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Das Glück ist eine Katze

Titel: Das Glück ist eine Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Berberich
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solche, die das Mausleben sowieso satt haben. Und Kater kommen viel langsamer einen Baum rauf und schwer
     wieder runter.«
    Ich sah Stoffele vor mir, wie er auf der Birke hockte, und mich unter der Birke, den aufgespannten Sonnenschirm in der Hand.
    »Und sie sind nicht so schön wie eine Katze.«
    Da mußte ich doch protestieren. »Es gibt ausgesprochen gutaussehende Kater. Konrad – mein Stoffele zum Beispiel   –«
    »Aber sie haben höchstens zwei Farben«, sagte Schlumpel verächtlich. »Wenn einer drei hat, ist er eine Katze.«
    |184| Das hatte ich nicht gewußt.
    »Kater«, sagte Schlumpel entschieden, »blicken einfach nicht durch.«
    »Wodurch blicken sie nicht?«
    »Durch das Leben. Ohne eine Katze an der Seite wären sie angeschmiert.«
    »Woher weißt du das alles? Dein seliger Großvater sah die Sache etwas anders.«
    »Weil er ein Kater war«, sagte Schlumpel. »Ist doch klar. Die gucken immer anders. Deshalb blicken sie ja nicht durch, wie
     ich eben gesagt hab.«
    Konrad stand in der Tür. »Wer blickt wo nicht hindurch?«
    »Kater«, sagte ich. »Durch das Leben. Weil sie keine Mäuse kriegen. Und keine Kinder, die machen sie nur. Weil sie höchstens
     zwei Farben haben. Und weil sie Jammerlappen sind.«
    Konrad guckte empört.
    »Na ja, nicht alle. Es soll auch Heldenkater geben, die sich von einem sehr schmerzenden großen Zeh nicht davon abhalten lassen,
     den Mülleimer runterzutragen.«
    »Ein solcher steht vor euch«, sagte Konrad würdevoll. In der Tür drehte er sich noch mal um. »Darf ich dann ein bißchen auf
     meinen Sessel? Aber nur, wenn du nicht draufwillst.«
    Seine Höflichkeit rührte mich. »Aber sicher. Ich |185| muß noch schnell zum Gärtner, einen Topf Katzenminze kaufen.«
    »Ich mein nicht dich«, sagte Konrad, »ich mein Schlumpel.« Und dann sagte er: »
Im Spiegel dieser treuen grünen Augen ist wie von innerm Gold ein Widerschein.
Goethe.« Er guckte ausgesprochen verklärt.
    »Wieso sprichst du von meiner Katze in Versen? Von mir sprichst du immer nur in schlichter Prosa, was tief blicken läßt.«
    Das verdanke er Schlumpel, meinte Konrad. Wenn er ihr in die Augen schaue, verspüre er, ganz anders als bei mir, Fähigkeiten,
     von deren Vorhandensein er bisher nichts gewußt habe.
    »Ebenfalls nicht gewußt hast du«, sagte ich, »daß diese schönen Verse nicht Goethe eingefallen sind, sondern Herrn Mörike.
     Und daß die braunen Augen einer jungen Dame namens Maria Meyer gehören, die ihm den Kopf verdreht hat und die offenbar auch
     eine Art Schlumpel gewesen sein muß.«
    Konrad streckte mir die Zunge raus.

|186| Das Wurflager
    An einem schönen Morgen im September...
    »Du frißt zuviel«, sagte ich.
    »Ich freß nicht zuviel«, sagte Schlumpel. »Ich freß für vier. Oder für fünf.« Sie nahm noch einen Happen
Rind an feiner Soße.
    Da werden die Kater ja Schlange stehen, bringen Sie sie gelegentlich vorbei, hörte ich die Tierärztin sagen. Und mich: Hat
     noch Zeit. Erst soll sie sich eingewöhnen. Wie konnte ich nur –
    »Schlumpel! Wie konntest du nur!«
    »Was heißt ich? Er konnte.«
    »Wer ist der Vater? Ist er von hier?«
    »Ich leg mich da nicht fest«, sagte Schlumpel.
    »Wie lang dauert’s noch?«
    »Weiß nicht. Hast du saure Gurken?«
     
    »Mit der Figur«, sagte Konrad, der für einen Blitzbesuch bei Schlumpel – und auch ein bißchen bei mir – weilte, »fällt sie
     bei jedem Schönheitswettbewerb durch.«
    »Das wird schon wieder«, sagte ich. »Hinterher.«
    |187| »Was soll das heißen?«
    »Konrad, du wirst Großvater, wenn ich mal so sagen darf. Etwa in vier Wochen. Gratuliere.«
    Konrad lächelte milde. »Das kann nicht sein. Ich weiß Bescheid.«
    »Du? Woher?«
    »Daher.« Er zog ein Buch aus der Tasche, ›Der große Katzenratgeber im Kleinformat‹. »Hab ich mir zugelegt. Da steht alles
     drin über Katzen. Zweimal im Jahr ist die Katze rollig, im Februar und Anfang März und Anfang Juni. Hier steht’s schwarz auf
     weiß. Die Rolligkeit dauert 4   –   10   Tage. Wenn sie Ende September Junge kriegen soll, müßte sie Mitte Juli mit einem Kater rumgemacht haben. Das kann sie aber
     nicht, weil Katzen im Juli gar nicht rollig sind.« Er sah erst mich, dann Schlumpel triumphierend an.
    »Schlumpel«, sagte ich, »du hast dich in puncto Rolligkeit nicht an Konrads schlaues Buch gehalten. Gesteh es und schäm dich!«
    Schlumpel schleckte den Teller mit den Lachsstückchen sauber, die Konrad ihr mitgebracht hatte, und

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