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Das Glasperlenspiel

Das Glasperlenspiel

Titel: Das Glasperlenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Hesse
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seinem Freunde natürlich längst bekannt, soweit eben er sie mitzuteilen gewillt und jener sie aufzunehmen bereit war. An sie knüpfte der Magister an, als er entschlossen war, sich dem andern zu eröffnen. Wider sein Erwarten und zu seiner großen Erleichterung nahm Fritz das ihm vertraulich Mitgeteilte nicht tragisch, vielmehr schien ihn die Vorstellung, daß ein Magister seine Würde der Behörde wieder hinwerfe, den Staub Kastaliens von den Füßen schüttle und sich ein Leben nach seinem eigenen Geschmacke wähle, angenehm anzuregen, ja zu belustigen. Als Einzelgänger und Feind aller Normierung war Tegularius stets auf Seiten des einzelnen gegen die Behörde gewesen; die offizielle Macht auf geistreiche Art zu bekämpfen, zu necken, zu überlisten, dazu war er stets zu haben.
    Damit war Knecht der Weg gewiesen, und aufatmend, mit einem innern Lachen, ging er alsbald auf des Freundes Reaktion ein. Er ließ ihn bei der Auffassung, es handle sich um eine Art von Handstreich gegen die Behörde und den Beamtenzopf, und wies ihm bei diesem Streich die Rolle eines Mitwissers, Mitarbeiters und Mitverschworenen zu. Es sollte ein Gesuch des Magisters an die Behörde ausgearbeitet werden, eine
    Aufstellung und Erläuterung all der Gründe, welche ihm den Rücktritt von seinem Amte nahelegten, und die Vorbereitung und Ausarbeitung dieses Gesuches sollte hauptsächlich Tegularius' Aufgabe sein. Vor allem sollte er sich Knechts geschichtliche Auffassung vom Entstehen, Großwerden und jetzigen Stand Kastaliens zu eigen machen, sodann historisches Material sammeln und Knechts Wünsche und Vorschläge daraus
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    belegen. Daß er damit auf ein bisher vom ihm abgelehntes und verachtetes Gebiet eingehen mußte, auf die Beschäftigung mit der Historie, schien ihn nicht zu stören, und Knecht beeilte sich, ihm dazu die nötigen Anweisungen zu geben. Und so vertiefte sich denn Tegularius mit dem Eifer und der Zähigkeit, die er für abseitige und einsame Unternehmungen aufzubringen
    vermochte, in seine neue Aufgabe. Ihm, dem hartnäckigen Individualisten, erwuchs ein merkwürdig grimmiges Vergnügen aus.diesen Studien, die ihn in den Stand setzen sollten, den Bonzen und der Hierarchie ihre Mängel und Fragwürdigkeiten nachzuweisen oder doch sie zu reizen.
    An diesem Vergnügen hatte Josef Knecht ebensowenig teil, wie er an einen Erfolg der Bemühungen seines Freundes glaubte. Er war entschlossen, sich aus den Fesseln seiner jetzigen Lage zu lösen und für Aufgaben, die er auf sich warten fühlte, frei zu machen, aber es war ihm klar, daß er weder die Behörde durch Vernunftgründe überwinden noch einen Teil des hier zu Leistenden auf Tegularius ab- laden könne. Diesen beschäftigt und abgelenkt zu wissen für die Zeit, da er noch in seiner Nähe leben würde, war ihm jedoch sehr willkommen.
    Nachdem er beim nächsten Zusammenkommen Plinio Designori davon erzählt hatte, fügte er hinzu: »Freund Tegularius ist nun beschäftigt und für das entschädigt, was er durch deine Wiederkehr meint verloren zu haben. Seine Eifersucht ist schon beinahe geheilt, und die Arbeit an seiner Aktion für mich und gegen meine Kollegen bekommt ihm gut, er ist nahezu
    glücklich.
    Aber glaube nicht, Plinio, daß ich mir von seiner Aktion irgend etwas verspreche, außer eben dem Guten, das sie für ihn selber hat. Daß unsre oberste Behörde dem geplanten Gesuch Folge geben wird, ist völlig unwahrscheinlich, ja unmöglich, höchstens wird sie mir mit einer sanft rügenden Vermahnung antworten. Was zwischen meinen Absichten und deren
    Verwirklichung steht, ist das Grundgesetz unsrer Hierarchie
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    selbst, und eine Behörde, die ihren Glasperlenspielmeister auf ein noch so überzeugend begründetes Gesuch hin entläßt und ihm eine Tätigkeit außerhalb Kastaliens zuweist, würde mir auch gar nicht gefallen. Außerdem ist Meister Alexander von der Ordensleitung da, ein Mann, der durch nichts zu beugen ist.
    Nein, diesen Kampf werde ich schon allein ausfechten müssen.
    Aber lassen wir also erst Tegularius seinen Scharfsinn üben!
    Wir verlieren dadurch nichts als ein wenig Zeit, und die brauche ich ohnehin, um hier alles so geordnet zurückzulassen, daß mein Abgang ohne Schaden für Waldzell erfolgen kann. Du aber mußt mir inzwischen drüben bei euch eine Unterkunft und Arbeitsmöglichkeit schaffen, sei es noch so bescheiden, im Notfall bin ich mit einer Stelle etwa als Musiklehrer zufrieden, es braucht nur ein Anfang, ein Sprungbrett zu

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