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Das Glasperlenspiel

Das Glasperlenspiel

Titel: Das Glasperlenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Hesse
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eigentlichen Exponenten und Repräsentanten des kastalischen Geistes geworden; gegenüber den uralten, aus vorkastalischen Epochen überkommenen
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    Disziplinen, wie Grammatik, Astronomie, Mathematik oder Musik, waren meditative Geisteszucht und Glasperlenspiel ja auch die für Kastalien eigentlich charakteristischen Güter. So war es nicht ohne Bedeutung, wenn ihre beiden derzeitigen Vertreter und Leiter in einem freundschaftlichen Verhältnis zueinander standen, es war für beide eine Bestätigung und Erhöhung ihrer Würde, eine Zugabe an Wärme und
    Zufriedenheit im Leben, ein Ansporn mehr zur Erfüllung ihrer Aufgabe: in ihren Personen die beiden innersten, die sakralen Güter und Kräfte der kastalischen Welt darzustellen und vorzuleben. Für Knecht also bedeutete das eine Bindung mehr, ein Gegengewicht mehr gegen die in ihm großgewordene Tendenz zum Verzicht auf dies alles und zum Durchbruch in eine andre, neue Lebenssphäre. Dennoch entwickelte diese Tendenz sich unaufhaltsam weiter. Seit sie ihm selbst völlig bewußt geworden war, dies mag etwa im sechsten oder
    siebenten Jahr seines Magistrates gewesen sein, hatte sie sich erkräftigt und war von ihm, dem Mann des »Erwachens«, ohne Scheu in sein bewußtes Leben und Denken aufgenommen
    worden. Seit jener Zeit etwa, glauben wir sagen zu dürfen, war der Gedanke an den kommenden Abschied von seinem Amte und von der Provinz ihm vertraut - manchmal in der Art, wie einem Gefangenen der Glaube an Befreiung es ist, manchmal auch so, wie einem Schwerkranken das Wissen um den Tod es sein mag. In jener ersten Aussprache mit dem wiedergekehrten Jugendkameraden Plinio hatte er ihm zum erstenmal Ausdruck in Worten gegeben, möglicherweise nur um den schweigsam und verschlossen gewordenen Freund zu gewinnen und
    aufzuschließen, vielleicht aber auch, um mit dieser ersten Mitteilung an einen andern seinem neuen Erwachen, seiner neuen Lebensstimmung einen Mitwisser, eine erste Wendung nach außen, einen ersten Anstoß zur Verwirklichung zu geben.
    In den weiteren Gesprächen mit Designori nahm Knechts Wunsch, irgendeinmal seine jetzige Lebensform abzulegen und
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    den Sprung in eine neue zu wagen, schon den Rang eines Entschlusses ein. Inzwischen baute er die Freundschaft mit Plinio, der nun nicht mehr nur durch Bewunderung, sondern ebensosehr durch die Dankbarkeit des Genesenden und
    Geheilten an ihn gebunden war, sorgfältig aus und besaß in ihr eine Brücke zur Außenwelt und ihrem mit Rätseln beladenen Leben.
    Daß der Magister seinem Freunde Tegularius erst sehr spät Einblick in sein Geheimnis und seinen Plan eines Ausbruches gegönnt hat, darf uns nicht wundern. So wohlwollend und fördernd er jede seiner Freundschaften gestaltet hat, so selbständig und diplomatisch hat er sie doch zu überblicken und zu leiten gewußt. Nun war mit dem Wiedereintritt von Plinio in sein Leben für Fritz ein Nebenbuhler auf den Plan getreten, ein neualter Freund mit Ansprüchen an Knechts Interesse und Herz, und dieser konnte wohl kaum darüber erstaunt sein, daß Tegularius darauf zunächst mit heftiger Eifersucht reagierte; ja für eine Weile, bis er nämlich Designori vollends gewonnen und richtig eingeordnet hatte, mag dem Magister die schmollende Zurückhaltung des andern eher willkommen gewesen sein. Auf die Dauer freilich war eine andere Erwägung wichtiger. Wie war sein Wunsch, sich Waldzell und der Magisterwürde sachte zu entziehen, einer Natur wie Tegularius mundgerecht und verdaulich zu machen?
    Wenn Knecht einmal Waldzell verließ, so ging er diesem Freunde für immer verloren; ihn auf den schmalen und gefährlichen Weg, der vor ihm lag, mitzunehmen, daran war nicht zu denken, selbst wenn jener wider alles Erwarten die Lust und den Wagemut dazu aufbringen sollte.
    Knecht wartete, überlegte und zögerte sehr lange, ehe er ihn zum Mitwisser seiner Absichten machte. Schließlich tat er es doch, als sein Entschluß zum Aufbruch längst fest geworden war. Es wäre ihm allzusehr gegen die Natur gewesen, den Freund bis zuletzt blind zu lassen und gewissermaßen hinter
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    seinem Rücken Pläne zu betreiben und Schritte vorzubereiten, deren Folgen ja auch jener würde mitzutragen haben.
    Womöglich wollte er ihn, ebenso wie Plinio, nicht nur zum Mitwisser, sondern zum wirklichen oder doch eingebildeten Mithelfer und Mittäter machen, da Aktivität jede Lage leichter nehmen hilft.
    Knechts Gedanken über einen drohenden Niedergang des kastalischen Wesens waren

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