit den Schultern: Leidermüßten sie sich noch einen Tag gedulden, um das herauszufinden. Denn ausgerechnet heute habe die »Blaue Eule« geschlossen. Auf einem Messingschild an der Tür hatten Benno und Karl gelesen, daß das Etablissement an allen andern Tagen der Woche abends um neun Uhr seine Pforte öffnete.
    Ein ganzer Tag in Berlin zur freien Verfügung? Davon abgesehen, daß es allen Beteiligten schwerfiel, ihre Ungeduld und Neugier zu zügeln, hatte dagegen niemand etwas einzuwenden.
    Wanda zuckte mit den Schultern, als David sie fragte, was sie machen wolle. Ein bißchen einkaufen vielleicht? Andererseits hatte sie keine große Lust, durch den immer noch anhaltenden Regen zu laufen. Obwohl sie gleich bei ihrer Ankunft im Hotel Zeitungspapier in ihre Schuhe gestopft hatte, waren sie immer noch feucht.
    Benno, Karl und Gustav wollten unbedingt mit der U-Bahn fahren und danach die Gegend rund um ihr Hotel erkunden.
    Annas Wunsch war, eines der berühmten Museen zu besichtigen – die Kunstwerke würden vielleicht ihre eigene Kreativität anregen, sagte sie. Außerdem wären sie dort im Trockenen. David schlug ihr die Nationalgalerie vor. Er bot außerdem an, sie dorthin zu begleiten.
    So machten er, Wanda und Anna sich am nächsten Morgen nach einem mageren Frühstück auf den Weg.
    Während Anna schon angesichts des großartigen Gebäudes einen Entzückungsschrei nach dem anderen ausstieß, wuchs Wandas innere Unruhe immer mehr. Bilder anschauen? Sich in die Gedankenwelt der Künstler einfühlen? Wo in ihrem eigenen Kopf ein großes Durcheinander herrschte?

    Â»Schau mal, dieser Lichteinfall!« Aufgeregt wies Anna auf ein Bild mit dem Titel »Das Balkonzimmer«. »Dieser Adolph Menzel scheint das Spiel mit Licht und Schatten perfekt beherrscht zu haben! Gemalt 1845, aha …«
    Â»Ich frage mich viel eher, was hinter dem wehenden Vorhang liegt«, sagte Wanda und deutete auf den rechten Teil des Bildes. »Wie sieht wohl die Landschaft außerhalb dieses Zimmers aus?« Sie seufzte sehnsüchtig auf.
    David, der während dieses Wortwechsels mit verschränkten Armen hinter den beiden Frauen gestanden hatte, machte einen Schritt auf Wanda zu.
    Â»Ihre Cousine scheint hier ihren Garten Eden gefunden zu haben!« sagte er und deutete auf Anna, die längst beim nächsten Bild angekommen war. »Ich glaube, Sie käme auch prima allein zurecht. Falls Sie jedoch das Bilderanschauen nicht ganz so paradiesisch finden, hätte ich noch eine andere Idee …«

    Â»Wenn ich mich so umschaue, kann ich mir fast vorstellen, auf der berühmten ›Ladies Mile‹ in New York zu sein! Ihr ›Kaufhaus des Westens‹ ist fast so groß wie Macys!« Wie ein kleines Kind klatschte Wanda in die Hände. »Ach, David, mit Ihrer Idee haben Sie mir eine große Freude gemacht! Ich glaube, ein Einkaufsbummel ist wirklich dazu angetan, meine Nervosität ein wenig zu vertreiben.« Sie legte ihre Hand auf Davids Arm. Mit zügigen Schritten steuerten sie den großen Eckbau an, in dessen fünf Etagen es laut David vom Hosenknopf bis zum Kochtopf, vom Lederstiefel bis zum Modellkleid alles zu kaufen gab.
    David lächelte erleichtert. Auf der Fahrt von der Museumsinsel nach Charlottenburg war Wanda nicht sehr begeistert gewesen. Immer wieder hatte sie auf kleinere Geschäfte gedeutet und wissen wollen, warum sie ihrenEinkaufsbummel nicht dort beginnen konnten, sondern dafür in eine andere Stadt fahren mußten.
    Â»Weil das Kaufhaus des Westens etwas ganz Besonderes ist!« hatte er ihr geantwortet.

    Mehrere Stunden später saßen beide erschöpft und mit großen und kleineren Päckchen beladen in einem Café in der Nähe des Kaufhauses. Es war ein besonders hübsches Café, mit rosagerüschten Gardinen, Blumenbildern an der Wand und sehr elegant aussehenden Gästen, unter denen sich sowohl Wanda als auch David ein wenig hinterwäldlerisch vorkamen.
    Warum habe ich mir nicht wenigstens ein neues Kleid gekauft? fragte sich Wanda

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