Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
nicht.«
An dem Abend schauten wir keine Filme. Stattdessen hob er mich hoch und trug mich in unser gemütliches Schlafzimmer, wo meine Tränen – eine Mischung aus Freude, Melancholie und Urlaubserinnerungen – völlig versiegten.
29.
Alarm am Goldenen M
Jener erste Winter auf der Ranch war lang und bitterkalt. Schnell merkte ich, dass Schnee und Eis auf dem Land nicht bedeuteten, dass man sich vor den warmen Kamin kuschelte, sich in flauschige Decken wickelte und heißen Kakao trank. Ganz im Gegenteil: Je eisiger es wurde und je mehr Schnee fiel, desto anstrengender wurde die tägliche Arbeit von Marlboro Man. Unsere Tiere, begriff ich schnell, waren völlig von uns abhängig; wenn sie nicht ihr tägliches Futter und ihr Heu bekamen, hatten sie nichts zu fressen und würden keine drei Tage überstehen, ehe sie vor Kälte eingingen. Wasser war ein weiteres Thema; mehrere Tage mit Temperaturen unter null bedeuteten, dass die Teiche auf unserem Land von einer zwanzig Zentimeter dicken Eisschicht überzogen waren – zu dick für die Rinder, um sie selbst zu durchbrechen und etwas trinken zu können. Deshalb fuhr mein Cowboy die Teiche auf dem Gelände ab und schlug mit einer schweren Axt entlang dem Ufer Löcher ins Eis, damit die Tiere genug zu saufen bekamen.
Ich begleitete ihn sehr oft beim Füttern. Es sprach nichts dagegen. Unser Häuschen war so einfach sauber zu halten, dass ich ab acht Uhr nichts mehr zu tun hatte. Unsere Satellitenantenne war eh vereist und nicht zu gebrauchen, und sobald ich es mir auf der Couch gemütlich machte, um ein Buch zu lesen, schlief mein schwangerer Körper einfach wieder ein. Wenn mein Mann daher kurz nach Sonnenaufgang erwachte und begann, seine Winterklamotten anzuziehen, reckte ich mich, gähnte, rollte mich aus dem Bett und tat es ihm nach.
Meine Ausstattung für kaltes Wetter ließ zu wünschen übrig: eine schwarze Schwangerschaftsleggings unter meiner Schwangerschaftsjeans von Weihnachten, zwei weiße T-Shirts meines Mannes unter einem Sweatshirt der Arizona State University in XL. Ich war so froh, etwas Warmes zum Anziehen zu haben, dass es mich nicht mal störte, mit den Buchstaben meines Rivalen aus der Universitätsliga herumzulaufen. Dazu Marlboro Mans alte Holzfällerkappe und vier Nummern zu große Gummistiefel, und ich war die Schönheitskönigin vom Lande. Keine Ahnung, wie mein Mann es schaffte, die Finger von mir zu lassen. Wenn ich mein Spiegelbild im Futterwagen sah, schauderte ich.
Doch ganz tief im Innern war es mir einerlei. Ganz egal wie ich aussah, es fühlte sich einfach nicht richtig an, Marlboro Man Tag für Tag ganz allein in diese kalte, einsame Welt hinauszuschicken. Auch wenn unsere Ehe noch jung war, spürte ich doch irgendwie – ob aufgrund biologischer oder gesellschaftlicher Konditionierung, aufgrund eines religiösen Gebots oder der Mondphasen –, dass ich es war, Marlboro Mans Frau, die als Puffer zwischen ihm und der grausamen Welt da draußen dienen sollte. Dass ich diejenige war, die ihm jeden Tag den Rücken frei halten sollte. Und auch wenn er es nicht aussprach, merkte ich doch, dass er sich nicht so allein fühlte, wenn ich mit seinem Kind in mir neben ihm in seinem Futterwagen saß.
Manchmal sprang ich heraus und öffnete Pforten. Dann wieder machte er sie auf. Manchmal hockte ich am Steuer, und er warf das Heu hinten von der Ladefläche. Gelegentlich blieb der Wagen stecken, wenn ich fuhr, und er fluchte. Manchmal saßen wir einfach nur schweigend da und zitterten, wenn die Türen des Fahrzeugs auf- und zugingen. Dann wieder führten wir ernste Gespräche oder blieben stehen und knutschten im Schnee herum.
Derweil ruhte unser heranwachsendes Baby in der Wärme meines Körpers und ahnte nichts von der Arbeit, die es auf dieser Ranch erwartete, wo schon sein Vater aufgewachsen war. Ich fragte mich, ob unser Kind jemals erfahren würde, wie viel Spaß es machte, mit dem Schlitten einen Abhang auf dem Golfplatz oder überhaupt einen Hügel hinunterzusausen. Seit fünf Monaten lebte ich jetzt auf der Ranch und konnte mich nicht erinnern, mal gehört zu haben, dass hier jemand Schlitten fuhr … oder Golf spielte … oder überhaupt irgendeiner Freizeitbeschäftigung nachging. Ich fing gerade erst an, mich an den Alltag hier zu gewöhnen: früh aufstehen, die Arbeit erledigen, essen, entspannen, ins Bett gehen. Und das jeden Tag aufs Neue. Es gab keinen Kalender mit Verabredungen oder Essenseinladungen bei Freunden in
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