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Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)

Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ree Drummond
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sie in die Stadt gefahren und ihnen allen schwarze Cowboystiefel passend zu ihren Anzügen spendiert. Schwarze Lackslipper und Kulturtaschen mit Monogramm waren nicht so sein Stil. Selbst Mike bekam ein Paar Shitkicker, die er allen Gästen stolz präsentierte, sobald sie die Kirche betraten.
    Meine Schwester schloss den Reißverschluss meines Kleides und schnürte das zarte Oberteil; Eric brachte den schlichten Tüllschleier an, und ich schlüpfte in meine weißen Satinpumps. Ich atmete tief ein … doch sosehr ich mich auch bemühte, ich konnte die Lunge nur halb füllen. Mein Kleid in Größe 34 – auf der Grenze zwischen »passt wie angegossen« und »eine Nummer zu klein« – war der Atmung nicht gerade zuträglich.
    »In fünf Minuten müssen wir nach unten«, verkündete die Altarhelferin an der Tür.
    Meine Brautjungfern – und Mike, der seinen Posten als Platzanweiser aufgegeben hatte und nach oben gekommen war – quietschten auf, und mir wurde eng in der Brust. Sofort dachte ich an meine Eltern. Ob sie sich wohl fühlten? Oder machten sie gerade Schlimmes durch? War mein Vater unten, begrüßte die Gäste und dachte angesichts des Zustands seiner eigenen Ehe: Das ist doch alles ein Witz. Ich schaute meiner Mutter hinterher, die den Raum verließ und nach unten ging. Sie leuchtete, sie strahlte. Ob sie mit den Gedanken woanders war? Als die drei Brautjungfern nach ihren Blumensträußen griffen und sich gegenseitig zurechtmachten, begann es in meinem Bauch zu rumoren. Mein überspanntes Gehirn überschlug sich.
    Was ist, wenn Mike während der Trauung einen Anfall bekommt? Wenn er für Aufregung sorgt? Habe ich genug Schuhe für den Urlaub eingepackt? Was ist, wenn mir das Landleben nicht gefällt? Muss ich einen Garten anlegen? Ich habe keine Ahnung, wie man ein Pferd sattelt. Was ist, wenn ich mich dort fehl am Platze fühle? Ich kann keinen Squaredance. Wie war das noch mal, Dosado oder Allemande left? Moment … ist das überhaupt Squaredance? Oder doch Twostep? Ich kenne keinen einzigen Tanz. Ich gehöre da nicht hin. Was ist, wenn ich einen Job will? Da gibt es keine Jobs. Weiß J eigentlich, dass ich heute heirate? Und Collin? Und Kev? Was ist, wenn ich mittendrin ohnmächtig werde? Das habe ich schon zigmal in den Fernsehsendungen gesehen, wo sie Privatvideos zeigen. Irgendeiner wird immer ohnmächtig. Was ist, wenn das Essen kalt ist, wenn wir ankommen? Moment … das soll doch kalt sein. Nee … ein Teil soll kalt sein, der andere nicht. Was ist, wenn ich nicht diejenige bin, die Marlboro Man gesucht hat? Was ist, wenn sich meine Haut in dem Moment schuppt, wo ich »Ja« sagen will? Was ist, wenn ich das Kleid aus Versehen hinten in die Strumpfhose stecke? Ich bin auf einmal so zittrig. Meine Hände sind so feucht …
    Ich hatte noch nie einen Panikanfall gehabt. Doch wie ich bald herausfinden sollte, gibt es für alles ein erstes Mal.
    Oh, nein, Ree … bitte nicht jetzt!

    Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Immer wieder versuchte ich, ganz tief durchzuatmen, um mich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war, dass mir nicht der Sauerstoff ausgehen würde. Doch meine Brust war wie zugeschnürt, und zwar nicht nur durch das etwas zu kleine Kleid, sondern von der Last des Augenblicks. Ich merkte, dass mein Kopf zitterte wie der eines Wackeldackels. Ich bibberte, war nervös, eingeschüchtert. Ich brauchte noch etwas Zeit. Können wir das nicht ein bisschen verschieben?
    Trotz meiner Tattrigkeit machten sich meine Brautjungfern mit mir auf den langen Weg nach unten in den Altarraum. Bei jedem Schritt wackelten mir die Knie. Nadeln stachen in meine rosigen Wangen.
    Meine Schwester Betsy sah mich prüfend an. »Oh«, sagte sie besorgt. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja, warum?«, antwortete ich schnell, um mein Nervensystem zu beruhigen, wenigstens für die folgenden rund vierzig Minuten.
    »Ach … nichts«, sagte sie vorsichtig, um mich nicht weiter zu verunsichern.
    Da mischte sich meine Brautjungfer und alte Freundin Becky ein: »Ach, du liebe Güte !«, rief sie. »Du schwitzt ja! Du bist total blass! Dein Gesicht ist so weiß wie das Kleid!« Becky hatte schon immer gerne Klartext gesprochen.
    »Oh, Gott«, stammelte ich und meinte es wörtlich. »Bitte, lieber Gott, hilf mir …« Ich spürte, wie mir der Schweiß auf der Oberlippe ausbrach, auf der Stirn und im Nacken. Wenn ich Gottes Hilfe jemals in einer nicht unbedingt lebensbedrohlichen Angelegenheit gebraucht hatte, dann

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