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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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seinem Winken zu folgen. Seine Kollegen hatten nicht schlecht gestaunt, als er wie selbstverständlich auf den Tisch des feingekleideten Herrn zusteuerte. Im Vorübergehen hatte er ihnen freundlich zugenickt, sich im nächsten Moment jedoch gefragt, ob diese Geste nicht ein wenig zu herablassend gewesen war. Nach dem Motto: Schaut her, ich pinkele inzwischen mit den großen Hunden! Andererseits: Wenn er lernen wollte, sich irgendwann mit derselben Selbstverständlichkeit in der Öffentlichkeit zu bewegen wie Strobel, mußte er sich an die Wirkung solcher Auftritte gewöhnen.
    Strobel hatte darauf bestanden, für ihn zu bestellen. Zuerst hatten sie ein wenig über dieses und jenes geplaudert. Krampfhaft hatte David dabei nach Themen aus seiner Zeitungslektüre gesucht, mit denen er einen Mann wie Strobel hätte unterhalten können – schließlich sollte derihn nicht für einen Langweiler halten. Als dann sein Essen serviert worden war, hatte Strobel das Gespräch auf Wanda Miles und die Aktiengeschäfte gebracht.
    Â»Der große Coup – darauf warten viele Menschen ein Leben lang«, seufzte Strobel jetzt auf. »Ich glaube allerdings kaum, daß Alois Gründler bereit wäre, so lange auf den Kaufpreis seiner Hütte zu warten. Hoffen wir also, daß Sie Ihren Coup schnellstmöglich landen …«
    David lachte gequält. Was wollte der Mann von ihm? Ihn aushorchen? Nein, dann hätte er doch bohrende Fragen gestellt und es nicht bei ein, zwei humorigen Kommentaren belassen. Andererseits war sein Interesse an dem Geschäft offensichtlich. Nun ja, daß er über seine »Konkurrenz« Bescheid wissen wollte, war ihm nicht zu verdenken.
    Â»Der große Coup«, wiederholte Strobel erneut und riß David damit aus seinen Gedanken.
    Â»Wenn ich das so sagen darf, mein junger Freund –«
    Bei dieser Anrede wand sich David innerlich wie ein Wurm, nickte Strobel aber gleichzeitig höflich zu. Mein junger Freund – brrr! Warum mußten manche Leute so furchtbar gestelzt daherreden?
    Â»Vielleicht befinden Sie sich damit auf dem Holzweg?« Das Mokkatäßchen auf halbem Weg zwischen Lippen und Tisch haltend, schaute Strobel ihn bedeutsam an. »Vielleicht genügt manchmal einfach ein Quentchen Glück!« Er beugte sich vor.
    Unwillkürlich wich David ein Stück zurück. Er hätte nicht sagen können, warum ihm jedesmal ein wenig unwohl war, wenn der Mann ihm nahekam.
    Â»Ich glaube kaum, daß die Lauschaer mit mir zufrieden wären, wenn ich mich allein aufs Glück verlassen würde!« So ein blödes Gerede, dachte er insgeheim. Fast sehnsüchtig schaute er zu seinen drei Kollegen hinüber, die einKartenspiel aus der Tasche gezogen hatten und gerade ein Blatt verteilten.
    Strobel lächelte milde. »Ach, das würde ich nicht sagen. Schauen Sie mich an: Durch puren Zufall bin ich an Informationen gekommen, die mich wahrscheinlich in den kommenden Wochen noch reicher machen werden. Natürlich könnte man darüber streiten, ob es allein Glück war oder ich diese Informationen nicht doch äußerst guten Kontakten zu verdanken habe. Wie dem auch sei – haben Sie schon einmal etwas von der Bremer Schlüter-Reederei gehört?«
    David schüttelte den Kopf.
    Â»Das müssen Sie auch nicht. Die Schlüter-Reederei besteht zwar aus einer sehr stattlichen Flotte von Kähnen und gehört somit zu den größeren ihrer Branche. Aber bei genauerer Betrachtung muß man feststellen, daß die Schiffe vorwiegend in der Nordsee dümpeln, statt ihren Besitzern etwas einzubringen. Dementsprechend billig waren die Aktien bisher zu haben – der jeweilige Spekulant mußte ständig fürchten, daß die Reederei in Konkurs geht!« Strobel lachte erneut.
    Â»Und das hat sich nun geändert?« fragte David, und seine Stimme war dabei eine Spur zu hoch. Warum hatte er von dem Unternehmen noch nie gehört? Wenn es eine Aktiengesellschaft war, hätte der Name doch irgendwo schon einmal auftauchen müssen! Wahrscheinlich waren für diese Firma wirklich kaum Aktienbewegungen notiert worden. Oder hatte er wichtige Informationen einfach überlesen? Wenn ja, was hatte er dann auf seiner Suche noch alles übersehen?
    Strobel grinste breit, was ihm jede Spur von Eleganz nahm und ihm gleichzeitig ein verwegenes Aussehen verlieh. David lauschte gebannt

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