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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Mut, die Umtriebigkeit, den Geschäftssinn! Und natürlich sind Sie auch Thomas Heimers Tochter, von ihm haben Sie die Liebe zu Lauscha, die Leidenschaft für die Glasbläserei. Aber vor allem –« Sacht hob er mit seiner rechten Hand ihr Kinn an, schaute ihr in die Augen. »Vor allem sind Sie Wanda!«
    Wie er sie ansah! Einen Moment lang stieg panischeAngst in ihr auf. Nicht das! Nicht jetzt! Noch mehr verwirrende Gefühle, noch mehr Aufregung konnte sie nicht ertragen. David war ein Freund. Nicht mehr und nicht weniger. Sie entwand sich seiner Hand, senkte die Augen. Das warme Gefühl in ihrem Bauch blieb. Er fand sie also wunderbar.
    Heftiger als gewollt sagte sie: »Wanda, der Unglücksrabe, wie großartig! Glauben Sie mir: Wenn jemand eine Ohrfeige vom Schicksal bekommen hat, dann bin ich das. Am besten lassen Sie sich erst gar nicht weiter mit mir ein, ich bringe jedem nur Unglück!«
    David lachte. »Oje, mir ist jetzt schon angst und bange!« Er zog eine Grimasse, als schlottere er vor Angst.
    Sie wollte ihm unter dem Tisch einen kleinen Tritt versetzen, erwischte aber nur eines ihrer Pakete. »Auf den Arm nehmen kann ich mich auch selbst«, murmelte sie beleidigt.
    Â»Nein, im Ernst«, erwiderte er. »Meine Großmutter, Gott hab sie selig, würde das alles weniger pathetisch ausdrücken. Wo gehobelt wird, fallen Späne, würde sie sagen. Sie sind einfach mutiger, fleißiger und unternehmungslustiger als andere – da geht eben auch einmal etwas schief! Vielleicht sollten Sie sich an diesen Gedanken gewöhnen, statt sich einzureden, ein Unglücksrabe zu sein, bei dem i mmer alles schiefgeht …«
    Â»Hmm, so habe ich es noch gar nicht gesehen …«
    Â»Außerdem …« Er lachte auf. »Langweilig kann man Ihr Leben gewiß nicht nennen! Ständig geschieht etwas, immer wieder probieren Sie sich an etwas Neuem – wer kann schon von sich behaupten, ein solch aufregendes Leben zu führen? Soviel Unternehmungslust und Mut sind doch schön!«
    Das hätte jetzt Richard hören sollen! Wanda verzogdas Gesicht. »Für manch einen bin ich aber auch zu unternehmungslustig! Wissen Sie nicht, daß man von uns Frauen eigentlich erwartet, ein gleichförmiges Leben zu führen?«
    Â»Unsinn. Denken Sie doch nur an Marie, die Glasbläserin, von der Sie mir erzählt haben. Oder denken Sie an Ihre Tante, die Chefin!«
    Während das Serviermädchen Kuchenteller und Tassen abräumte, schaute Wanda David unter niedergeschlagenen Lidern an. Er redete nicht nur dumm daher, seine Worte waren ernst gemeint. Irgendwie erinnerte er sie in seiner Art ein bißchen an ihren Stiefvater.
    David Wagner war ganz anders als die jungen Männer, die sie bisher kennengelernt hatte. Nicht so großspurig wie Richard. Viel interessanter als ihr früherer Verlobter Henry. David war feinfühliger als die meisten anderen. Ohne daß sie etwas hatte sagen müssen, hatte er im Museum gemerkt, wie schrecklich unwohl sie sich fühlte. Und instinktiv hatte er die richtige Zerstreuung für sie herausgesucht.
    Ja, David war jemand, der sich auch um andere kümmerte. Nur ein Mensch, der seinen Platz im Leben gefunden hatte, konnte ein Gespür für andere haben. Und anderen gegenüber großzügig sein. Der Sohn vom Wagner-Wirt …
    Sie holte tief Luft.
    Â»David, ich … ich wollte es Ihnen schon gestern sagen, auf der Zugfahrt. Ich werde Lauscha verlassen, zumindest für einige Zeit.«
    Â»Wie …«
    Â»Bitte lassen Sie mich aussprechen«, unterbrach sie ihn. »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie dankbar ich Ihnen für alles bin. Sie sind mir in den letzten Monaten ein richtig guter Freund geworden – um so schwerer fällt mirmeine Entscheidung. Aber –« Ach, warum mußte im Leben immer alles so kompliziert sein? Warum konnte man es sich nicht einmal leichtmachen? Sich einfach davonschleichen zum Beispiel.
    Â»In der letzten Zeit habe ich viel gelernt«, fuhr sie fort. Ȇber die Lauschaer, die sich nicht unterkriegen lassen. Die zusammenhalten, wenn’s darauf ankommt.« Sie schaute ihn an. »Ich habe gelernt, daß es keine Schande ist zu verlieren. Daß das Scheitern ebenso zum Leben gehört wie das Siegen. Auch wenn das Siegen viel mehr Spaß macht …« Sie lachte leise. »Ich habe auch etwas

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