Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)

Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ree Drummond
Vom Netzwerk:
Droge. Ich versuchte, es täglich aus ihm herauszukitzeln.
    »Und wenn es ein Mädchen wird?«, fragte ich.
    »Nein, das ist ein Junge«, sagte er zuversichtlich. »Bin mir sicher.«
    Ich erwiderte nichts. Was sollte ich dazu schon sagen?

    Ich begann auf dem Grundstück immer mehr zu helfen. Ich lernte, meinen Sitzrasenmäher zu bedienen. So konnte ich dafür sorgen, dass der Rasen um unser Haus – und um das halbrenovierte, zugenagelte gelbe Backsteinhaus – herum ordentlich und gepflegt aussah. Marlboro Man schuftete wie ein Tier im heißen Oklahoma-Sommer, und ich wollte aus unserem Heim einen sicheren Hafen für ihn machen. Doch die Hitze war so drückend, dass ich nichts anderes am Körper erdulden konnte als ein weites Schwangerschaftsshirt und eine weiße Boxershorts meines Mannes, die ich elegant unter meiner Kugel trug. Als ich in meinem hochschwangeren Zustand auf dem grünen Rasenmäher herumfuhr, wanderten meine Gedanken zurück an die lange Tour über Land, die wir in unserer Verlobungszeit unternommen und auf der wir das alte Haus gesehen hatten, vor dem eine halbnackte Frau Rasen mähte. Und jetzt das hier. Jetzt war ich diese Frau. Das war nicht mal ein Jahr her. Ich erhaschte mein Spiegelbild in der Fensterscheibe unseres Schlafzimmers und konnte kaum fassen, was ich sah. Es fehlte nur noch der Stütz-BH.
    Die Zeit des Nestbaus hatte begonnen. Ich war nicht in der Lage, das Bedürfnis zu unterdrücken, dem gesamten Haus, dem Hof und der Garage täglich zu Leibe zu rücken. Unerklärlicherweise empfand ich es zum ersten Mal in meinem Leben als notwendig, die Fußleisten zu schrubben. Ich putzte die Schränke von innen und machte mir eine Liste, an welchem Tag der Woche vor dem errechneten Geburtstermin ich was zu säubern hatte. Montags war der Kühlschrank dran. Dienstags der Schrank im Badezimmer. Täglich wusch und trocknete ich Einteiler, Lätzchen und Söckchen in einem berauschenden Nebel von Weichspüler; unser ganzes Haus roch wie eine weiche weiße Wolke.
    Marlboro Man konnte es kaum erwarten, dass sein Sohn geboren wurde. Wir hatten uns entschieden, keinen Ultraschall zur Geschlechtserkennung zu machen, denn er war so überzeugt wie ich, dass es ein Junge würde. Mein Schatz war schließlich in einem Haus mit zwei Brüdern und auf einer Ranch voller Cowboys aufgewachsen. Als Erstes käme ein Junge, das war vorherbestimmt.

    Wir hatten uns ein gemeinsames Leben aufgebaut. Wie anders ich mich auch fühlte und wie aufgeschwemmt ich auch aussah – es erstaunte mich, dass es sich auf der anderen Seite fast genauso anfühlte wie vor unserer Hochzeit, als wir uns ineinander verliebt hatten. Damals verbrachten wir beinahe die ganze Zeit in unserer eigenen kleinen Welt – zu fünfundneunzig Prozent waren wir zu zweit; und auf unserer kleinen Farm waren wir auch nur zu zweit. Um der Trauer über den Bruch zwischen meinen Eltern etwas Gutes abzugewinnen, redete ich mir ein, dass ihre Trennung Marlboro Man und mich paradoxerweise nur noch enger zusammengeschweißt hatte. Hätte ich ein richtiges Elternhaus gehabt – wo noch eine Mutter und ein Vater walteten, wo es noch die Wärme gab, die mich als Kind umgeben hatte –, wäre ich vielleicht versucht gewesen, dort öfter aufzutauchen. Mit meiner Mutter Wäsche zusammenzulegen. Mit ihnen herumzusitzen, zu kochen und zu backen. Dann hätte ich vielleicht etwas weniger Zeit mit meinem frisch Angetrauten verbracht, der mich, wie sich herausstellte, in den vergangenen Monaten sehr gebraucht hatte. Deshalb war es in Ordnung so, redete ich mir ein. Auf lange Sicht würde sich erweisen, dass die quälende Scheidung etwas Gutes hatte.
    Doch in Wirklichkeit war sie ganz und gar nicht gut. Mein Vater hatte es schwer. Weil ich mir zunehmend Sorgen machte, hatte ich mir angewöhnt, ihn einmal die Woche zu besuchen, um nachzusehen, wie es ihm ging. Wenn ich ihn so niedergeschlagen vorfand, konnte ich nicht anders, als meinen Ärger gegen meine Mutter zu richten. Warum musste ich die Last tragen und mich um die mentale Gesundheit meines Vaters sorgen, während ich normalerweise aufgeregt und voller Vorfreude die Geburt meines Kindes herbeisehnen sollte?
    Und das brachte meine Gedanken in Schwung. Wie würde es weitergehen, wenn ich das Kind hatte? So ein großes Ereignis würde sicherlich nach sich ziehen, dass beide Elternteile im Krankenhaus auftauchten, ein für mich dermaßen schreckliches Szenario, dass ich kaum noch schlafen konnte. Meine Eltern

Weitere Kostenlose Bücher