Das Glueck Beginnt in Dir
man sich ausgelassenem Jubel hingegeben. Offensichtlich hat das Lachen an Ostern etwas mit dem dritten Tag zu tun, an dem Jesus auferstanden ist. Der Brauch des Osterlachens war in der mittelalterlichen Kirche bei den Leuten sehr beliebt. Doch die Bischöfe versuchten, diesen Brauch immer wieder zu unterbinden. Er schien ihnen nicht angemessen zu sein für den heiligen Raum der Kirche. Offensichtlich hatte aber das Volk ein tiefes Gespür dafür, dass an Ostern die Lebenslust über den Tod gesiegt hat.
14. APRIL :
Lust am Leben
Auferstehung meint den Sieg des Lebens über den Tod, Und das Leben verbanden die Menschen auch damals mit Lust. Leben ist Lust, nicht nur Lust des Geistes, sondern auch körperliche Lust. Jesus sei an Ostern ja leibhaft auferstanden. Für die Priester im Mittelalter war die Sexualität der Ort, an dem sie diese Lust am klarsten festmachen konnten. Und Ostern verstand man als etwas, das einem nach der Fastenzeit neue Lust am Leben schenkte. Lachen hat mit Lust zu tun. Und die Lust hat immer auch eine Beziehung zum Leib.
15. APRIL :
Schlüssel zum guten Leben
Ein kleines Kind kommt zu einem alten Mönch. Der hat ein Glas voller Erdnüsse auf seinem Tisch stehen. Das Kind greift mit der Hand in das Glas und nimmt, soviel die Hand fassen kann. Aber nun gelingt es ihm nicht, die zur Faust geballte prall gefüllte Hand wieder aus dem Glas zu bringen. Der Mönch sagt: «Lass los. Nur so kannst du die Nüsse genießen!» Es gibt diese Geschichte als buddhistische Weisheitsfabel, aber auch als Mönchsgeschichte der Wüstenväter. Sie zeigt – über die Kulturen hinweg – einen allgemeingültigen Schlüssel zum guten Leben, ja zur Glückseligkeit: Wer zu viel in seine Hand nehmen möchte, bringt sich selbst um den Genuss. Nur was ich loslasse, kann ich genießen.
16. APRIL :
Eltern und Kinder
«Wir wünschen uns Kinder, die sich anpassen und die hervorstechen. Selten sind wir uns bewusst, dass zwischen diesen beiden Zielen ein Widerspruch besteht!» Die Pulitzerpreisträgerin Ellen Goodman macht hier auf ein Dilemma bei der Kindererziehung aufmerksam: Auf der einen Seite möchten wir pflegeleichte Kinder, auf der anderen Seite Kinder, die sich auszeichnen durch ihre eigene Meinung, durch Eigenschaften, die sie von anderen abheben. Doch angepasste Kinder können kaum hervorstechen, sie bleiben Mittelmaß. Von beiden Erwartungen müssen wir lassen, damit die Kinder das werden können, was sie aus sich heraus sind.
17. APRIL :
Gehen lassen
Loslassen gehört zum Wesen guter Erziehung. Gute Eltern wissen, dass sie ihre Kinder loslassen müssen. Doch sobald es dafür an der Zeit ist, fällt es ihnen gleichwohl schwer. Es gilt das Wort des großen amerikanischen Verlegers Malcolm Forbes: «Wer seine Kinder behalten will, muss sie gehen lassen!» Und zwar erst recht, wenn sie andere Wege gehen, als man sich das vorgestellt hat. Die Kinder, die ihren eigenen Weg gehen, werden auch immer wieder zurückkommen zu den Eltern und dankbar sein für das, was sie von ihnen mitbekommen haben.
18. APRIL :
Ein Geheimnis
Im Orient erzählt man sich die Geschichte von einer Palme, in deren Krone ein böser Mensch einen schweren Stein gelegt hat. Der Stein zwang sie, ihre Wurzeln tiefer in die Erde zu graben. Als der böse Mann nach einem Jahr wiederkam, da überragte diese Palme alle anderen. Ähnlich verhält es sich mit der Dankbarkeit. Sie verwandelt das, was andere mir tun, in eine Herausforderung. Sie hilft mir, auch in schwierigen Situationen des Lebens zu wachsen und meine Wurzeln tiefer zu graben. Sie gibt mir die Kraft, mich nicht auf Lob und Tadel zu gründen.
19. APRIL :
Die richtige Lust am Leben
«Wer ist der Mensch, der Lust hat am Leben und gute Tage zu sehen wünscht? Wenn du das hörst und antwortest: ‹Ich›, dann sagt Gott zu dir: Willst du wahres und unvergängliches Leben, bewahre deine Zunge vor Bösem und deine Lippen vor falscher Rede! Meide das Böse und tu das Gute; suche Frieden und jage ihm nach.» Dieser Satz steht ganz am Anfang der Regel des heiligen Benedikt (Prolog 15–17).
25 Jahre lang habe ich in der Abtei Münsterschwarzach die Jugendarbeit geleitet. Unser Motto für die Jugendarbeit war dieses Wort Benedikts im Prolog seiner Regel, in der er junge Männer mit der Frage ins Kloster einlädt: «Wer hat Lust am Leben?»
Unser Ziel war, die jungen Menschen Lust am Leben zu lehren. Doch Lust am Leben ist etwas anderes als das, was die Spaßgesellschaftmöchte. Es ist etwas
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