Das Glück reicht immer für zwei
war wirklich gut und habe mich von niemandem ins Bockshorn jagen lassen, gleichgültig, wie reich oder prominent der Gegner war.« Sie machte eine verzagte Miene. »Doch wenn ich jetzt ein neues Buch beginne, mache ich mir vor Angst beinahe in die Hose. Ich kann nichts dagegen tun.«
»Ihr Buch ist wunderbar, keine Angst.«
»Das sagt jeder. Aber ich glaube, beim Schreiben meines ersten
Romans war ich deshalb so entspannt, weil ich nie im Leben daran gedacht hatte, dass es veröffentlicht würde. Doch als es dann herauskam und so ein großer Rummel darum veranstaltet wurde, packten mich auf einmal Selbstzweifel.«
»Ich meinte nicht Der perfekte Mann , sondern Der falsche Ehemann.«
»Oh.« Eine leichte Röte überzog ihre Wangen. »Sie haben es gelesen?«
»Natürlich. Was haben Sie denn gedacht? Sie sind die einzige Autorin, die ich persönlich kenne. Außerdem wollte ich sehen, ob Sie Ihre eigenen Ratschläge beherzigt haben, die Sie den Teilnehmern ihres Schreib-Workshops erteilten.«
»Wahrscheinlicht nicht«, sagte sie. »Ich weiß es nicht. Ich war zu sehr in die Geschichte vertieft, um darauf zu achten. Was die Geschichte betrifft …«, fuhr sie zaghaft fort.
Er ließ sie nicht ausreden. »Es ist ein sehr interessantes Thema, das Sie sich da ausgesucht haben. Vor allem für mich. Ich glaube nicht, dass es viele Autoren gibt, die auf diese Art über zwei Brüder geschrieben haben.«
Britt war mit einem Mal unbehaglich zumute. »Ich glaube, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Denn nach unserem Gespräch auf dem Schiff ging mir die Idee mit den beiden rivalisierenden Brüdern nicht mehr aus dem Kopf.«
»Glauben Sie, Donal und ich waren Rivalen?«
»Das weiß ich nicht. Ich weiß gar nichts über Ihre Beziehung zueinander und will auch nichts darüber wissen. Es war nur so, dass mir bei unserer Unterhaltung die Idee zu dem Buch kam.«
»Klarer Fall von Berufsrisiko, würde ich meinen.«
»So ungefähr.«
»Ich habe es in einem Tag gelesen. Und am Schluss geweint.«
Britt schluckte. »Tut mir leid.«
»Das muss es nicht. Die beiden hatten einander so viel zu sagen. Und ich war froh, dass sie die Gelegenheit dazu bekamen.«
»Das war mir wichtig.«
Er nickte. »Ich wünschte, ich hätte sie auch gehabt.«
»O Leo, es war nie meine Absicht, Sie aufzuregen.« Britt sah ihn zerknirscht an. »Tut mir leid.«
»Das haben Sie nicht. Ich habe geweint, weil ich die beiden beneidete.«
»Ach ja?«
»Am besten hat mir die Streitszene gefallen. Als William Richard an die Kehle ging. Das hätte ich auch am liebsten getan. Ich wünschte, Donal wäre noch am Leben und ich könnte ihn genauso vermöbeln, wie William Richard vermöbelt hat. Ihm genauso wehtun.«
»Ich finde, es war unnötig, dass er handgreiflich wurde«, sagte Britt. »Aber es hat sich einfach so ergeben.«
»Und er hatte recht«, widersprach Leo. »Er hatte allen Grund dazu. Wegen all dieser Geschichten, die in der Vergangenheit passiert waren, und für die vielen Male, die Richard ihn hereingelegt hat. Mir hat es gut gefallen, wie es zwischen den beiden ausgegangen ist. Denn ich habe mich die ganze Zeit über gefragt, warum die beiden eigentlich in Konkurrenz zueinander standen. Und am Ende habe ich es begriffen. Das war sehr befriedigend.«
»Es hat wirklich nichts mit Donal und Ihnen zu tun«, sagte Britt. »Bei meinem ersten Buch dachten viele, ich hätte über Ralph geschrieben, aber das stimmt nicht. Ganz und gar nicht!« Sie lächelte. »Ich gebe jedoch zu, dass ich mich, wenn ich Menschen treffe, die ich mag, in gewisser Weise von ihnen inspirieren lasse, ob ich will oder nicht.«
»Das verstehe ich. Als ich mit dem Lesen des Buchs begann, habe ich keinen Moment an Donal und mich gedacht. Am Ende aber schon. Da habe ich mich gefragt, ob es etwas gebracht hätte, wenn wir uns geprügelt hätten.« Er grinste. »Aber wahrscheinlich nicht. Ich bin schlecht im Prügeln. Hätte keine Chance gegen ihn gehabt.«
»Ist es wirklich okay für Sie?«, fragte sie vorsichtig. »Sie wirken nicht mehr so angespannt auf mich.«
»Sie waren der erste Mensch, dem ich die Geschichte erzählt habe. Und hinterher habe ich mich gefühlt, als sei ein Teil von mir aufgetaut. Danach habe ich noch mit jemand anderem darüber gesprochen, und ein weiterer Teil taute auf. Als ich dann das Buch gelesen habe und genau so fühlte wie William, taute der letzte Rest auf. Es war erstaunlich. Plötzlich war ich nicht mehr der Mensch, der ich gewesen war.
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