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Das Glück ist eine Katze

Titel: Das Glück ist eine Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Berberich
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dem lieben Gott
     sehr gefallen. Hab ich dich nicht toll hingekriegt, hat er gesagt und sich selber schulterbeklopft. Nur weiter so, lieber
     Gott!«
    »Wer hat das gesagt? Die Katze?«
    »Er. Weil er so begeistert von sich war und von der Katze. Und dann hat er weitergeschöpft, weil er gerade so gut drauf war.
     Aber nicht aus Wolken, sondern aus Lehm, davon haben die Engel ganze Eimer voll angeschleppt. Ich helf dir, hat die Katze
     gesagt und hat mitgeschöpft, und ohne sie wär alles nicht so gut geworden, das hat der liebe Gott gleich gemerkt. Mit ihren
     Krallen hat sie dem Bär das Fell auf den Buckel gekratzt, und dem Pferd seine schöne lange Mähne und den Schwanz, und dem
     Elefant seine langen Haare   –«
    »Der hat doch gar keine«, wandte ich ein, »der ist ein Glatt- und Dickhäuter.«
    »Ich mein doch den Elefant, als der noch ein Mammut gewesen ist. Der liebe Gott hatte nämlich keine so scharfen und langen
     Krallen. Und die Katze hat ihm auch sonst sehr gute Ratschläge gegeben, auf die er selber nie gekommen wär.«
    »Zum Beispiel?«
    |73| »Er hat der Gans einen ganz kurzen Hals gemacht. Blöd, was? Und dem Walfisch einen ganz langen dünnen. Da geht nix durch,
     lieber Gott, hat die Katze gesagt, da bleibt ja alles drin stecken, dann muß er wurgsen, wir geben dem Wal gar keinen Hals,
     und den langen kriegt der Schwan. Dann waren alle Tiere da und lebendig, und sie sind herumgewuselt, und der liebe Gott hat
     gesagt, o Gott, jetzt kommt das Schwierigste, jetzt müssen sie einen Namen kriegen, denn wer einen Namen hat, der wird nicht
     geschlachtet.«
    »Halt!« warf ich ein. »Das hat nicht der liebe Gott gesagt, sondern die liebe Frau Zuckmayer.«
    »Sei nicht so pingelig!« Und Schlumpel fuhr fort: »Keine Angst, lieber Gott, sagte die Katze, ich laß dich nicht hängen, ich
     kenn einen ganzen Haufen großartiger Namen, die warten nur drauf, daß sie ein Tier kriegen. Ohne Tier kommen sie sich so nackig
     vor, da fehlt ihnen richtig was.«
    »So könnte es gewesen sein«, stimmte ich zu.
»Im Anfang war das Wort.«
    »Woher weißt du das? Warst du auch dabei?« fragte Schlumpel mißtrauisch.
    »Natürlich nicht. Ich weiß es vom Evangelisten Johannes.«
    »War der dabei?«
    »Auch nicht. Aber er hat es sich gedacht.«
    »Wahrscheinlich hat er’s von der Katz«, mutmaßte |74| Schlumpel. »Und dann deutete der liebe Gott mit dem Finger auf irgendein Tier und sagte, jetzt dreh dich mal schön, damit
     wir dich besser sehen können, und er beguckte es ganz genau, wiegte den Kopf ein paarmal hin und her, dann sagte er einen
     Namen, und die Katze nickte und sagte: paßt. Aber manchmal schüttelte sie auch den Kopf und sagte: paßt nicht so gut, es sieht
     mehr aus wie ein Warzenbeißer. Oder eine Sumpfdeckelschnecke. Oder wie ein Mauswiesel. Find ich, als Katze. Hast recht, sagte
     der liebe Gott, und das Tier mußte seinen Namen ein paarmal wiederholen, dann wußte es ihn, der liebe Gott gab ihm einen Klaps
     und sagte: Der Nächste bitte!«
    »Sumpfdeckelschnecke!« Ich lachte. »Warzenbeißer! Du nimmst mich auf den Arm. Diese Tiere klingen zwar hübsch, aber mir ist
     noch keins von ihnen über den Weg gelaufen.«
    »Oberweschnegg«, sagte Schlumpel, »ist ja auch der Arsch der Welt. Elefant ist ein ganz einfacher Name, oder Affe, oder Zebra.
     Wo jeder draufkommt, auch der liebe Gott. Aber auf Zwitscherschnecke kommt nur ein Katzenkopf mit einer Menge Phantasie drin.
     Es gibt noch viel mehr Namen, die die Katze gefunden hat.«
    »Erzähl mal!« sagte ich erwartungsvoll.
    »Also«, sagte Schlumpel, »da gibt’s den Zehenspitzenläufer. |75| Oder den Zackenschwärmer. Oder die Schnirkelschnecke. Den Pfefferfresser. Den Mondhornkäfer. Die Pferdebohnenblattlaus. Das
     Mauswiesel. Die Mistbiene. Die Kürbisspinne. Den Hopfenwurzelbohrer. Die Himmelsziege. Die Kamelhalsfliege. Die Gelbbauchunke.
     Den Flohkäfer. Die Feuergoldwespe. Das Spitzmaulnashorn. Das Dreifingerfaultier. Die Ameisenwanze   –«
    »Reicht«, sagte ich. »Die Lust zum Fabulieren hast du jedenfalls von deinem Großvater geerbt. Und dann? Was hat der liebe
     Gott gemacht, als alle ihren Namen hatten?«
    »Einen Kater«, sagte Schlumpel. »Damit die Katz nicht allein ist. Und als der Kater fertig war und aufgewacht ist, hat der
     liebe Gott gesagt, hör zu, mein Lieber, halt dich immer schön an das, was deine Katze sagt, sie hat viel mehr Grips im Kopf
     als du. Und die Katze hat dem Kater eine Maus gebracht, und er

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