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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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angesichts der kurzen Zeitspanne überhaupt auf einen solchen zu hoffen? Soviel David wußte, war Siegbert Breuer in all seinen Jahren bei der Bank auch noch nie ein richtig spektakuläres Geschäft gelungen. Hier ein paar Dividenden, da ein leicht gestiegener Aktienkurs – der ältere Kollege vermehrte das Geld seiner Kunden auf redliche Weise. Und kontinuierlich. Aber verflixt noch mal, das allein würde im Fall der Lauschaer Genossenschaft einfach nicht genügen! Über fünfzigtausend Goldmark mußte er erwirtschaften!
    Als David las, daß die führende Waschmittelfabrik Berlins in unmittelbarer Nähe Konkurrenz bekommen hatte – Konkurrenz, die zu günstigeren Konditionen produzierte –, spekulierte er an der Berliner Börse auf fallende Kurse des einstigen Marktführers. An der Hamburger Börse verkaufte David Effekten eines Glühbirnenherstellers in blanco, was bedeutete, daß er sie gar nicht besaß, nur um sie wenige Tage später tatsächlich zu einem niedrigeren Kurs zu kaufen. Im ersten Fall machte er fast dreihundert Goldmark gut, im zweiten Fall belief sich sein Gewinn aufvierhundertachtzig Mark. Diese Anfangserfolge waren natürlich sehr erfreulich, bestätigten sie ihm doch, die Nase richtig im Wind zu haben. Aber würden solche Erfolge ausreichen, um das hochgesteckte Ziel von Wanda Miles und den Männern zu erreichen? David Wagner war mehr als skeptisch.

    Natürlich war Gerhard Grosse nicht begeistert gewesen von der Aussicht, ausgerechnet David mit Zeitgeschäften zu betrauen. Etwas anderes als diese hochspekulative Anlageform kam angesichts der kurzen Zeitspanne nicht in Frage, darüber bestand von Anfang an kein Zweifel. Auch bestand kein Zweifel daran, daß die »freundschaftlichen Bande«, die es zwischen den Familien Flein und Wagner gab, ausschlaggebend waren für Karl Fleins Wunsch, David möge in ihrem Sinne tätig werden. Da Gerhard Grosse seine Angestellten stets ermunterte, persönliche Kontakte fürs Geschäft zu nutzen, konnte er nun, da dies David endlich gelungen war, schlecht etwas dagegen einwenden.
    Statt dessen hatte er gesagt: »Ich bestehe darauf, daß Sie Siegbert Breuer über jeden noch so kleinen Schritt informieren, daß Sie sich jede Aktion von ihm absegnen lassen! Und glauben Sie nicht, diese Eskapade würde zukünftig eine Fortsetzung finden. Falls Ihre bisherige Arbeit nicht mehr Ihren Ansprüchen genügen sollte, dann …« Er hatte seinen Satz bedeutungsschwer ausklingen lassen.
    David Wagner hatte ihm eiligst versichert, daß er zwar in diesem Fall sein Bestes geben werde, ansonsten aber sehr zufrieden sei mit seiner eigentlichen Arbeit. Und daß er keineswegs daran denke, Siegbert Breuer die Arbeit wegzunehmen. Wartet nur, bis ihr seht, wie genial ich bin, dann werdet ihr mich auf Knien anflehen! hatte er jedoch stumm bei sich gedacht.

    Arroganter Angeber!
    Eingebildeter Lackaffe!
    Alter Wichtigtuer!
    An diesem Morgen Mitte August konnte David gar nicht genug Schimpfworte für sich selbst finden.
    Eine ganze Woche war vergangen, seit Wanda Miles ihm das Geld auf den Tisch geknallt hatte.
    Siebenhundertachtzig Mark Gewinn hatte er bisher erwirtschaftet.
    Siegbert Breuer, der zuvor beide Geschäfte abgesegnet hatte, bezeichnete dies als »achtsames Ergebnis«. David Wagner fand andere Worte dafür.
    Versagen auf der ganzen Linie. Stümperei auf hohem Niveau.
    Wenn er mehr Zeit hätte, so zwei, drei Jahre vielleicht …
    Dann würde er eine ordentliche Summe Geld in Neuseeland investieren, und zwar auf Obstplantagen. David wußte zwar nicht, ob und wie so etwas möglich war, aber solche Informationen waren mit etwas Anstrengung zu bekommen. Chinesische Stachelbeeren – David war davon überzeugt, daß sie in den nächsten Jahrzehnten der große Renner auf dem Obstmarkt werden würden, so berühmt wie Bananen oder Ananas, vielleicht sogar noch berühmter. Eine reiche Ernte, extrem lange haltbar und schmackhaft – was konnte sich ein Obstbauer mehr wünschen? Wie diese Frucht aussah, deren Samen erst fünf Jahre zuvor von China nach Neuseeland gebracht worden waren, wußte David nicht, und wahrscheinlich würde er in seinem ganzen Leben auch nie eine davon kosten, aber nur allzugern hätte er in sie investiert.
    Aus der Sicht von Kapitalanlegern fand er auch Klein-Texas interessant. So

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