Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
jetzt. In diesem Moment war es so weit.
»Hat einer Taschentücher?«, brachte ich hervor. »Schnell!« Die drei Frauen um mich herum gehorchten meinen verzweifelten Befehlen. Die Altarhelferin stand höflich daneben und sah auf die Uhr, während Betsy, Becky und Connell ihre lavendelfarbenen Rosensträuße auf dem Boden ablegten und mich betupften, abwischten und mir Luft zufächelten.
»Klemmt sie mir unter die Achseln!«, befahl ich und hob die Arme. Becky tat wie geheißen und heulte fast vor Lachen, als sie die lavendelfarbenen Taschentücher in mein Kleid stopfte, wo immer sie ein bisschen Platz fand. Die Taschentücher passten farblich zu den Sträußen, fiel mir auf. Welch hübscher Zufall!
Ich hörte, wie die Orgel Bach spielte. Erinnerungen an meinen Schweißausbruch bei der Hochzeit von Marlboro Mans Cousine im August letzten Jahres stürzten auf mich ein; das brachte mich nur noch mehr ins Schwitzen. Betsy nahm Zeitungen vom Tisch im Flur, und die drei versuchten, meine plötzliche Hitzewallung wegzufächeln. Was war nur mit mir los? Ich war eine junge, sportliche, gesunde Frau. Ich stellte mir vor, dass Vera Wang, würde sie mich kennen, mir wahrscheinlich schnell mein Geld wiedergeben und das Kleid zurückfordern würde, wenn sie sähe, was meine Schweißdrüsen mit ihrer herrlichen Kreation anstellten. Ich nahm mir vor, nie wieder zu heiraten. Viel zu anstrengend und aufregend. Viel zu viel Druck.
»Wir müssen los«, verkündete die Altarhelferin streng. Ich flitzte noch einmal zur Toilette, um einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel zu werfen. Ich war knallrot. Ich hoffte, man würde es als »gesunde Gesichtsfarbe« deuten. Da mir jetzt weder Puder noch Wimperntusche oder eine Maske zur Verfügung standen, blieb mir keine andere Wahl, als mir schnell mit den Fingern durch den Pony zu fahren, noch einmal ansatzweise durchzuatmen und nach unten zu gehen, damit ich meinen vorgeschriebenen Platz für den Beginn des Spießrutenlaufs einnehmen konnte. So verrückt die vergangenen Monate auch gewesen waren: Nie war mir das Durchbrennen erstrebenswerter erschienen als in diesem Moment. Ich befahl meinen Brautjungfern, alle feuchten Taschentücher aus meinem Kleid zu entfernen, dann marschierten wir die Treppe hinunter. Becky weinte die ganze Zeit. Sie war schon immer eine große Stütze gewesen.
Kaum hatte ich die Vorhalle betreten, lösten sich all meine Sorgen und verschwitzten Bedenken in Luft auf, als ich meinem Vater in die Augen sah. Hinter dem fröhlichen Gesicht, das er heute aufgesetzt hatte, schimmerten die Sorgen wegen seiner Probleme mit meiner Mutter durch. Ich wusste, dass es schrecklich für ihn war; nicht einmal ein freudiges Familienereignis konnte seine Trauer darüber mildern, dass ihm die Frau abhandenkam, mit der er seit seiner Jugend zusammen war – wahrscheinlich machte es alles sogar noch schlimmer. Auch wenn er an dem Tag nicht wissen konnte, wie schnell sich alles entwickeln würde, war ihm doch deutlich bewusst, wie stark gefährdet seine Beziehung zu meiner Mutter war. Wenn er die schwarzen Krawatten, die Perlenketten und lächelnden Gesichter um sich herum sah, musste ihm klar sein, dass wir zum letzten Mal als heile Familie zusammen waren. Dass es niemals wieder so sein würde. Und obwohl ich durch meine Beinahe-Panikattacke – und das klamme Gefühl in meinem Hochzeitskleid – kurz abgelenkt gewesen war, spürte ich es auch.
»Du bist wunderschön«, sagte mein Vater, als er zu mir kam und mir seinen Arm bot. Seine Stimme war leise – noch leiser als sonst –, sie brach, erstarb. Ich hakte mich unter, und zusammen schritten wir nach vorn, auf die großen Holztüren zu, die in den herrlichen Altarraum führten, wo ich als kleines Kind getauft worden war, kurz nachdem meine Familie der episkopalen Kirche beigetreten war. Wo ich mit zwölf Jahren vom Bischof konfirmiert worden war. Damals hatte ich ein blau-grün kariertes Kleid von Gunne Sax getragen. Es war mit einem zarten Bändchen abgesetzt und wurde hinten geschnürt, ähnlich wie ein Korsett. Jetzt fiel mir auf, dass es denselben Stil hatte wie mein Hochzeitskleid. Ich schaute durch das Fenster in der Tür den Gang hinunter und sah vor meinem inneren Auge, wie ich dort kniete und der Bischof seine faltigen Hände auf mein kastanienbraunes Haar legte. Ich bebte vor Rührung, und in meiner Nase begann es zu kribbeln … der Vorbote sentimentaler Tränen.
Ich biss mir auf die Unterlippe und ging mit
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