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Das Glück ist eine Katze

Titel: Das Glück ist eine Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Berberich
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ihrem Haus stolpert man geradezu über solche Meisterwerke.«
    »War sie mal drin, im Paradies?«
    »War sie nicht. Vielleicht kommt sie mal rein, später. Oder auch nicht.«
    »Warum vielleicht nicht?«
    »Als wir klein waren, hat sie immer die Hälfte von meinem Nußeckle verlangt, und sie hat meinem Bär das rechte Ohr abgebissen.«
    Schlumpel betrachtete das Paradies mit Anteilnahme.
    |80| »Wo sind denn die vielen Tiere, die die Katze und der liebe Gott gemacht haben?«
    »Ich vermute, sie schlafen hinter irgendeinem Busch.«
    »In der Mitte ist ein Baum«, stellte sie fest.
    »Das ist der sattsam berüchtigte Apfelbaum.«
    »Neben dem Baum zwei Leute. Nackig.«
    »Nackelig, wie dein lieber Großvater zu sagen pflegte. Das sind Adam und Eva. Die kennst du ja.«
    »Sie hat was in der Hand.«
    »Den verbotenen Apfel.«
    »Um den Baum rum ist ein Kringel.«
    »Das ist die böse Schlange. Sie ist auch der Teufel.«
    »Was macht der Schlangenteufel, die Teufelsschlange?«
    »Sie hat Eva ins Ohr geflüstert, sie solle sich einen Apfel vom Baum holen und hineinbeißen und Adam auch mal beißen lassen.«
    »Wegen der Vitamine.« Schlumpel nickte.
    »Wie bitte?«
    »Sagst du doch immer, wenn du einen Apfel   –«
    »Nix Vitamine. Wenn ihr den Apfel eßt, sagte die Schlange, seid ihr wie der liebe Gott.«
    »Da ist noch wer.« Schlumpel deutete mit der Pfote auf etwas kleines Schwarzes neben der Eva.
    »Eine Katze.«
    |81| »Was macht die da?«
    »In der Bibel steht sie ja nicht, die Katze. Aber seit deiner Erzählung der Schöpfungsgeschichte weiß ich, daß sie maßgeblich
     an der Schöpfung beteiligt war. Meine Schwester Ulrike muß das geahnt haben, denn sie kann sich das Paradies ohne Katze nicht
     vorstellen. Drum hat sie sie hineingestickt. Sie stickt übrigens überall eine Katze dazu, ob es paßt oder nicht.«
    »Eine Katze«, sagte Schlumpel, »paßt immer. Der Adam hat einen Vogel, der sitzt neben ihm auf einer Blume. Die Eva hat einen
     Schmetterling. Oben sind die Sonne, der Mond und die Sterne.«
    »Im Paradies«, sagte ich, »gibt’s alles Schöne gleichzeitig. Weil die Zeit noch nicht da ist.«
    »Wie geht’s weiter, haben sie den Apfel –?«
    »Sie haben.«
    »Den Butzen auch?«
    »Über den Butzen schweigt sich die Bibel aus. Eigentlich unverständlich. Und dann haben sie was gemerkt.«
    »Daß der Wurm drin ist?«
    »Sozusagen. Und, daß sie nichts anhaben. Daß sie nackelig waren. Und sie haben sich schnell was angezogen.«
    »Ein Fell?«
    »Kein Fell. Ein Feigenblatt. Und dann haben sie sich versteckt vor dem lieben Gott. Aber der   –«
    |82| »Hat sie verhauen?«
    »Er hat sie hinausgeschmissen aus dem Paradies. Und gesagt, jetzt müßten sie schaffen und schwitzen, und die gebratenen Hähnchen
     würden ihnen nicht mehr ins Maul fliegen. Dann hat er die Tür hinter ihnen zugeknallt und einen großen Engel mit einem Flammenschwert
     davorgestellt, damit sie nicht mehr hineinkonnten.«
    »Und die Katz?« fragte Schlumpel.
    »Die ist dringeblieben. Drum gehören das Paradies und eine Katze für viele Leute zusammen.«
    »Das muß ich jemand erzählen«, sagte Schlumpel und sprang von meinem Arm.
    »Wieder dem Seppi?«
    »Jemand, der viel gescheiter ist. Einer Katze.«
     
    »So war’s nicht«, sagte Schlumpel und schüttelte heftig den Kopf.
    »Was war nicht so?« fragte ich, nahm ein Betttuch von der Leine und legte es in den Korb.
    »Im Paradies. Ganz anders war’s. Ihr habt keine Ahnung, was damals gelaufen ist.«
    »Wer sagt das?«
    »Die Katz von nebenan. Und die hat’s von ihrer Oma. Und die von ihrer Oma. Und die auch von ihrer   –«
    »Und?« fragte ich. »Wie war’s denn? Was erzählen die Katzen-Omas?«
    |83| »Das mit dem Apfel stimmt kein bißchen. Da ist wer über das Tuch gelaufen. Ich war’s aber nicht. Bestimmt war’s Seppi.«
    »Der war’s auch nicht«, sagte ich. »Die Katzentappen sind auf das Bettuch gedruckt. Und auf dem Kopfkissen steht ›miau‹, das
     fördert sehr einen guten Schlaf. Wie war’s dann, wenn das mit dem Apfel nicht stimmt?«
    »Das ganze Paradies war gelocht.«
    »Wie bitte?« fragte ich.
    »Voller Mauselöcher. Und in jedem hockte eine Maus, ganz groß und dick. Die sind alle für euch, sagte der liebe Gott zu der
     wunderschönen Katze und dem nicht ganz so wunderschönen Kater, die er gemacht hatte, alles für die Katz. Nur
eine
Maus, die in dem Loch hier, wo der Schwanz rausguckt, die dürft ihr nicht fressen. Die ist nicht für die Katz.

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