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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Glück hatte, würde er den Angestellten wohl oder übel aufsuchen müssen. Was ganz und gar nicht in Strobels Sinn war. Nein, eine »zufällige« Begegnung, ein kleines Mittagsmahl unter Männern, die sich auf Augenhöhe begegneten – das wollte er bezwecken! Aber der Zeitfaktor war von größter Wichtigkeit. Und die Zeit rannte ihm davon. Seit seiner Rückkehr aus Berlin war er noch keinen Schritt weitergekommen!
    Strobel atmete tief durch, zwang sich zu innerer Ruhe. Hatte er nicht trotz allem Grund, mit dem Verlauf seiner Planungen zufrieden zu sein? Alle Rädchen griffen bisher ineinander …
    Daß es ausgerechnet David Wagner war, der die wundersame Geldvermehrung für die Lauschaer Glasbläser vornehmen sollte, war in seinen Augen ein Geschenk des Schicksals.
    Â»Der Bursche ist ehrgeizig«, hatte Grosse gesagt, »ehrgeiziger, als ich bislang wahrgenommen habe. Die Lauschaer bestehen darauf, daß er ihre Interessen wahrnimmt. Nun, von mir aus soll er beweisen, was er kann! Dann lernt er auch gleich, daß die süßesten Kirschen immer ganz oben hängen.« An dieser Stelle hatte Grosse jovial gelacht. Strobel hatte in das Lachen mit eingestimmt, es war ihm nicht einmal schwergefallen.
    Nun verzog er das Gesicht, als habe er Zahnschmerzen. Von wegen: »Soll er zeigen, was er kann!« Auch der jungeWagner hatte eine Lektion verdient. Wieviel Spaß würde es machen, zuzusehen, wie seine jugendliche Forschheit unter der Last der Erkenntnis, doch nur klein und unbedeutend zu sein, eintrocknete wie eine Pflanze, die niemand mehr goß! Der Erkenntnis, daß es Männer wie Strobel waren, die die Welt bewegten.
    David Wagner – da tat der Bursche ihm gegenüber so, als wolle er sich bei ihm einschmeicheln, dabei stand er die ganze Zeit in Wahrheit auf der Seite der Glasbläser!
    Die Glasbläser. Seine zukünftigen Arbeiter, ha! Na, die hatten sowieso eine Lektion verdient.
    Und Wanda Miles. Die vor allem. Ach, wie märchenhaft würde das werden!
    Wanda Miles … Die Nichte von Johanna Steinmann. Seine frühere Assistentin.
    Das gleiche Blut. Die gleiche Brut . Gute Anlagen, dafür hatte er einen Blick. Er war inzwischen alt geworden, aber die Wonnen, die er durch Johanna erlebt hatte, waren noch längst nicht vergessen. Sein Rohdiamant. Ach, was war es für eine Lust gewesen, sie zu schleifen! Sie zum Glänzen zu bringen, Facetten herauszuarbeiten, die kein anderer in ihr gesehen hätte. Noch heute sollte sie ihm dafür auf den Knien danken!
    Er hatte sie hart gemacht! Und wie hatte sie es ihm gedankt? Davongerannt war sie und hatte ihm ihren Schläger geschickt. Den Wurm, den sie heute ihren Mann nannte. Den Wurm, dem er sein Hinken und die Schmerzen im Bein bei jedem Wetterwechsel zu verdanken hatte.
    Oh, er wußte Bescheid über sie. Über sie und ihre ganze Brut. Er hatte sie in all den Jahren nicht aus den Augen verloren. Und er haßte sie allesamt.
    Wenn er zurückschaute, was in letzter Zeit immer häufiger vorkam, dann sah er in Johannas Fortgang ausseinem Geschäft einen Wendepunkt. Den Wendepunkt in seinem Leben.
    Der Tag, an dem süßer Wein sauer geworden war.
    Er holte tief Luft. Wenn er damals nicht schnellstens reagiert, nicht sofort seine Spuren verwischt hätte – die Geschichte hätte böse ausgehen können. Nie hätte er gedacht, daß Johanna so zickig reagieren würde! Nur dank seines schnellen Handelns war er unbefleckt aus allem hervorgegangen.
    Daß der Wein – und damit das Leben – nach Johannas Fortgang nicht mehr so schmeckte wie vorher, hatte er erst später bemerkt.
    Und nun hatte das Schicksal ihm einen Weg gezeigt, all das zu revidieren. Ach, süßer Wein würde bald noch süßer schmecken!
    Aber dafür mußte sein Plan erst einmal aufgehen. Der Plan, für den er in Berlin den Grundstein gelegt hatte. Der Plan, den er vergessen konnte, wenn er den jungen Mann von der Bank nicht sehr bald traf.
    Fahrig suchten Strobels Augen wieder einmal die Straße ab.
    Er war sich sehr wohl im klaren darüber, daß sein Vorhaben ein Dutzend Haken und Ösen hatte. Das galt auch für den Fall, daß er diesen Lakaien zwar traf, dieser aber nicht so ansprang, wie Friedhelm Strobel es sich vorstellte.
    Kopfzerbrechen bereitete Strobel auch der Mann, den er sich als Helfershelfer ausgesucht hatte. Gut, er war

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