Das Glasperlenspiel
der feierlichen Schönheit des Augenblicks und dem beglückenden Gefühl seiner Jugend
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und Kraft, reckte die Glieder mit rhythmischen Bewegungen der Arme, welchen bald der ganze Körper folgte, um in einem enthusiastischen Tanz den Tagesanbruch zu feiern und sein inniges Einverständnis mit den um ihn wogenden und
strahlenden Elementen auszudrücken. Seine Schritte flogen der siegreichen Sonne freudig huldigend entgegen, wichen ehrfürchtig vor ihr zurück, die ausgebreiteten Arme zogen Berg, See und Himmel an sein Herz, niederkniend schien er der Erdmutter, händebreitend den Wassern des Sees zu huldigen und sich, seine Jugend, seine Freiheit, sein innig aufflammendes Lebensgefühl wie eine festliche Opfergabe den Mächten anzubieten. Auf seinen braunen Schultern spiegelte das Sonnenlicht, seine Augen waren gegen die Blendung halb geschlossen, das junge Gesicht starrte maskenhaft in einem Ausdruck von begeistertem, beinahe fanatischem Ernst.
Der Magister war, auch er, vom feierlichen Schauspiel des anbrechenden Tages in dieser felsig schweigenden Einsamkeit ergriffen und bewegt. Mehr aber als dieser Anblick ergriff und fesselte ihn der menschliche Vorgang vor seinen Augen, der festliche Morgen- und Sonnenbegrüßungstanz seines Schülers, der den halbfertigen, von Launen beherrschten Jüngling in einen wie gottesdienstlichen Ernst hinanhob und ihm, dem Zuschauer, seine tiefsten und edelsten Neigungen, Begabungen und Bestimmungen in einem Augenblick ebenso plötzlich, strahlend und enthüllend eröffnete, wie das Erscheinen der Sonne dies kalte finstere Bergseetal erschlossen und durchleuchtet hatte.
Stärker noch und bedeutender erschien ihm der junge Mensch, als er ihn sich bisher gedacht ha tte, aber auch härter, unzugänglicher, geistferner, heidnischer.
Dieser Fest- und Opfertanz des panisch Begeisterten war mehr, als die Reden und Verse des jungen Plinio einst gewesen waren, er rückte ihn um manche Stufe höher, ließ ihn aber auch fremder, ungreifbarer, dem Anruf unerreichbarer erscheinen.
Der Knabe selbst war von diesem Enthusiasmus ergriffen
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worden, ohne zu wissen, wie ihm geschah. Es war nicht etwa ein ihm schon bekannter, von ihm schon getanzter oder versuchter Tanz, den er ausführte; es war kein ihm schon geläufiger, von ihm erfundener Ritus der Sonnen- und Morgenfeier, und es hatte, wie er erst etwas später erkennen sollte, an seinem Tanz und seiner magischen Besessenheit nicht nur Gebirgsluft, Sonne, Morgen und Freiheitsgefühl teil, sondern nicht minder die auf ihn wartende Wandlung und Stufe seines jungen Lebens, erschienen in der so freundlichen wie ehrfurchtfordernden Gestalt des Magisters. Vieles traf in dieser Morgenstunde im Schicksal des jungen Tito und in seiner Seele zusammen, um die Stunde vor tausend andern als eine hohe, festliche, geweihte auszuzeichnen. Ohne zu wissen, was er tue, ohne Kritik und ohne Argwohn, tat er, was der selige Augenblick von ihm verlangte, tanzte seine Andacht, betete zur Sonne, bekannte in hingegebene n Bewegungen und Gebärden seine Freude, seinen Lebensglauben, seine Frömmigkeit und Ehrfurcht, brachte stolz zugleich und ergeben der Sonne und den Göttern im Tanz seine fromme Seele zum Opfer dar und nicht minder dem
Bewunderten und auch Gefürchteten, dem Weisen und Musiker, dem aus geheimnisvollen Bezirken kommenden Meister des magischen Spieles, seinem künftigen Erzieher und Freunde.
Dies alles, gleich dem Lichtrausch des Sonnenaufgangs, währte nur Minuten. Ergriffen sah Knecht dem wunderbaren Schauspiel zu, in welchem der Schüler vor seinen Augen sich verwandelte und enthüllte, ihm neu und fremd und vollwertig als seinesgleichen entgegentrat. Beide standen sie auf dem Gehsteige zwischen Haus und Hütte, von der Lichtfülle aus Osten gebadet und vom Wirbel des eben Erlebten tief erregt, als Tito, kaum hatte er den letzten Schritt seines Tanzes getan, aus dem Glückstaumel erwachte und wie ein beim einsamen Spielen überraschtes Tier stehenblieb, gewahr werdend, daß er nicht allein sei, daß er nicht nur Ungewöhnliches erlebt und getan, sondern auch einen Zuschauer dabei gehabt habe. Blitzschnell
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folgte er dem ersten Einfall, der ihm ermöglichte, aus der Lage zu entkommen, die er plötzlich als irgendwie gefährlich und beschämend zu erkennen meinte, und die Zauber dieser wunderlichen Augenblicke, die ihn so völlig eingesponnen und überwältigt hatten, kräftig zu durch- brechen.
Sein eben noch alterslos
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