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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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seiner dreimonatigen Volontärszeit an der Berliner Börse hatte er noch einige Kontakte – Männer, an denen er penetrant wie eine Klette gehangen hatte, um zu lernen. Manch einer hatte auf den jungen, übereifrigen Volontär mit gelassener Toleranz reagiert, hatte ihm mehr erklärt, als nötig gewesen wäre. Manch anderem war David lästig gewesen. Aber David hatte sich nicht abschütteln lassen.
    Was seine Telegramme anging, konnte er nicht bei allen auf eine Rückantwort hoffen. Warum hätte ihm einer antworten sollen, wenn er nichts wußte? Und warum hätte ihm einer antworten sollen, wenn er etwas wußte? Bei seinen Telefonaten war das anders – hatte er seinen Gesprächspartner erst einmal in der Leitung, mußte dieser schließlich antworten.
    Â»Schlüter-Reederei? Keine besonderen Vorkommnisse.« So oder so ähnlich lauteten die Aussagen, die David hinnehmen mußte.
    Natürlich hatte er auch mit Siegbert Breuer gesprochen. Daß dieser nichts wußte, war offensichtlich, David mußte sich nicht einmal die Mühe machen, sein Schweigen zu deuten. Es sagte David allerdings, daß es Breuer nicht paßte, derartige Fragen von David gestellt zu bekommen. Vermutlich würde er sich unter viel Aufplustern bei Grosse darüber beschweren.
    Sollte er es doch tun!
    Später.
    Jetzt hatte David keine Zeit.
    Denn sein letzter Anruf hatte ihm bestätigt, was er von Strobel erfahren hatte.
    Â»Haben Sie in der letzten Zeit etwas Neues von der Schlüter-Reederei gehört?« hatte er Hans-Dietrich Klamm gefragt, seinen »Lehrherrn« während der Berliner Zeit.
    Â»Und wie um alles in der Welt weiß ein Landei wie du davon?« hatte Klamm, der schlauste unter den alten Füchsen, zurückgefragt.
    Mehr wollte David nicht hören. Alles weitere war süße Zugabe. Rosa Zuckerguß auf einer eh schon üppigen Torte, von der ihm beziehungsweise Wanda Miles beziehungsweise den Glasbläsern bald ein dickes Stück gehören könnte.

34. K APITEL
    Â»Dieses Geschäft ist das beste, das ich Ihnen anbieten kann. Wenn es funktioniert« – David Wagner schaute von Wanda zu ihren Begleitern – »werden Sie in vier bis fünf Wochen über mehr Geld verfügen, als Sie brauchen.« Erlachte auf. »Dann können Sie den alten Schuppen gleich noch ordentlich renovieren!«
    Karl der Schweizer Flein runzelte die Stirn. Daß die Gründler-Hütte, die er fast schon als sein eigen ansah, als »alter Schuppen« bezeichnet wurde, gefiel ihm nicht. Alles andere, was er hörte, hingegen schon.
    Â»Dieses Geschäft – das scheint ja noch aufregender zu sein als die sagenhaften Erfolge eines Regenschirmfabrikanten, von dem ich erst kürzlich gehört habe.« Er kratzte sich am Kopf.
    Wanda, die bisher noch kein Wort gesagt hatte, stöhnte leise und legte eine Hand auf ihren Bauch, als hoffe sie, dadurch das Grummeln unterdrücken zu können. Gleichzeitig schaute sie sich in Wagners Büro um. Alles sah aus wie sonst: der übervolle Schreibtisch, die Regale, aus denen Aktenmappen quollen, die Staubflusen, die in dem hereinfallenden Sonnenlicht wie weiße Wölkchen tanzten. Und dennoch: Irgend etwas war anders. Eine unglaubliche Energie war spürbar. Unwillkürlich holte Wanda tief Luft.
    David Wagners Augen ruhten auf ihrem Gesicht. »Sie fragen sich, woher ich diese Informationen habe.«
    Nicht nur das, wollte Wanda sagen, schwieg aber weiter.
    Konnte es sein? Konnte es wirklich sein? Es gab keine derart erfolgreichen Regenschirmfabrikanten.
    Also gab es doch sicher auch keine derart vom Glück gesegneten Reedereien, oder?
    Dasselbe sagte ihr das nervöse Grummeln in ihrem Bauch.
    Andererseits war sie selbst nicht müde geworden, immer und immer wieder von einem solchen Geschäft zu reden. Darauf zu hoffen. Hatte sie nicht die Männer überredet, darin ihre Chance zu suchen? Nun sah es danach aus, als würden sie tatsächlich eine solche Chance bekommen –und sie zog den Schwanz ein wie ein Hund, der nach dem ersten Kläffen zu feige war, einen Schritt nach vorn zu machen! Der Gedanke gefiel Wanda nicht.
    Um sich abzulenken, versuchte sie sich in Erinnerung zu rufen, was sie von Bremen wußte: Es lag irgendwo im Norden Deutschlands und hatte einen großen Hafen. Zwischen Bremen und New York gab es einen regen Linienverkehr. Während

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