Das Glück eines Sommers
zu beschützen. Und dann bist du mir in den Rücken gesprungen und hast mir fast die Augen ausgekratzt.«
»Das alles wäre nicht passiert, hättest du mich nicht hinters Licht geführt. Warum hast du das eigentlich getan?«
Blake senkte den Blick. »Wegen dem, was du mit Tiffany gemacht hast. Sie war stocksauer und wollte es dir heimzahlen.«
»Und du tust alles, was Tiffany dir sagt? Das ist echt erbärmlich, Blake.«
»Ja, das stimmt wohl«, gab er zu.
»Ich falle nicht noch einmal auf deine Unschuldstour herein. Du kannst dir den Atem sparen.«
»Hast du den Klebstoff in ihr Auto getan?«
»Klebstoff? Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst.«
»Tiffany war ziemlich angepisst. Sie musste ihre Hose ausziehen und aussteigen. Und sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, Unterwäsche anzuziehen. Sie musste die Stufen zum Haus raufsteigen, aber sie ist ausgerutscht und in die Sträucher gefallen. Jedenfalls hat meine Mom es mir so erzählt. Wahrscheinlich haben die Angestellten sich halb totgelacht.«
Als Mikki das hörte, konnte sie sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Schön zu wissen, dass schlechten Menschen auch mal was Schlechtes widerfährt.«
»Ich habe gehört, du willst am Talentwettbewerb teilnehmen.«
»Stimmt. Liam und ich. Aber du wirst sicher die liebe Tiff bejubeln.«
»Ehrlich gesagt hoffe ich, dass du sie zur Schnecke machst.«
Blake drehte sich um und ging davon.
* * *
Nachdem sie das Restaurant verlassen hatten, fuhren Liam und Mikki zum Strand, stellten den Wagen ab, zogen die Schuhe aus und wanderten durch den Sand.
»Bevor ich hierhergekommen bin, hatte ich das Meer noch nie gesehen«, sagte Mikki, als sie nahe genug am Wasser waren, um nasse Füße zu bekommen.
»Mom und ich haben schon immer nah am Wasser gelebt«, erwiderte Liam. »Mehr oder weniger jedenfalls.«
»Mir gefällt es hier. Ich hab’s gar nicht erwartet, nachdem ich bisher nur in der Stadt gewohnt habe, aber es ist wirklich so.«
»Ja. Ich musste mich auch erst eingewöhnen, aber hier kann es richtig cool sein.«
»Blake Saunders ist vorhin kurz bei mir gewesen, als du auf der Toilette warst.«
Es schien Liam nicht weiter zu stören; er war nur neugierig. »Echt? Was wollte er denn?«
»Er wollte sich entschuldigen, dass Tiffany mir eine Falle gestellt hatte. Er habe dich beschützen, nicht verletzen wollen.«
»Das glaube ich ihm sogar.«
»Wirklich?«
»Blake ist kein Schläger, Mikki. Er ist eigentlich ganz in Ordnung. Okay, er hängt zu viel mit Tiffany herum, aber ich hatte nie ein Problem mit ihm. In der Schule kommen wir gut miteinander aus. Manchmal unternehmen wir sogar was zusammen.«
»Das wusste ich gar nicht.«
»Ist aber so.«
Es begann zu regnen, und die beiden Teenager liefen zu einem alten Unterstand für Rettungsschwimmer.
»Deine Mom ist echt nett, Liam«, bemerkte Mikki. »Wie war dein Dad denn so?«
»An den kann ich mich nicht erinnern. Er hat sich kurz nach meiner Geburt vom Acker gemacht.«
»Das muss hart gewesen sein.«
»Halb so wild. Wie kann man etwas vermissen, was man nie kennengelernt hat?«
»Stimmt auch wieder. Aber ich vermisse meine Mom.«
Liam legte ihr den Arm um die Schultern. »Das ist ganz normal, Mikki. So sollte es auch sein. Schließlich war sie deine Mutter. Sie hat dich mit großgezogen, und sie hat dich geliebt, und du sie.«
»Für einen Typen bist du ziemlich sensibel.«
Liam grinste. »Ich bin Musiker. Das liegt mir im Blut.«
Er zog sie an sich, und sie küssten sich, während der Regen stärker wurde und der Wind die Wellen an den Strand trieb.
Mikki sagte: »Gestern hat deine Mom mit mir über meinen Dad gesprochen. Sie hat mich ganz schön zum Nachdenken gebracht.«
»Was meinst du damit?«
»Als mein Vater schwer krank war, habe ich mich nicht gerade toll verhalten. Ich habe sogar ziemlichen Mist gebaut.«
»Wie das?«
»Wenn ein Mensch in Schwierigkeiten steckt und hilfesuchend die Hand ausstreckt, kann man sie entweder ergreifen oder sich zurückziehen. Ich habe mich zurückgezogen. Ich war schrecklich zu meiner Mom, und für meinen Dad war ich keine Hilfe. Ich habe ihn sogar gemieden, wann immer ich konnte. Ich war rebellisch, habe meine Grenzen ausgelotet, allen möglichen Mist gebaut und alles nur noch schwerer für meine Eltern gemacht.« Tränen rannen ihr über die Wangen. »Und weißt du, warum ich das getan habe?«
Liam schaute sie an. »Weil du Angst gehabt hast?«
Erstaunt erwiderte sie seinen Blick. »Ja genau, ich hatte
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