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Das Glück ist eine Katze

Titel: Das Glück ist eine Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Berberich
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unserem Geburtstag durch das Dorf. Aber an den Kühen mußte Konrad sie vorbeitragen, bei Kühen weiß man nie so recht,
     was in ihren Köpfen vorgeht. Und außerdem sind sie ziemlich groß im Verhältnis zu einer Katze, auch wenn die Geburtstag hat
     und findet, daß heut –
    »Ich sag’s selber.« Schlumpel beknabberte Konrads Ohr. »Heut ist mein allerallerallerschönster Lebenstag.«

|180| Über die Brauchbarkeit von Katern
    Schlumpel war der Meinung, ich habe etliche Bildungslücken, was den Unterschied zwischen Katz und Kater betrifft, weshalb
     sie bemüht war, diese zu schließen.
    »Katzen«, sagte sie und hob die pädagogische Pfote, »sind was Besonderes.«
    »Das mit dem Besonderen hat dein lieber Großvater auch immer wieder betont«, sagte ich. »Gemeint hat er aber Kater.«
    »Sag noch mal, was der geschrieben hat, dieser Dichter.«
    »Dichter gibt es mindestens mehrere.«
    »Ich mein den, der was gesagt hat vom Mond und von einer Katze und von so einem armen, armen Mensch, der nix kann.«
    »Wenn schon, dann Menschen.«
    »Mensch reicht. Was sehr Gescheites. Und was sehr Richtiges.«
    »Der Mensch kann auf dem Mond erwachen, aber keine Katze machen« ,
zitierte ich. »Reiner Kunze. Möge er noch lange dichten!«
    »Na also«, sagte Schlumpel triumphierend. »Er |181| hat Katze gesagt. Nicht Kater. Bestimmt hat er eine Katze. Ein prima Dichter. Wenn du ihn mal triffst, kannst du ihm einen
     sehr lieben Gruß von mir sagen. Und seiner Katz auch.«
    »Ich werd dran denken.«
    »Glaubst du, er hat auch einen musikalischen Sessel?«
    »Schon möglich. Herr Kunze versteht viel von Musik, und, was noch wichtiger ist, er liebt sie.«
    »Vielleicht sitzt er gerade drin«, sagte Schlumpel. »Wie ich.« Sie sprang mit einem Satz in den Sessel und ruckelte sich darin
     zurecht. »Weißt du, ich bin ja nicht direkt gegen Kater. Ich bin doch nicht blöd. Kater sind für viele Sachen gut und manchmal
     ganz brauchbar. Sogar Konrad.«
    »Leg los!« Ich spitzte die Ohren. »Man lernt ja gern dazu.«
    »Kater«, begann Schlumpel, »sind dazu da, einer Katze nachzurennen. Man haut ab, aber nicht zu schnell. Sonst hängt ihnen
     die Zunge aus dem Hals. Das macht einem Spaß, als Katze, wenn man nachgerannt wird. Und Kater sind auch dazu da, eine Katze
     zu besingen. Möglichst laut und möglichst lang. Und sie sind dazu da, einer Katze feurige Augen nachzuschmeißen. Und um sie
     rumzutanzen. Und um sich mit anderen Katern wegen einer Katze, die sie bewundern und verehren und |182| besingen und der sie feurige Augen nachschmeißen, zu verhauen, und man hockt daneben, als Katze, und guckt zu und freut sich,
     daß sie sich verhauen und ihre Ohren zerfetzen.«
    Ich vergegenwärtigte mir Konrads Ohren, die kein bißchen zerfetzt waren, und wurde nachdenklich.
    »Und Kater machen kleine Katzen. Was ohne sie halt nicht geht. Und vor allem gibt es Kater«– hier hob Schlumpel die Stimme   –, »damit man weiß, als Katze, man ist gescheiter. Weil sie nun mal blöder sind. Das« – nun hob sie auch noch die Pfote   –, »ist sehr wichtig.«
    »Aber das muß man ihnen nicht mitteilen«, sagte ich. »Das bleibt unter uns.«
    »Und sie sind sehr gut im Jammern, wenn ihnen was weh tut, und dann kann man sie bedauern, als Katze, und man sagt: Ach, du
     armer Kater! Dann freuen sie sich, und sie sind der Katze dankbar, was gut ist für die Verehrung und so.«
    Stimmt, dachte ich und sah wieder meinen lieben Stoffele vor mir, der im Bedauertwerden absoluter Meister war. »Konrad«, sagte
     ich, »war auch ganz glücklich über das große Pflaster, das ich auf seinen großen Zeh geklebt hab, weil du neulich drübergelaufen
     bist. Er scheint es zu lieben, verpflastert zu werden.«
    Schlumpel rollte sich auf die andere Seite. »Aber |183| es gibt auch Sachen, für die sind Kater nicht gut. Richtig unbrauchbar sind sie.«
    Das hatte ich mir fast gedacht. »Erzähl mal!«
    »Kater«, sagte Schlumpel mit tiefer Verachtung, »können kleine Katzenkinder machen, aber kriegen können sie sie nicht. Und
     darauf kommt’s an. Daß Katzenkinder gekriegt werden. Ohne das Kriegen nützt die ganze Macherei nix, oder?«
    Wo Schlumpel recht hatte, hatte sie recht.
    »Und Kater kümmern sich nicht um ihre Kinder, alles überlassen sie der Katze, das Füttern, Waschen und Beibringen, wie man
     eine Maus erledigt. Weil sie Drückeväterkater sind. Und faul dazu. Und weil sie nicht gut im Mausfangen sind. Sie erwischen
     nur lahme Mäuse und

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