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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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seinen Ausführungen.
    Strobel hatte offenbar noch immer beste Kontakte zur Hamburger Finanzwelt, in der seine Familie wohl einst eine nicht unerhebliche Rolle gespielt hatte. Hamburg, Bremen, dazu Kontakte zur Welt der Reeder … Hier machte Strobel ein äußerst bedeutungsvolles Gesicht. So käme man an Informationen, die eigentlich unter Verschluß gehörten … Geheim waren. Sehr geheim. Flüstertongeheim.
    Heißt es nicht, Strobel käme aus Berlin? dachte David kurz, hatte aber weder Zeit, diese Frage zu stellen, noch, weiter darüber nachzudenken.
    Laut Strobel wurde darüber geflüstert, daß die fragliche Reederei, die bisher ständig kurz vor dem Ende stand und deren Aktien keinen Pfifferling wert waren, nun kurz vor dem Abschluß eines Rahmenvertrags mit einer Baumwollplantage in den amerikanischen Südstaaten stünde. Sehr geheim. Nichts, worüber man bisher in den Zeitungen lesen konnte. Fast alle Schlüter-Frachter seien derzeit schon auf dem Weg nach Mississippi, um Ware aufzunehmen und sie nach Bremen zu bringen. Sollte bei dieser ersten Lieferung alles glatt- und keines der Schiffe verlorengehen – hier klatschte Strobel in die Hände –, wäre der Rahmenvertrag perfekt, die Schlüter-Reederei auf Jahre gerettet und die Aktien … Strobels rechte Hand flatterte wie ein Vogel in die Höhe.
    Â»Natürlich habe ich einiges an Geldern flüssiggemacht und investiert«, endete er. Im nächsten Moment riß er seine Augen auf, die sich gleich wieder verengten und David intensiv musterten. David mußte gegen das mulmige Gefühl ankämpfen, sich Auge in Auge mit einer gefährlichen Raubkatze zu befinden.
    Â»Es wäre mir sehr daran gelegen, wenn Sie diese Information für sich behielten. Ihr von mir hochgeschätzterChef Gerhard Grosse wäre sicher allzu betrübt zu erfahren, daß ich weiterhin auch Geschäfte mit anderen Banken mache.«
    David nickte langsam. Die Bewegung tat ihm weh. Sein Hals und Nacken fühlten sich steif und eingerostet an.
    Â»Warum erzählen Sie mir das alles?« platzte er heraus.
    Â»Ich meine – was haben Sie davon? Ihnen muß doch klar sein, daß ich gleich nachher« – er nickte in Richtung Bankhaus Grosse – »selbst Informationen über diese Reederei einholen werde …« Wobei die große Frage lautete: Waren seine Informationsquellen gut genug, um schon von dem »Flüstern« gehört zu haben?
    Bremen! Da sinnierte er tagelang über Jute in Bremen, und nun schien Baumwolle der Schlüssel zum Glück zu sein? Wieviel konnte man auf Strobels Geschwätz geben? Wollte der Mann ihn auf eine falsche Fährte bringen? Aber was hätte er davon? Und was hätte er davon, wenn seine Informationen wahr wären?
    Strobel lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, und David bewunderte die souveräne Art, in der er dies tat. Kein Wackeln der Lehne, kein Quietschen der Stuhlbeine, eine schlichte Geste, aber sie sagte alles aus über einen Mann, der sich mehr als wohl fühlte in seiner Haut.
    Â»Zum einen möchte ich Ihnen damit sagen, daß das Glück auch zu Ihnen kommen kann. So, wie es mir hold gewesen ist. Zum andern …« – er legte eine bedeutsame Sprechpause ein – »können Sie sich gern und jederzeit über die Reederei informieren – auch hier zähle ich auf Ihre Diskretion –, und Sie werden alle meine Angaben bestätigt finden. Aber –« Erneut unterbrach sich Strobel, bevor er leise fortfuhr: »Selbst wenn Sie beschließen sollten, ebenfalls auf diesen Zug zum großen Geld aufzuspringen, wird Ihnen das nicht gelingen, denn offiziell sind keineAktien mehr auf dem Markt zu haben. Es gibt lediglich noch eine einzige Quelle …«

    Es war immer dieselbe Frage, die David stellte:
    Â»Haben Sie in der letzten Zeit etwas Neues von der Schlüter-Reederei gehört?« Er erklärte nichts weiter, er führte nichts aus, lieferte keine Hintergrundinformationen.
    Er stellte nur diese eine Frage.
    Hatte sein Gesprächspartner einen Telefonanschluß, stellte er sie persönlich. Hatte er keinen, schickte er ein Telegramm. Sollten Grosse oder Siegbert Breuer ihm doch angesichts der horrenden Kosten, die er damit verursachte, den Kopf abreißen!
    Wenn sie es nur später taten.
    Denn jetzt hatte er dafür keine Zeit.
    Aus

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