Das gläserne Paradies
groÃe Geld mit euren Glaswaren, während ihr â¦Â« Sie beugte sich über den Tisch, ohne zu merken, daà ihr Blusenärmel dabei einen der Suppenteller streifte.
»Vater, erst heute vormittag hast du mir erzählt, wie euer Verleger euch unter Druck setzt â da müÃte doch gerade dir daran gelegen sein, etwas an diesem System zu ändern!«
»Etwas am System ändern ⦠Du liebe Güte! Als nächstes erzählst du mir womöglich, daà du in die Ortsgruppe der SPD eintreten wirst.« Thomas stand so abrupt auf, daà sein Stuhl hart über den Boden kratzte.
»Falls es erlaubt ist, gehe ich jetzt wieder an die Arbeit. Während Richard weiter von seiner Ausstellung träumt und Wanda davon, die Welt auf den Kopf zu stellen, verdiene ich solange den Speck für die nächste Suppe. Die hoffentlich besser schmeckt als dieser Fraà hier!« Er nickte düster in Evas Richtung, dann war er weg. Michel folgte ihm auf dem FuÃ.
»Na, das hast du ja prächtig hingekriegt!« sagte Eva. »Erst die Suppe verkochen und dann noch solche Reden schwingen. Du weiÃt doch, wie hart die beiden zur Zeit arbeiten, und trotzdem kommst du daher und störst ihre kurzen Erholungspausen!«
Wanda warf ihr einen verächtlichen Blick zu. Jetzt, wo die Männer weg waren, konnte sie ihre Klappe aufreiÃen! Warum hatte sie nicht vorher ihre Meinung gesagt?
Eva füllte einen frischen Teller mit Suppe und machte sich auf den Weg zu Wilhelm, der seit Tagen das Bett nicht mehr verlassen hatte.
»Ich fasse es nicht!« Verständnislos warf Wanda beide Arme in die Höhe. »Da will ich lediglich ein vernünftiges Gespräch führen über eine Idee, die mir gekommen ist, und werde behandelt wie ein Schwerverbrecher. Oder wie ein Dummkopf!«
»Wanda, Liebes â¦Â« Richard nahm ihre eiskalte Hand in die seine. »Du ⦠du überforderst deinen Vater ein biÃchen. Eva hat recht: Er ist so sehr mit seinem Auftrag beschäftigt â¦Â« Richard zuckte mit der Schulter.
»Und du?« erwiderte Wanda anklagend. »Du hast auch nur deine Ausstellung im Kopf. Dabei ⦠Denk doch mal nach!« Ihr Ton wurde flehend. »Wenn ihr Glasbläser alle zusammen die Gründler-Hütte kaufen würdet, wärst du eine Art Hüttenbesitzer! Du brauchtest deine Rohlinge quasi nicht mehr zu kaufen, sondern könntest sie irgendwie mit deinen Anteilen verrechnen. Und auch für deine Kunst würden sich völlig neue Möglichkeiten eröffnen: Du könntest am groÃen Ofen viel gröÃere Vasen und Schalen herstellen, Werke, die du zu Hause oder in Vaters Werkstatt technisch einfach nicht hinkriegst. Das wär doch was, oder?«
»Von anderen abhängig sein, mich ständig nachjemandem richten zu müssen â ein Alptraum wäre das!« sagte Richard lachend. Er küÃte Wanda schnell hintereinander auf die linke Wange, die rechte Wange, den Mund und die Stirn â kleine Schmatzer, die Wanda zum Lächeln brachten, ob sie wollte oder nicht.
»Ach, Wanda, ich weià ja, daà du es gut meinst, aber manchmal meinst du es vielleicht ein wenig zu gut! Schuster, bleib bei deinen Leisten, heiÃt es hier. Bestimmt gibt es so ein Sprichwort auch in Amerika, oder?« Er wiederholte sein KuÃritual, dann rappelte er sich auf. »Die Arbeit ruft! Wahrscheinlich werde ich heute die halbe Nacht am Bolg sitzen. Wenn du willst, kannst du später gern noch rüberkommen«, sagte er. Besonderer Nachdruck klang in seinen Worten allerdings nicht mit, fand Wanda.
15. K APITEL
Wanda lief die steile StraÃe hinab. Sie war so eilig unterwegs, daà sie fast über das unebene Pflaster gestolpert wäre. Nur mühsam zwang sie sich zu einer langsameren Gehweise.
Am Hüttenplatz angekommen, spielte sie einen Moment lang mit dem Gedanken, einen Umweg zur Glasbläserei Steinmann-Maienbaum zu machen. Seit Johanna und Peter zusammen mit ihrer Mutter abgereist waren, hatte sie ihre Cousine und ihren Cousin nicht mehr gesehen â es hätte Wanda gereizt zu erfahren, wie die beiden zurechtkamen.
Doch statt nach rechts abzubiegen, stapfte Wanda die StraÃe weiter geradeaus.
Zeit für Verwandtenbesuche würde es ein anderes Mal geben. Heute hatte sie ein ganz bestimmtes Ziel!
Obwohl Sylvie wieder einmal die halbe Nacht wach gewesen war und Wanda sie zweimal hatte
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