Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
der Stadt, es war nicht viel Platz für Freizeit – denn das hieß nur doppelte Arbeit, wenn man zurückkam. Es fiel mir schwer, mich nicht zu fragen, wann diese Menschen überhaupt mal ausgingen oder Spaß hatten oder einen Schneemann bauten.
Oder länger als bis fünf Uhr schliefen.
Später im Frühling begann das Eis zu schmelzen, die heftige Kälte ließ nach, und mein Bauch wuchs immer weiter. Die Kälbchen wurden geboren, und der Geruch brennenden Grases erfüllte die Luft.
Je mehr mein Leibesumfang zunahm, desto eitler wurde ich. Wahrscheinlich meinte ich, das Gegenbild zu dem gefürchteten Typ der barfuß herumwatschelnden, schlampigen Schwangeren abgeben zu müssen, das sich irgendwie in meinem Kopf festgesetzt hatte. Ich verbrachte viel Zeit damit, mich zu schminken, zurechtzumachen und aufzuhübschen, um zu Hause attraktiv und sexy auszusehen. Außerdem versuchte ich nach allen Kräften, meine Gewichtszunahme zu begrenzen, indem ich Chips und Süßigkeiten mied und jeden Abend zwei, drei Kilometer spazieren ging. Ich hätte es leichter nehmen und das Wunder des in mir wachsenden neuen Lebens genießen sollen. Dennoch – ich wollte trotz allem heiß aussehen. Deshalb tat ich, was notwendig war, um zu überleben.
In den Tagen vor der monatlichen Untersuchung beim Frauenarzt war ich besonders wachsam. Ich führte Buch über mein Gewicht, und für mein emotionales Wohlbefinden war ich fast abhängig davon geworden, dass die Arzthelferin mit Ooooh! und Aaaah! bestaunte, dass ich bei jedem Termin im empfohlenen Rahmen geblieben war. Ich brauchte es, dass der penible Arzt, der immer sehr aufs Gewicht achtete, beim Prüfen der Angaben anerkennend nickte. Das war, als würde mir Lebenssaft in die Adern gepumpt. Sein Urteil nährte meinen lächerlichen Ehrgeiz, die attraktivste Schwangere des Jahrhunderts zu werden. Ehrlich gesagt, gab mir das bis zum nächsten Termin in einem Monat ein Ziel.
Außerdem bedeutete es, dass ich direkt nach der monatlichen Untersuchung zu McDonald’s gehen konnte. Ich legte meinen Termin immer auf neun Uhr morgens und gönnte mir vorher kein Frühstück, damit es das Ergebnis beim Wiegen nicht verfälschte. Wenn ich also die einstündige Fahrt zum Arzt in meiner Heimatstadt hinter mich gebracht und die dreißigminütige Untersuchung über mich hatte ergehen lassen, war ich wie ausgehungert. Raubgierig. Und McDonald’s war das Einzige, was mich noch retten konnte.
Kaum hatte ich das Gebäude verlassen, stürzte ich zu meinem Wagen und brach auf dem Weg zum Goldenen M Geschwindigkeitsrekorde, weil ich wusste, dass das Paradies auf mich wartete. Dort genoss ich meinen monatlichen Festschmaus: zwei Frühstücks-Burritos, einen Schinken-Käse-Krapfen, Reibekuchen und – perfekt für das wachsende Kind in mir – ein großes Erfrischungsgetränk. Ich konnte es kaum erwarten, den Parkplatz zu verlassen. Kurz nachdem ich aus dem Drive-in gerollt war, riss ich den ersten Burrito auf und hatte ihn schon verspeist, ehe ich auf den Highway fuhr. Ich kannte nur ein einziges Ziel: Ich muss mir diesen Frühstücks-Burrito auf der Stelle einverleiben, sonst werde ich verhungern. Ich stopfte mir den Burrito so weit in den Mund wie möglich und biss ungefähr die Hälfte ab, dann kaute ich und schluckte alles schnell hinunter, damit ich den Rausch der Befriedigung spürte, der sich unmittelbar einstellte, wenn mein schwangerer Körper endlich die Kalorien zugeführt bekam, die er verdient hatte.
Es war ein Hunger, wie ich ihn noch nie erlebt hatte.
So ging es bis Ostern, als eine gute Freundin der Familie meine Schwester Betsy und mich zu einer Brautparty für ihre Tochter, die im Sommer heiraten würde, einlud. Seit meiner eigenen Hochzeit war es das erste Mal, dass ich in meiner Heimatstadt wieder einen offiziellen Termin wahrnahm. Ich gab mir größte Mühe, mich herauszuputzen und schick anzuziehen. Wahrscheinlich würde ich viele Bekannte aus meinem früheren Leben treffen, die ich lange nicht gesehen hatte, und alle sollten merken, dass ich in meiner neuen Rolle als schwangere Rancher-Frau glücklich und zufrieden war und nur so aufblühte.
Kurz nach meiner Ankunft erblickte ich die Mutter eines Exfreundes, eines Typs, der so gestrickt war, dass man einen möglichst perfekten Eindruck hinterlassen wollte, wenn man schwanger war und auf einer Feier zufällig seine Mutter wiedersah. Sie entdeckte mich, lächelte höflich und kam durch den Raum auf mich zu, um mich zu begrüßen.
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