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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Sache selbst willen.
    Â»Hä?« Richard schaute sie irritiert an.
    Â»Ja, denkt doch mal darüber nach! Wenn ein Fremder das kann, können die Lauschaer das doch auch. Das wäre die Lösung!«
    Michel lachte. »Und was für eine Lösung! Da brauchten die Leute nur einen Goldesel, der über Nacht viele Dukaten scheißt, und am nächsten Morgen könnten sie zu Alois gehen, ihm das Geld auf den Tisch legen und fortan glücklich als ihre eigenen Herren bis an ihr Lebensende arbeiten!« Er schüttelte den Kopf. »Märchen kannst du Sylvie erzählen, wir sind dafür leider schon zu alt!« Er schob seinen Teller von sich und griff nach einer Scheibe Brot. Lustlos begann er darauf herumzukauen.
    Â»Aber – ich meine das völlig ernst«, erwiderte Wanda heftig. »Geld kann man sich von der Bank leihen, bestimmt hat dieser Verleger auch nicht den vollen Kaufpreis in bar zu Hause. Und wenn alle zusammenlegen, würde sich die Last auf viele Schultern verteilen. Nur weil so etwas noch nie gemacht wurde, heißt das noch lange nicht, daß es nicht funktioniert, oder?«
    Die Suppe mit den bleichen Speckstücken und den schlecht geputzten Bohnen war inzwischen Nebensache geworden.
    Â»Ich kann dir tausend Gründe nennen, warum so etwas nicht funktioniert«, sagte Richard. »Um nur einen zu nennen: Bei den Glasbläsern kocht jeder sein eigenes Süppchen, da gibt es keinen echten Zusammenhalt. Schau doch nur, wie jeder seine Entwürfe hütet wie einen Schatz! Damit ihm nur ja niemand etwas abguckt. Und dann sollten die sich ausgerechnet bei einer solch großen Sache einig werden?«
    Thomas Heimer nickte. »Richard hat völlig recht, leider!«
    Â»Ihr seid unmöglich.« Wanda lachte auf. »In was füreine Herde von Pessimisten bin ich hier nur geraten! Aber jetzt mal im Ernst: Allen graust es vor dem Gedanken, einen Sonneberger Verleger als Hütteninhaber vorgesetzt zu bekommen. Da liegt es doch nahe, nach einer anderen Lösung zu suchen! Vielleicht brauchen die anderen Glasbläser nur jemanden, der sie ein wenig an die Hand nimmt. Einen mit Tatkraft, Visionen und Unternehmergeist, einen Jungen …« Bedeutungsvoll schaute sie Richard an.
    Â»Vergiß es«, sagte dieser kopfschüttelnd. »Ich bin froh, daß mich das alles nichts angeht. Daß ich unabhängig bin. Und das soll auch so bleiben. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied, heißt es bei uns.« Er warf einen bedeutsamen Blick auf die Mappe mit Unterlagen, die neben ihm auf der Bank lag. Man konnte ihm ansehen, daß ihm das Tischgespräch mehr als lästig war und er darauf brannte, von seinen Neuigkeiten zu berichten.
    Â»Ich verstehe ja, daß du im Augenblick den Kopf voll anderer Gedanken hast«, antwortete Wanda. »Aber –« Sie brach ab, als sie einen Klaps auf die Schulter bekam.
    Â»Meine Tochter, die Amerikanerin! Warte nur ab, Richard, als nächstes kommt sie auf die Schnapsidee, selbst das Unternehmen ›Rettung der Gründler-Hütte vor dem Verleger‹ zu übernehmen!« Thomas lachte.
    Â»Warum eigentlich nicht?« erwiderte Wanda spitz. Warum nahm niemand sie ernst? So verwegen war ihre Idee doch auch wieder nicht, oder?
    Â»Ach, Kind, daß du deinem alten Vater aus seiner mißlichen Lage geholfen hast, ist eine Sache. Aber deshalb brauchst du dir nicht gleich einzubilden, daß du die Allheilbringerin für ganz Lauscha bist! Was weißt du von den Regeln, die in einer Glashütte herrschen?« fragte Thomas leicht gereizt.
    Â»Warst du überhaupt schon jemals in einer Glashütte?Na also!« fügte Richard hinzu, als Wanda den Kopf schüttelte.
    Â»So eine Furzidee hätte genausogut von deiner Mutter oder deiner Tante kommen können! Die wollten auch immer die Welt verändern, am besten von heute auf morgen. Das ist wieder einmal typisch Steinmann!« sagte Michel, der sich bisher sehr zurückgehalten hatte.
    Â»Und warum nicht typisch Heimer?« fuhr Wanda ihn an. »Wie kommt es, daß die Steinmänner immer die Nase vorn haben?« Krampfhaft suchte sie nach einem Argument, das die anderen nicht wie eine lästige Fliege vom Tisch wischen konnten. »Sind euch die Leute von der Gründler-Hütte denn völlig egal? Ist es nicht langsam an der Zeit, daß ihr euch gegen die Verleger wehrt, am besten alle gemeinsam? Ständig machen andere das

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