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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Gründler-Hütte werden, warum hat er dann nicht längst sein Kreditgesuch und somit sein Interesse zurückgezogen? Ich meine, dann hätte unsere Genossenschaft doch bestimmt den Kredit von Ihrer Bank bekommen, oder? Und all das hier« – sie wies auf Davids Schreibtisch – »wäre unnötig gewesen.«
    Karl und die anderen Männer runzelten die Stirn.
    David Wagner räusperte sich. »Ehrlich gesagt habe ichmich das auch schon gefragt, bin aber noch zu keinem Ergebnis gekommen. Ich nehme an, er wird sich spätestens in dem Moment zurückziehen, in dem Sie die Kaufsumme aufgetrieben haben.«
    Â»Aber –«, hob Wanda an, doch Wagner unterbrach sie.
    Â»Was mich betrifft, schwöre ich Ihnen, daß ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, damit Sie die Gründler-Hütte kaufen können. Allerdings hat die Sache noch einen kleinen Haken …«
    Â»Ein Haken, na so etwas!« spottete Karl.
    David Wagner erklärte, daß der Aktienkurs der besagten Reederei zwar derzeit extrem niedrig notiert werde, daß es die Papiere aber an keinem Börsenplatz Deutschlands zu kaufen gebe. Es sei einfach nichts auf dem Markt! Allerdings weile ein Berliner Aktienhändler – eine Art Privatier – in Sonneberg, der einen dicken Stapel der begehrlichen Papiere zu veräußern habe. Sie seien für eine Familie des reichen Landadels bestimmt gewesen, die nun aber urplötzlich einen finanziellen Engpaß erleide und von dem Geschäft Abstand nehmen müsse. Von besagtem Aktienhändler beziehe auch Wagners Informant, der Verleger, seine Papiere. Er habe in der Vergangenheit schon einige lukrative Geschäfte mit ihm abgewickelt.
    Die Information, daß der Verleger selbst ebenfalls investierte, wurde mit neuem Interesse aufgenommen. Das Grummeln in Wandas Bauch verstummte für einen Moment.
    Vielleicht …
    Â»Die Papiere sind in Ordnung! Ich habe mich gestern mit diesem Herrn aus Berlin getroffen, habe die Aktien selbst in Augenschein genommen und genauestens geprüft! Alles geht mit rechten Dingen zu.« David Wagnerlachte. »Es ist unglaublich – aber wir reden hier wirklich über den großen Coup …« Sein Lachen wurde mit Schweigen quittiert.
    Â»Vielleicht sind wir zu mißtrauisch, was meinst du, Gustav?« sagte Karl schließlich.
    Gustav zuckte mit den Schultern. »Hört sich nicht schlecht an.«
    Â»Und wo ist nun der Haken, von dem Sie sprachen?« fragte Wanda. Der Berliner Aktienhändler schien ihr doch eher ein Glücksfall zu sein.
    Wagner erklärte, daß das Bankhaus Grosse bei der Lage der Dinge nicht als Zwischenhändler auftreten werde. Daß sein Chef Gerhard Grosse es abgelehnt habe, in dieser Angelegenheit tätig zu werden. Wären die Aktien an einer der Börsen frei käuflich gewesen …
    Sollte die Lauschaer Genossenschaft die Aktien allerdings auf eigenes Risiko erwerben und sollten diese dann zu einem späteren Zeitpunkt an das Bankhaus übergeben werden, sei Grosse bereit, sie an der Börse zu verkaufen. Gegen die übliche Provision, das verstehe sich von selbst.
    Â»Natürlich«, knurrte Karl.
    Â»Selbstredend«, murmelte Gustav.
    Â»Hmm«, brummelte Martin Ehrenpreis.
    Und Wanda schwieg. Lauschte in ihren Bauch. Konnte nichts mehr hören. Wußte nicht, ob dies ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. Sie suchte in Wagners Miene nach einer Antwort.
    Â»Ich kann und will Ihnen Ihre Entscheidung nicht abnehmen«, sagte er, und seine Wangen waren mit hektischen roten Flecken übersät.
    Â»Aber … Die Bank kann Ihnen kein besseres Geschäft anbieten. Wir haben nur diese eine Chance. Und wenn wir die nicht beim Schopfe packen …«

35. K APITEL
    Es war einer dieser Tage, von denen Anna recht bald wußte, daß sie nicht mehr besser wurden: Gleich am Morgen war es mit der Nachricht losgegangen, daß zwei der Verpackerinnen an der Sommergrippe litten und nicht zur Arbeit kommen konnten. Dann traf der Wagen ein, der eine Ladung Christbaumschmuck für einen Großhändler in Frankreich abholen sollte. Anna, die noch dabei war, das Tagewerk umzuverteilen, hatte Johannes nach draußen geschickt, damit er das Beladen überwachte. Erst als der Wagen längst weg war, hatte sie gemerkt, daß ihr Bruder drei Kisten übersehen hatte. Drei Kisten! Die man nun mühselig per Bahn

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