Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
über mich gelernt. Von Ihnen. Zum Beispiel, daß ich gar kein so großer Pechvogel bin, wie ich mir immer eingeredet habe. Aber nun …« Sie schaute aus dem Fenster. Das Bild aus der Nationalgalerie fiel ihr ein. Ob der Maler wußte, welche Landschaften hinter dem Vorhang lagen?
    Ihr Blick wanderte zurück zu David, der jedoch mürrisch geradeaus schaute.
    Â»Alles hat seine Zeit – auch das verstehe ich jetzt besser als zuvor. Wenn wir den Ganoven schnappen, werde ich in Lauscha nicht mehr gebraucht.« Sie dachte an den Brief von Pandora, der seit Wochen auf ihrem Nachttisch lag und in dem ihre alte New Yorker Freundin ihr schrieb, daß sie am Ufer des Lago Maggiore eine Tanzschule eröffnet habe und daß Wanda sie unbedingt besuchen müsse. Ja, vielleicht war der Zeitpunkt gekommen, dieser Einladung zu folgen …
    Â»Aha …«, sagte David gedehnt und nickte. »Aha …«, wiederholte er. »So haben Sie sich das also gedacht! Nach geschlagener Schlacht machen Sie sich auf und davon! Was aus Ihren Mitstreitern wird, ist Ihnen egal. Ich bin Ihnen egal!«
    Â»Das stimmt doch nicht!«
    Â»Wanda, Liebste, ich … Eigentlich wollte ich so gar nicht mit Ihnen reden … Ich wollte warten, bis wir unsere Aufgabe erfüllt haben und wieder zurück in der Heimat sind, die Köpfe frei für neue Gedanken. Nun aber …« Er holte tief Luft. »Sie können nicht einfach fortgehen! Sie müssen mir – uns – doch wenigstens eine Chance geben! Seit wir uns kennen, dreht sich alles um dieses elende Geldgeschäft! Bis auf einen Spaziergang hatten wir kaum einmal die Gelegenheit, ein paar persönliche Worte zu wechseln. Dabei habe ich Ihnen so viel zu sagen!« Er hielt inne, schaute sie fragend an.
    Wanda nickte stumm. »Das ist ja alles schön und gut«, murmelte sie. »Aber –«
    Â»Wanda! Ich … ich habe mich in Sie verliebt, unsterblich verliebt! Das müssen Sie doch längst bemerkt haben!«
    In Wandas Ohren brummte es plötzlich so laut, daß ihr davon ganz schwindlig wurde. Genau das hatte sie nicht hören wollen. Genau davor hatte sie Angst! Genau aus diesem Grund hatte sie ihm reinen Wein bezüglich ihrer Pläne eingeschenkt.
    Schon zweimal in ihrem Leben war sie verliebt gewesen. Und am Ende war’s nicht mehr als ein Strohfeuer gewesen.
    Ja, auch sie fand David sympathisch. Mehr als das! Aber sie wollte sich nicht noch einmal verlieben! Was war, wenn sich auch dieses Gefühl nur als Strohfeuer entpuppte? Würde sie jemals wieder ihren eigenen Gefühlen vertrauen können?
    Â»Wanda, Liebste, jetzt schau doch nicht, als ob meine Liebeserklärung etwas Schreckliches bedeutet! Das Gegenteil trifft zu: Wir beide gehören zusammen! Du und ich – gemeinsam sind wir unschlagbar. Ach, was werden wir für aufregende Zeiten vor uns haben! Wir beide –oder besser gesagt: wir drei! Denn solltest du dich für mich entscheiden, würde ich Sylvie lieben wie ein eigenes Kind.«
    Er unterbrach sich, um tief Luft zu holen.
    Â»Gleich beim ersten Mal, als ich dich gesehen habe … Wie du in mein Büro geschwebt bist! Ich glaube, einen Moment lang ist mir wirklich der Atem weggeblieben!«
    Wanda verzog ihren Mund. »Und ich habe damals gedacht: Was hat er nur für einen altmodischen Anzug an! Nun ja, du wolltest wohl älter wirken, als du bist …« Sie grinste.
    Â»Solche Gedanken waren dir in deinem Kostüm und mit Hut natürlich ganz und gar fremd!« spöttelte David. Doch schon im nächsten Moment wurde er wieder ernst.
    Â»Wanda, ich meine es ehrlich. Ich liebe dich. Falls du nicht genauso empfindest –« Er machte eine kleine Pause, als hoffe er, von ihr einen Widerspruch zu hören. Als dieser nicht kam, fuhr er fort: »Liebe kann auch wachsen. Man muß sie nur hegen und pflegen – wie ein zartes Pflänzchen.«
    Â»Sag nicht, das hätte deine Großmutter immer gesagt!«
    David, Sylvie und sie? Aufregende Zeiten? In Sonneberg? Am Rande des gläsernen Paradieses …
    David lächelte. »Ob du es glaubst oder nicht …« Er sprang auf und kniete sich vor ihr hin, die konsternierten Blicke, die ihm von den Nebentischen aus zugeworfen wurden, ignorierend. »Wanda, ich schwöre dir hier und jetzt: Ich gebe die Hoffnung, daß du dich eines Tages in mich

Weitere Kostenlose Bücher