Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
meines zunehmend schuppigen Gesichts, Anrufen von Freunden und einem leicht nervösen Magen. Das Essen mit den Brautjungfern fand mittags statt: Spargelsandwiches, Geplauder, Gelächter, Gespräche über Flitterwochen, Pläne, Aufregung. Und viel Gerede über das Landleben und wie ich bloß damit fertig werden würde.
Nervöser Magen.
Vom Essen zurück zu Hause, versuchte ich vergeblich, ein Nickerchen zu machen. Es war nicht drin; ich hatte zu viel Adrenalin im Blut. Ein letztes Mal überprüfte ich, ob ich alles für den Urlaub gepackt hatte; es war alles da, wie schon bei den letzten zehn Checks. Ich lag auf meinem Bett, starrte auf die Tapete und begriff, dass es vielleicht das letzte Mal war.
Ehe ich mich versah, war es vier Uhr; Zeit zum Duschen. Die Trauung war in genau drei Stunden.
Heftig nervöser Magen: Vielleicht überlebe ich das nicht.
Um halb sechs machte ich mich in Jeans, Flipflops und mit ziegelrotem Lippenstift auf den Weg zur Kirche. Meine Mutter, still und kühl wie ein Bergsee, trug mein weißes Kleid – schlicht und romantisch, mit einem Oberteil, das auf dem Rücken korsettartig geschnürt wurde, und zarten durchsichtigen Ärmeln. Ich trug die Schuhe, die Ohrringe, die Schminke und mein Peeling, falls sich meine Gesichtshaut in letzter Minute entscheiden sollte, mich im Stich zu lassen. Ich hatte nicht vor, eine Häutung kurz vor knapp einfach so hinzunehmen. Nicht an meinem Hochzeitstag.
Ich ging die Stufen zur Kirche meiner Kindheit hinauf – dieser wunderschönen Episkopalkirche aus grauem Stein mit der hübschen roten Tür und dem tröstenden Geruch von Sonntagsschule, Kaffee, Weihrauch und Wein. Hier war ich getauft und konfirmiert worden, hier hatte ich das Bekenntnis von Nicäa gelernt und die transzendente Schönheit der hellen Morgensonne bestaunt, wenn sie durch die Bleiglasfenster fiel. Diese Kirche hatte mich in einer verspielten Kindheit und angsterfüllten Jugend behütet und war Schauplatz so mancher Schwärmerei gewesen – für Donnie, einen viel älteren Freund meines Bruders aus der Jugendgruppe, einen Grübler, der wahrscheinlich nicht einmal meinen Namen gekannt hatte, für Stevo, zwei Jahre älter als ich, der mir im siebten Schuljahr das Herz gebrochen hatte, als er sich in meine Freundin Carrie verliebte. Und später für Bruce, Witwer und Vater von zwei kleinen Kindern, den ich kurz glaubte retten zu können … der in mir jedoch nur ein dummes Schulmädchen sah, das keine Ahnung vom wahren Leben, von Verlust und Trauer hatte.
Womit er richtiglag.
Sie alle gingen mir durch den Kopf, als ich die Stufen zu meiner Kirche emporstieg – all die wichtigen Meilensteine, religiösen Überzeugungen und Jungs, die zu meiner geistigen Bildung beigetragen hatten. Und jetzt, das wichtigste Ereignis von allen: die Heirat mit dem einzigen Mann auf Erden, mit dem mein Leben zu verbringen ich mir vorstellen konnte. Die Ehe war eindeutig mein Lieblingssakrament.
Eric, mein deutscher Frisör, wartete in der großen Garderobe im ersten Stock auf mich. Er schnitt mein kastanienbraunes Haar, seit ich sechs Jahre alt war, und hatte alles miterlebt: von missglückten Selbstversuchen, den Pony zu schneiden, über tragische Sommer mit zu viel Blondierspray bis zu furchtbar schiefgelaufenen Heimdauerwellen. Er hatte nie davor zurückgeschreckt, mich hochmütig für meine haarigen Einfälle zu tadeln und mir dabei jede Menge teutonischer Lebensweisheiten zu allen möglichen Themen angedeihen zu lassen, von pickeligen Highschool-Jungs bis zur Tagespolitik. Und mit seinem enormen Wissen über Theater, Kunst und klassische Musik hatte er mir mehr als einmal das Gefühl gegeben, gleichermaßen dumm und ungebildet zu sein.
Dennoch mochte ich ihn. Er war mir wichtig. Als ich ihn bat, mein Haar für meine Hochzeit in eine elegante, ungekünstelte, aber perfekte sexy Hochsteckfrisur zu verwandeln, hatte Eric mit einem schlichten »Gerne« geantwortet.
Kaum saß ich auf dem Stuhl, tadelte er mich, das Haar kurz zuvor gewaschen zu haben.
»Es ist zu weich«, schimpfte er.
»Das tut mir leid«, entschuldigte ich mich. »Mach mich bitte nicht fertig, Eric. Ich wollte nicht, dass mein Haar in der Hochzeitsnacht fettig ist.«
Zum allerersten Mal sah ich Eric nachsichtig lächeln.
Ich war froh, dass er da war.
Der Zeiger der Uhr näherte sich der Sieben; die Nachricht ging um, Marlboro Man sei im Smoking eingetroffen. Er hatte den Tag mit seinen Trauzeugen und Gästen verbracht, hatte
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