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Das Glück ist eine Katze

Titel: Das Glück ist eine Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Berberich
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hat sie gefressen und nicht mal danke gesagt, dann hat er gegähnt,
     aber ohne Pfote vor der Schnauze, und ist wieder eingeschlafen, und der liebe Gott hat sich hinter seinem Gottesohr gekratzt
     und zur Katze gesagt, nicht so toll, was? Vielleicht wird er noch, hat die Katze gesagt.«
    »Du hast etwas nicht Unwichtiges vergessen«, erinnerte ich sie. »Den Menschen. Wann kommt der?«
    |76| »Gleich. Ich hab noch ein bißchen Lehm übrig, sagte der liebe Gott, ich mach noch was. Mal gucken, was dabei rauskommt. Dann
     hat er den Menschen gemacht. Weil ihm nix Besseres eingefallen ist. Er war ja auch schon ziemlich müd.«
    »Aus Lehm.« Soviel wußte ich immerhin noch.
    »Nur den Adam«, sagte Schlumpel. »Die Eva hat er aus was Besserem gemacht. Aus einem Stück Katzenschwanz.«
    »Sag bloß! Und ich hab immer gedacht, aus Adams Rippe.«
    »Wollt er ja. Aber als er mal wegguckte, hat die Katz die Rippe gemaust. Der liebe Gott hat gesehen, wie sie sich die Schnauze
     geschleckt hat, und hat gesagt, wenn das so weitergeht, hat der bald keine Rippen mehr. Und da hat die Katze ihm ein Stück
     von ihrem Schwanz gegeben. Für die Eva.«
    »Klingt überzeugender als das, was in der Bibel steht«, sagte ich. »Ob das dein mohrenkopfversessener Pfarrer auch weiß?«
    Schlumpel schmiegte den Kopf in meine Hand, es folgte eine ausführliche Schmuserei. »Jetzt muß ich aber raus, ich kenn da
     eine Maus, die wartet bestimmt schon auf mich.« Sie sprang aufs Fensterbrett und von dort in den Garten.
    Ich setzte mich in den musikalischen Sessel. »Zwitscherschnecke«, murmelte ich. »Das gibt’s |77| doch nicht!« Griff zum großen ›Lexikon der Tiere‹ und schlug das Inhaltsverzeichnis auf. Und da sprangen, hüpften, flatterten
     und krochen sie mir entgegen: die von Schlumpel erwähnten Zehenspitzenläufer, Zackenschwärmer, Mondhornkäfer, Himmelsziegen
     sowie der ulkige Hopfenwurzelbohrer, dazu noch ganz andere: der Grünschenkel, der Furchenschwimmer, der Eselspinguin, die
     Goldaugenbremse, der Halbaff, der Hüpferling, der Juwelenrüsselkäfer, die Mooskuh, das Meerohr, der Maiwurm, das Kleewidderchen,
     die Halbziege, die Heerwurmtrauermücke, der Heilige Ibis, der Klopfkäfer, die Giraffengazelle, die Kommaschildlaus, der Schienensammler,
     der Rollaffe, die Schnarrheuschrecke, die Igelfliege –
    »Reicht!« sagte ich zu mir selber, und zu den Tieren: »Das hätt ich nie von euch gedacht, daß es euch alle gibt«, und zum
     Verfasser der Schöpfungsgeschichte im Alten Testament, die im obersten Regal steht: »Wer hat nun geschwindelt? Du oder meine
     Katze? Muß nun die ganze Bibel umgeschrieben werden? Kennst du vielleicht einen Heiligen Ibis? Oder den Hüpferling?«
    Herr Moses hüllte sich in Schweigen.
    Aber daß die Eva aus einem Katzenschwanz entstanden war, nein, das nahm ich Schlumpel nun doch nicht ab.
     
    |78| Früher dachte ich, das Leben bestehe aus Zufällen. Aber heute seh ich das anders. Geheimnisvolle Mächte schicken einem immer
     die Information, die man gerade braucht für sein inneres Wachstum. Nach dem Abendessen las ich noch ein bißchen in dem hochinteressanten
     Katzenlexikon von Gisela Bulla und machte eine Entdeckung, so unglaublich – wenn ich das laut sage, zeigt mir jeder den Vogel,
     weshalb ich es nur ganz leise aufschreibe. Eva, stand da zu lesen, wurde nach alten Überlieferungen aus Belgien, Portugal
     und Ungarn nicht aus Adams Rippe, sondern aus dem Schwanz einer Katze gebildet. Die ursprünglich vorgesehene Rippe Adams hatte
     die Katze nämlich gestohlen. Und deshalb mußte nun ihr Schwanz für die Eva herhalten.
    Ich schlug das Buch zu. Sollte Schlumpel auch hier recht haben? So wären sie also aus einem Fleisch und Bein, Katze und Frau?
     Und hat die Kirche bewußt verschwiegen, was ihr nicht in den Kram gepaßt hat, und über Jahrhunderte hinweg beide, Frau und
     Katze, als Verkörperung des Bösen betrachtet? Nur, weil die Katze, ganz ohne Respekt vor dem männlichen Geschlecht, diese
     Adamsrippe verputzt hatte? Mir scheint, da liegt noch vieles im dunkeln.

|79| Die Wahrheit über das Paradies
    »Was ist das?« fragte Schlumpel.
    »Das ist das Paradies.«
    »Zeig mal!«
    Das Paradies hing über meinem Bett. Ich nahm sie auf den Arm und zeigte es ihr. »Dieses Paradies«, sagte ich, »hat mir meine
     Schwester Ulrike, eine unerreichte, aber im Verborgenen blühende Meisterin der Kreuzstickerei, mal geschenkt. Sie hat es auch
     geschmackvoll und schlicht gerahmt. In

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