Das Glück ist eine Katze
Das ist meine
persönliche Gottesmaus. Die hatte er nämlich für sich selber aufgehoben. Als besonderen Leckerbissen. Und die beiden Paradieskatzen
rannten fröhlich herum, oder sie hockten vor den Mauselöchern –«
»Oder im Korb auf meiner frisch gewaschenen Bettwäsche. Runter mit dir!«
»– und sie warteten, und immer wieder kam eine Maus raus und ließ sich freudig fressen. Sie schmeckten saumäßig gut, die Paradiesmäuse.
Aber dann kam der Teufel angeschlichen, der sich |84| als Schlange verkleidet hatte, und wickelte sich um den Baum. Und er flüsterte dem Kater was ins Ohr. Weil er genau wußte,
den kriegt er leichter rum. Kater, sagte er, keine Maus im Paradies schmeckt so mausig wie die verbotene Maus. Besonders die
Galle. Wenn ihr die freßt, seid ihr wie Er. Wie wer? fragte der Kater. Na, wie Er halt, ich komm nicht auf den Namen. Meinst
du den lieben Gott? fragte der Kater, der ein bißchen blöd war, und ihm lief das Wasser im Maul zusammen, und er fing die
Maus und fraß sie bis auf den Schwanz, sogar die Galle hat er gefressen, die war damals im Paradies nämlich noch nicht bitter,
sondern das Beste an der ganzen Maus.«
»Und die Katze?« fragte ich.
»Die hat er auch mal dran riechen lassen.« Sie beschnüffelte ein Kissen. »Riecht fein.«
»Weil ich immer ein bißchen Lavendelwasser auf die Maus – nein, auf die Wäsche spritze.«
»Aber gefressen hat er sie allein. Wie Kater nun mal sind. Dann hat der liebe Gott gemerkt, daß die verbotene Maus, seine
Gottesmaus, weg war. Gefressen. Er hat sich schon gedacht, von wem. Und er hat eine große himmlische Wut gekriegt und geblitzt
und herumgedonnert, und er hat die zwei Katzen rausgeschmissen aus dem Paradies und einen ziemlich unfreundlichen Engel vor
die Tür gestellt, mit einem langen Messer, damit ja niemand |85| mehr reinkommt.« Sie versetzte einer Wäscheklammer einen Hieb, was die Klammer so erschreckte, daß sie auseinanderfiel. »Der
Engel sieht ein bißchen aus wie Konrad. Und seither müssen die armen Katzen rumrennen und gucken, woher sie was zum Futtern
kriegen, weil dieser blöde Kater damals im Paradies – und die Galle, die mal das Beste an so einer Maus war, die ist heute
ganz bitter, drum pult man sie raus und läßt sie liegen, aber immer, wenn man eine Maus frißt, muß man an die tolle Galle
von so einer Paradiesmaus denken, und dann muß man seufzen, und zwar tief. So!« Schlumpel seufzte geradezu herzerweichend,
was mir so naheging, daß ich mitseufzte und auch an die tolle Galle dachte, diesen paradiesischen Leckerbissen, in dessen
Genuß meine Katze und alle anderen Katzen auf dieser Welt nie kommen würden, nur wegen dieses blöden Katers.
»Und drum«, erzählte Schlumpel weiter, »sind die Kater schlecht im Mausfangen. Weil sie damals die verbotene Gottesmaus gefressen
haben. Und sie können froh sein, wenn eine Katze ihnen mal eine bringt oder ihnen was abgibt. So war’s im Paradies. Das erzähl
ich jetzt dem Pimsel von nebendran, damit er’s auch weiß und sich nicht so viel auf sich einbildet und auf seine Katerkeit.«
»Augenblick noch«, rief ich. »Wie war das nun mit den Menschen? Mit Adam und Eva?«
|86| »Die hat er nur erschaffen, damit jemand den Katzen die Büchsen aufmachen kann, und die Türen auf und zu.« Sie zog eifrig
an dem den Boden streifenden Ärmel von Konrads Freizeithemd; der gab nach und riß halb durch.
Mir war’s recht, ich mag Hemden nicht, auf denen kleine grüne Krokodile einen anblecken. »Und sonst sind wir zu nichts gut?«
fragte ich enttäuscht.
»Doch«, sagte Schlumpel, »zum Streicheln.« Sie rieb den Kopf an meinem Bein, setzte elegant über den Wäschekorb hinweg und
verzog sich in Richtung Pimsel, das ist der gutaussehende mausgraue Kater vom oberen Nachbarn.
Als ich im frisch überzogenen Bett lag, betrachtete ich lange das kreuzgestickte Paradies. Die kleine schwarze Katze machte
einen vergnügten Schwanzkringel und schnurrte, ich konnte es ganz deutlich hören. Und so wird es für mich immer sein. Ein
Paradies ohne Katze – nein, danke! Da ich aber nicht weiß, ob ich mal hineinkommen werde, habe ich vorgesorgt und mir diese
wunderschöne Katzenbettwäsche geschenkt. In der schläft man auch paradiesisch.
|87| Mann im Klo!
Konrad stand in der Tür und wirkte bedrohlich. »Das geht nicht!« sagte er, jedes Wort betonend.
»Was geht nicht?« Ich stellte die Getreidemühle an.
»Deine Katze!
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