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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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würde. Daß Ruth ihre Einwilligung zur Hochzeit verweigerte, wurde seinerseits nicht kommentiert, was Ruth das Gefühl gab, daß auch er einer allzu raschen Hochzeit zwischen dem jungen Glasbläser und Wanda gegenüber skeptisch war.
    Oder wollte er seine Tochter einfach nicht aus dem Haus lassen? Verspürte er am Ende dieselbe Eifersucht, die jeden Vater überfiel, wenn die Tochter ihr Herz an einen anderen Mann verlor? Ruth wollte sich mit solchen Gedanken nicht länger aufhalten, deshalb konzentrierte sie sich statt dessen auf den eigentlichen Grund ihres Besuchs. Und wurde am Ende ihr Geld doch noch los: Wenn Thomas die monatlichen Beiträge nicht für Wandas Unterhalt annehmen mochte, dann sollte er sie doch wenigstens für ihre Mitgift aufheben. Falls Wanda und Richard im nächsten Jahr heirateten, würde sie dem jungen Paar gern ein geeignetes Haus schenken wollen. Thomas sagte grimmig, daß er längst dieselbe Idee gehabt habe und darauf bestehe, einen Teil der Kosten zu übernehmen. Er bot sogar an, sich im Laufe der nächsten Monate nach einer geeigneten Immobilie umzuschauen. Ruth willigte ein und schlug vor, in diesem Fall ihr Geld für eine Anzahlung zu verwenden. Am Ende übergab sie Thomas eine stattliche Summe und nannte ihm den Betrag, den er Wanda davonmonatlich auszahlen möge. Ihre Tochter sollte schließlich nicht wegen jedem Paar Strümpfe betteln müssen, sondern sich eine gewisse Unabhängigkeit bewahren!

    Obwohl ihr Besuch bei Heimer gut verlaufen war, weder die alten Geschichten aufgewärmt noch neue Dramen aufgeführt wurden, waren ihre Schritte schwer und müde, als sie sich auf den Heimweg zu Johanna machte. Mit diesem letzten Gang war alles, was sie tun konnte, getan. Die Würfel waren gefallen, sie hatte Wanda an Lauscha verloren, und ihr blieb nichts weiter übrig, als ihrer Tochter Glück zu wünschen.

    Â»Hab ich euch schon gesagt, daß Ruths Telefonnummer auf dem Küchentisch liegt?« Johanna biß sich auf die Unterlippe. »Vielleicht sollte ich noch mal ins Haus laufen und sie mit ein paar Reißzwecken an die Wand heften?«
    Anna lachte. »Mutter! Du hast an mindestens fünf Stellen im Haus Zettel mit Tante Ruths Telefonnummer plaziert – wie oft, glaubst du, werden wir in New York anrufen?«
    Â»Wenn es eine dringende Frage gibt, werdet ihr froh sein, wenn ihr uns erreichen könnt!« gab Johanna spitz zurück und schaute dann unruhig von ihrer Tochter zu dem Berg Gepäck, der gerade auf Hansens Wagen geladen wurde. Im Gegensatz zu Ruths Koffern, die offenbar alle aus derselben Werkstatt stammten, war Johannas und Peters Gepäck ein bunt zusammengewürfelter Haufen von Koffern und Taschen, die allesamt bessere Tage gesehen hatten. Und im Gegensatz zu Johanna weilte Ruth noch immer im Haus und trank eine letzte Tasse Kaffee, in dem sicheren Bewußtsein, daß sich schon irgend jemand um ihre Sachen kümmern würde.
    Â»Die Tasche mit den Mänteln ganz obenauf!« schrie Johanna Emil Hansen zu. »Womöglich wird es schon während der Zugfahrt empfindlich frisch, dann sind wir froh, einen Mantel zum Überwerfen zu haben.«
    Anna verdrehte die Augen. »Ja, ja, man kann nie wissen«, sagte sie laut. »Womöglich schneit es heute mittag!«
    Obwohl es noch früher Morgen war, war es schon ziemlich heiß. Unter dem Geschirr des Zugpferdes hatten sich dunkle Schweißränder gebildet. Immer wieder schlug der Gaul mit seinem Kopf, um die vielen Fliegen, die ihn umschwirrten, loszuwerden.
    Wanda, die ein wenig abseits stand und den Trubel beobachtete, lächelte stumm in sich hinein. Jetzt fehlte nur noch, daß Johanna erneut ihre Dutzende von Notfallisten durchgehen wollte! Dann würde der Wagen, der die Reisenden nach Coburg bringen sollte, sich gar nicht mehr in Bewegung setzen …
    Â»Wie war das mit flatternden Hühnern, denen man am liebsten den Hals umdrehen will?« hätte sie ihre Tante am liebsten gefragt, aber sie verkniff sich eine solche Bemerkung. Es war offensichtlich, daß sich Johanna gerade wie jemand fühlte, dem der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Auch Peter schaute ziemlich verloren drein. Beide erweckten den Eindruck, daß sie ihre Entscheidung, Ruth für einen lange verdienten Urlaub nach Amerika zu begleiten, inzwischen bitter bereuten.
    Vom ersten Tag an hatte Ruth auf die beiden

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