Das Glück reicht immer für zwei
Wunderbares. Falls du weiterhin mit mir zu tun haben willst, dann weißt du ja, wie du mich erreichen kannst. Das bringt mein Arbeitsplatz nun einmal mit sich: Auf dem Schiff kann ich dir nicht entkommen. Und die Sache ist die, Mia, ich will es auch gar nicht.«
Mia glättete das Blatt und las die Mail noch mal. Dann schloss sie die Augen und rief sich Steve bei ihren diversen Begegnungen in Erinnerung: Wie freundlich und warmherzig er sich ihr gegenüber gezeigt hatte, als sie zum ersten Mal zu ihm gegangen war, um mit ihm über Britts Workshops zu sprechen. Wie er sie beim Tanzen auf dem Valentinsball in den Armen gehalten hatte. Wie er sie am Tag ihrer Abreise geküsst hatte. Und wie er am Strand von Málaga den lila Badeanzug für sie aus der Tasche gefischt hatte. Sie stellte sich sein Lächeln und die Farbe seiner Augen vor. Und sie erinnerte sich daran, wie unheimlich schön es gewesen war, als sie sich in der Villa Serena geliebt hatten. Bis sie dann alles verdarb, indem sie Alejos Anruf entgegennahm. Sie hatte Steve damit zutiefst verletzt, und sie hasste es, ihm wehgetan zu haben.
Sie faltete das Blatt zusammen und zeichnete mit dem Finger
gedankenverloren die Kanten nach. Als sie wieder aufblickte, bemerkte sie, wie Allegra sie ansah.
»Komm, chica!«, rief sie. »Wir müssen nach Hause.«
»Kann ich nicht noch bleiben?«
»Nein, mein Schatz.«
»Bitte!«
Mia schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Allegra, ich muss dringend eine E-Mail schreiben.«
»Aber …«
»Es ist wichtig. Eine wichtige Mail an einen wichtigen Menschen.«
Allegra seufzte und winkte ihren Spielkameraden zu, bevor sie zu ihrer Mutter rannte. Dann gingen Mutter und Tochter Hand in Hand über die kopfsteingepflasterte Straße zu ihrem neuen Zuhause.
In Dublin herrschte noch immer eine brütende Hitze. Heiße, flirrende Luft stieg von den Gehsteigen auf. Die Frauen trugen knappe Trägertops und luftige Röcke, und die Männer, die nicht unbedingt einen Anzug tragen mussten, liefen in Shorts und T-Shirts durch die Stadt. Jene, die nicht auf einen Businesslook verzichten konnten, hatten ihre Jacketts über die Schultern gehängt und den obersten Hemdknopf geöffnet. Zur Mittagszeit strömten die Angestellten aus ihren Büros in die Parks oder zu den Kanälen und kehrten mit geröteter Haut an die Arbeit zurück. Der Umsatz von Sonnencreme schnellte in die Höhe. Ebenso wie der von kalten Getränken und Eiscreme.
Britt erinnerte sich wehmütig an die erfrischende Brise, die in Sierra Bonita geherrscht hatte, und stellte sich sehnsüchtig Allegras Planschbecken vor. Sie erwog, sich selbst eines zuzulegen und im hinteren Garten aufzustellen. Die Hitze setzte ihr zu, sie war müde. Die Vorstellung, träge in einem Becken mit kaltem Wasser zu sitzen, war äußerst verlockend.
Die letzten Wochen hatte sie mit Werbetouren für ihr neues Buch zugebracht, das sich gut verkaufte, auch wenn es nicht die Bestsellerlisten beherrschte wie Der perfekte Mann . Zuerst hatte sie sich deswegen gegrämt (und tat es immer noch hin und wieder), aber Meredith hatte ihr versichert, dass die Verkaufszahlen dennoch ausgezeichnet und die Trevallion-Leute mehr als zufrieden seien. Obendrein habe dieselbe Produktionsfirma, die Der perfekte Mann verfilme, Interesse an den Filmrechten angemeldet. Also, zu Panik sei keinerlei Anlass, beschwichtigte sie sie.
»Ich fürchte, ich neige zur Panik«, sagte Britt. »Ich kann einfach nicht anders.«
»Aber nun, da du dieses Superangebot für einen neuen Zwei-Buch-Vertrag von Trevallion bekommen hast, besteht gewiss kein Anlass dafür«, erwiderte Meredith. »Vorausgesetzt, du unterschreibst.«
Britt zögerte noch immer, auch wenn sie wusste, dass sie Merediths und Trevallions Geduld auf eine harte Probe stellte. Aber sie brauchte ausreichend Zeit für ihre Entscheidung, da sie auf keinen Fall einen Fehler machen wollte. Und der Termin, den sie an diesem Tag hatte, würde ihre berufliche Zukunft besiegeln.
Sie stand unschlüssig vor dem geöffneten Kleiderschrank. Schließlich nahm sie eine weiße Baumwollbluse und einen kirschroten Rock heraus. Den Rock hatte sie für ein Interview gekauft, das sie vor ein paar Monaten einer Frauenzeitschrift gegeben hatte, und seither nicht mehr getragen. Er war figurbetont und reichte bis knapp zu den Knien. Für die Fotoaufnahmen zu dem Interview hatte sie ihn mit einem breiten Gürtel um die Taille getragen, doch jetzt war es zu heiß dafür. Sie wählte die zehenfreien
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