Das Glück einer Sommernacht
scheint mir“, begrüßte er sie.
„Wie konnten Sie das tun?“, rief sie außer sich.
„Was? Nachrichten verbreiten?“
Als wäre er ein Reporter. Er war nichts als ein schmieriger Aasgeier. „Alex und ich sind keine Nachrichten!“
„Was sind Sie denn?“
„Das geht Sie überhaupt nichts an!“ Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Toms Bekannte gespannt ihrem Wortwechsel folgten. Auch Farley, der hinter ihr stand, hörte vermutlich interessiert zu.
Alles, was sie jetzt sagte, heizte die Gerüchteküche nur weiter an. Sie bot ihnen ein gefundenes Fressen. Zum Teufel mit ihnen allen und ihrem Klatsch. Was zwischen ihr und Alex gewesen war, hatten sie schon kaputt gemacht. Es konnte ihr völlig egal sein, ob die Leute noch mehr redeten.
Wie erwartet wischte Tom ihre Worte mit einer lässigen Handbewegung beiseite. „Kommen Sie schon, natürlich geht es mich etwas an. Alex Markoff ist einer der einflussreichsten Autoren des Jahrhunderts. Die Leute interessieren sich für sein Leben.“
„Deshalb haben Sie noch lange kein Recht, unsere privaten Augenblicke im Internet zu verbreiten!“
„Wenn Sie Privatsphäre wollten, hätten Sie sich nicht so in der Öffentlichkeit zeigen dürfen, wo alle Welt Sie sehen konnte.“ Er grinste. „Vielleicht haben Sie die Aufmerksamkeit ja auch gewollt. Immerhin haben Sie die Karten angenommen.“
Klatsch! Kelseys ganze angesammelte Wut und Verletzung explodierten, und ihre flache Hand landete mit Wucht in Tom Forbes’ Gesicht. Der Schlag war im ganzen Laden zu hören. Er hinterließ ein leuchtend rotes Mal auf Toms Wange.
„Kommen Sie bloß nie mehr in meine Nähe“, stieß sie hervor.
Ohne ein weiteres Wort lief sie aus dem Laden. Sie würde Farley von unterwegs aus anrufen, damit er nach Alex sah. Jetzt musste sie Abstand zwischen sich und Tom Forbes bringen.
Sie hielt den Wagen erst an, als die letzten Häuser der Stadt im Rückspiegel nicht mehr zu sehen waren. Hier, fünf Meilen weiter, begann sie auf einmal heftig zu zittern. Langsam rollte sie an den Straßenrand, holte tief Luft und versuchte sich zu beruhigen. Aber es half nicht.
Ihre Hand prickelte immer noch von dem Schlag. Na toll, sie hatte es geschafft, die Situation nur noch zu verschlimmern. Gerade hatte sie Tom die perfekte Überschrift für seinen morgigen Blog geliefert. Durchgeknallte Freundin des Autors läuft Amok. Sie ballte die Fäuste.
Und wünschte, sie hätte den Kerl wenigstens richtig zu Boden gestreckt.
10. KAPITEL
New York war laut. In den wenigen Sommermonaten hatte Kelsey vergessen, was für ein Lärm in der Stadt herrschte. Vor einer Woche war sie hierher zurückgekehrt und hatte seither kaum eine Nacht mehr richtig geschlafen.
Nicht der Lärm hält dich nachts wach. Wem machte sie etwas vor? Sie vermisste Nuttingwood.
Sie vermisste Alex.
Finanziell wenigstens war sie fast wieder in den schwarzen Zahlen. Gestern Abend hatte sie ihren letzten Ratenscheck ausgestellt. Grandma Rosies Schuld war abbezahlt. Als sie den Umschlag adressierte, merkte sie, dass der Gedanke an ihre Großmutter ihr nicht mehr denselben Stich wie früher in der Brust versetzte. Vielleicht hatte sie sich endlich von der alten Frau gelöst.
Von manchem anderen konnte sie sich leider nicht so einfach lösen. Ein Kloß saß ihr auf einmal wieder im Hals. Es war zwei Wochen her, und kein Tag verging, an dem sie nicht an Alex dachte. Verflixter Alex. Der Kloß wurde noch ein bisschen größer. Warum konnte sie ihn nicht aus ihren Gedanken vertreiben? Warum hatte er sich einen Platz in ihrem Herzen erschleichen und alberne, unrealistische Träume in ihr wecken müssen?
Sie hatte sich in ihn verliebt und konnte überhaupt nichts dagegen tun. Keine Ablenkung half. Das Schlimme war, dass sie auf einmal so völlig in der Luft hing. Jetzt, nachdem ihre Schuld abbezahlt war, sollte sie sich eigentlich darauf konzentrieren, was sie mit ihrem Leben anfangen wollte.
Die Zukunft gehörte ihr. Kelsey konnte tun, was sie wollte. Doch leider fühlte sich nichts richtig an. Keiner der Jobs, die ihre Zeitarbeitsagentur ihr anbot, reizte sie. Die Wohnungen, die sie besichtigt hatte, gefielen ihr alle nicht. Deshalb wohnte sie immer noch in einem trostlosen möblierten Zimmer.
Sie musste endlich Entscheidungen treffen. Alex loslassen.
Kelsey gab sich einen Ruck. Als Erstes konnte sie immerhin Grandma Rosies Scheck abschicken und diesen Punkt von ihrer Liste streichen. Entschlossen schnappte sie den Umschlag, ihre
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