Das gläserne Paradies
Lippen. Obwohl ihnihr erotischer Tanz faszinierte, gelang es ihm nicht, den Teil seines Gehirns abzuschalten, der mit dem Zweck seiner Berliner Reise beschäftigt war.
War es Zufall gewesen, daà seine Hamburger Bank ihm ausgerechnet jetzt ein vielversprechendes Börsengeschäft vorgeschlagen hatte? Oder war es gar ein Wink des Schicksals?
Gedankenverloren starrte Strobel auf die Bühne, ohne das Geschehen wirklich wahrzunehmen. Wenn das Geschäft tatsächlich so groÃartig liefe, wie es sein Hamburger Bankberater prognostizierte, hätte er Grosses Kredit gar nicht mehr nötig. Trotzdem würde er ihn annehmen, man wollte ja schlieÃlich unauffällig agieren â¦
Die Informationen aus Hamburg waren aber noch sehr viel mehr wert als bares Geld. Sie hatten ihn letztlich auf seine grandiose Idee gebracht, die â
Strobel zuckte zusammen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte.
Santiago. Er hatte ihn nicht kommen hören.
»Alles in Ordnung, mon ami?« Geschmeidig wie eine Katze lieà sich der Wirt der »Blauen Eule« auf einem der winzigen Stühle nieder.
»Hat es mit dem Treffen bei unserem gemeinsamen Freund geklappt?«
Strobel nickte. »Auftrag erteilt, alles erledigt.«
»Sag, brauchst du einen neuen Pa� Hast du vor, dem Deutschen Reich zu entfliehen? Bist du etwa gar in Umstände geraten, die solch ein Vorgehen nötig machen?« Der Wirt lachte.
Strobel lachte mit, machte aber eine abwehrende Handbewegung.
»Ich brauche lediglich ganz bestimmte ⦠Geschäftspapiere, nichts Wichtiges! Aber trotzdem nochmals vielenDank für die Adresse. Der Drucker scheint sein Handwerk zu verstehen.«
Eigentlich hatte Strobel den Wirt um einen weiteren Gefallen bitten wollen, doch nun entschied er sich dagegen. Es tat nicht not, daà Santiago so viel über ihn wuÃte. Einen Helfershelfer für sein Unternehmen würde er auch anderweitig finden.
Er hob sein Glas, prostete dem Wirt zu und nickte dann in Richtung der Bühne. »Ein wildes Kätzchen hast du da.«
»Das gewaltig seine Krallen ausfahren kann! Soll ich es dir später schicken?« Santiago grinste.
»Warum nicht?« sagte Strobel. »Aber zuerst hätte ich gern noch ein Glas Absinth. Oder wird das Gesöff bei euch neuerdings rationiert?«
»Wir sind und bleiben maÃlos, das müÃtest du doch am besten wissen!« Lachend und mit einem weiteren Schlag auf Strobels Schulter verschwand Santiago in Richtung Theke.
Friedhelm Strobel schaute ihm nach. Ein wohliger Schauer lief seinen Rücken hinab, wenn er an die alten Zeiten mit Santiago dachte. Damals, als der Mann von allen nur »der Spanier« genannt worden war. Damals, als ihm ein Etablissement ganz anderer Art gehört hatte. Sicher, auch in der »Blauen Eule« war einiges käuflich. Aber Herren â und Damen â mit auÃerordentlichen Wünschen kamen hier nicht auf ihre Kosten. Leider â¦
Obwohl â wenn er sich die Tänzerin anschaute ⦠Diese weitaufgerissenen Augen, der abwesende Blick, ihr fast tranceartiges Tanzen â¦
»Bravo! Zugabe!«
Das Klatschen der applaudierenden Gäste rià ihn abrupt aus seinen Erinnerungen.
Die Tänzerin sprang von der Bühne und war mitwenigen Schritten an seinem Tisch. »Santiago sagt, ich hätte die Ehre, einen ganz besonderen Gast begrüÃen zu dürfen?« Sie zog den Stuhl, auf dem kurz zuvor der Wirt gesessen hatte, näher an Strobel heran. Dann lächelte sie und leckte ein paar kleine SchweiÃperlen über ihrem Mund ab. Die Haut ihrer Lippen war so prall, als würde sie bald bersten.
Strobel fuhr sich wieder mit der Zungenspitze über die Lippen. Die Nähe der Frau erregte ihn. Unruhig rutschte er auf seinem Stuhl hin und her.
»Ein gelungener Auftritt«, sagte er. »Aber ich bin sicher, daà du noch mehr kannst.« In seinem Rücken spürte er die neidvollen Blicke der anderen Gäste auf sich ruhen.
»Und ob«, flüsterte die Frau und lehnte sich so nah zu ihm herüber, daà ihre nackten Brustwarzen sein Jackett berührten. Er spürte ihre Hand an seinem Knie. Finger, die behende nach oben wanderten, sich durch den schweren Stoff tasteten, die forschten, suchten â¦
Friedhelm Strobel wollte sich schon zurücklehnen, die Augen schlieÃen und â
Im nächsten Moment langte er nach unten, packte
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