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Das Glück ist eine Katze

Titel: Das Glück ist eine Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Berberich
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schreiben. Schon gar
     nicht an Konrad.«
    »Warum nicht?«
    »Weil mich, hätte ich das vor, jemand dran hindert. Eine Katze. Sie heißt Schlumpel und hockt seit einer Viertelstunde vor
     dem Bildschirm, was mir auf den Wecker geht. Und, weil ich mich genieren tät.«
    »Ich genier mich nie«, sagte Schlumpel vergnügt. »Warum genierst du dich?«
    »Ich bin ein Produkt meiner Erziehung. Und meiner Umwelt. Und meiner Gene, und meine Gene sind im wesentlichen anständig.«
    »Kratz mich mal!« Schlumpel streckte mir den Kopf hin. »Oben auf dem Deckel! Was sind Gene?«
    »Gene – also Gene sind winzigkleine Dinger   –«
    »Winzigmäuse?«
    »Sozusagen. Und in diesen Winzigmäusen steckt alles von mir drin. Meine Freundlichkeit. Meine |69| Höflichkeit. Meine Eselsgeduld mit Katzen. Meine Angst vor dicken Spinnen mit schwarzen Haaren an den Beinen. Meine Phantasielosigkeit.
     Meine Vorliebe für Butterbrezeln und   –«
    »Und für Konrads«, sagte Schlumpel ungnädig.
    »Nur für einen Konrad. Und für Katzenviecher. Du hast ja schon wieder Milben. Heut abend schmier ich dir was in die Ohren.«
    Schlumpel tippte mit der Pfote leicht auf die Tastatur. »hsgvhreuwlvnjsdlerokgztrzsreuvbf«, erschien auf dem Bildschirm. Die
     verlorengegangene Symbolleiste ebenfalls.
    »Ist das unanständig?« fragte sie hoffnungsvoll.
    »Sehr«, sagte ich, »das les ich lieber nicht vor. Und jetzt laß mich in Ruh!«
    Schlumpel legte sich neben den Monitor und ließ mich in Ruh. Da sie aber jede Bewegung der Maus mit den Augen verfolgte, fiel mir nichts mehr ein, was ich hätte schreiben können, weshalb ich Heini ausschaltete, der, bevor er den Geist aufgab, mir gerade noch eine freundliche Botschaft senden konnte:
Du hast mich ausgeschaltet,
sagte Heini erbittert
, ohne mich vorher ordnungsgemäß herunterzufahren. Vermutlich sind infolge dieses gravierenden Bedienungsfehlers, den du immer
     wieder machst, alle wichtigen bisher gespeicherten Daten endgültig und für alle Zeit verloren. Geschieht dir recht. Gut’ Nacht!

|70| Die Schöpfung
    Schlumpel sorgt, wie einst Stoffele, dafür, daß mein bisher eher beschränktes Weltbild sich enorm erweitert. Vor allem theologisch
     hat sie einiges Erfrischende zu bieten. Dabei liegt sie natürlich auf Konrads bequemem Sessel, auf dem er immer sitzt, wenn
     er Musik hören will, aber das kann er nur, wenn er da ist, und Konrad ist, zu Schlumpels Freude, nicht immer da. Außerdem
     hält sie den Sessel sowieso für ihren. Ich sitze meistens auf dem Sofa, das unten durchhängt.
    »Die Katze«, sagte Schlumpel, »hat er zuerst gemacht.«
    »Natürlich«, beeilte ich mich zu versichern. Ich dachte nicht daran, mich mit ihr auf eine Diskussion darüber einzulassen,
     wer zuerst da war. Im Diskutieren ist sie mir über, was daran liegt, daß ich ihren Argumenten wenig entgegenzusetzen weiß,
     haben sie doch, im Gegensatz zu den meinen, Schwanz und Pfoten.
    »Die andern können warten, hat er gesagt. Zuerst mach ich was Wunderschönes, Gescheites, |71| Rundes und Weiches, und dann spiel ich mit ihm ein bißchen.«
    »Aber zum Spielen hatte er doch genug Engel«, wandte ich ein. Wer’s noch nicht gemerkt hat: die Rede ist von Ihm. Vom lieben
     Gott. Unserem Schöpfer. Von jenem höheren Wesen, das wir verehren, wie Heinrich Böll sagt. Oder auch nicht.
    »Hast du schon mal mit einem Engel gespielt?« fragte Schlumpel abfällig.
    »Hab ich nicht. Ich glaub nicht an Engel.«
    »Die bescheißen dauernd. Und sie können nicht verlieren.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich hab’s gesehen. Vom Fensterbrett aus. Meine Milchfrau hat manchmal mit dem Pfarrer und so einem Engel gespielt. Der Engel
     war aus Gold und ziemlich dick, besonders unten hinten, der ist immer wieder aus der Kirche abgehauen, weil’s dort stinklangweilig
     ist. Hat er gesagt, der Engel.«
    »Soso. Was haben sie gespielt?«
    »Malefiz. Und wenn der Pfarrer ihn rausgeschmissen hat, hat er eine Wut gekriegt und den Würfel verschluckt, und der Pfarrer
     hat einen neuen kaufen müssen und gesagt: dieser Engel hat einen fiesen Rakakter.«
    »Das spricht nicht für die Engel«, sagte ich empört. »Geschieht ihnen recht, daß ich nicht mehr fromm bin. Erzähl weiter von
     der Schöpfung!«
    |72| »Er hat also die Katze gemacht, aus Wolken, weil die schön weich waren, und dann hat er sie beschnauft. Als sie lebendig war,
     ist sie auf seinen Schoß gesprungen und hat geschnurrt und mit den Pfoten seinen Bart gekämmt, und das hat

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