Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
Wir nahmen uns in den Arm, tauschten Höflichkeiten aus und brachten uns gegenseitig auf den neuesten Stand. Während unseres Gesprächs malte ich mir aus, dass sie ihrem Sohn, meinem Ex, am nächsten Tag berichten würde: Oh, du hättest Ree mal sehen sollen! Sie strahlte nur so! Du hättest sehen sollen, wie toll sie wirkte! Bereust du nicht, dass du sie nicht geheiratet hast?
Während unserer Plauderei erwähnte ich, wie lange es her sei, dass wir uns zum letzten Mal getroffen hätten. Sie erwiderte: »Also … ich habe dich vor kurzem gesehen, aber ich glaube, du hast mich nicht bemerkt.«
Das konnte ich mir nicht vorstellen. »Ja? Wo denn?«, fragte ich. Ich war ja so gut wie nie in meiner alten Heimat.
»Na ja«, sagte sie. »Vor ein paar Wochen habe ich dich morgens gesehen, als du vom McDonald’s auf den Highway 75 gefahren bist. Ich habe gewinkt, aber du hast mich nicht bemerkt.«
In mir zog sich alles zusammen. Ich stellte mir vor, wie ich im Wagen saß und mir Frühstücks-Burritos hinter die Kiemen schob. »Bei McDonald’s? Wirklich?«, sagte ich und tat ahnungslos.
»Ja«, antwortete die Mutter meines Ex. »Du wirktest ziemlich … hungrig.«
»Hmm«, machte ich. »Ich glaube, das war ich nicht.«
Ich verdrückte mich ins Bad und schwor mir, für den Rest der Schwangerschaft nur noch Müsliriegel zu essen.
30.
Tochter der Prärie
Der Frühling ging vorüber, schnell kam der Sommer, und mein Bauch wuchs zusammen mit den Taglilien, Zinnien und Tomaten, die ich mit Hilfe meiner Schwiegermutter in dem kleinen Garten vor unserem Haus gepflanzt hatte. Für Marlboro Man war das Warten auf das Kind eine wirksame Ablenkung von den Auswirkungen der fallenden Preise im vergangenen Herbst. Es sah immer mehr danach aus, als müsste er einen Teil seines Landes verkaufen, um den Rest der Ranch über Wasser halten zu können. Da ich nicht auf einem Hof groß geworden war, erfasste ich den Ernst der Lage nicht. Man hatte ein Problem, machte Vermögenswerte zu Geld und löste damit das Problem. Doch für Marlboro Man war es natürlich nicht so schlicht und einfach. Eine Ranch aufzubauen dauert Zeit – manchmal Jahre, ja Generationen, in denen man geduldig darauf wartet, dass dieses oder jenes Weideland zu verkaufen ist. Für einen Rancher waren die Worte von Gerald O’Hara in Vom Winde verweht so schön wie schmerzlich wahr: »Das Land ist das Einzige, wofür es sich zu arbeiten lohnt, zu kämpfen und zu sterben. Denn nur das Land ist ewig, sonst nichts.« Die Vorstellung, sich auch nur von einem kleinen Teil des Besitzes zu trennen, war schmerzhaft. Marlboro Man hatte täglich Gewissensbisse. Mir erschien es einfach zu bewerkstelligen; für ihn bedeutete es persönliches Versagen. Und es gab keine Möglichkeit für mich, dieses Gefühl zu lindern, ich konnte nur für ihn da sein und ihn jeden Abend in die Arme nehmen, was ich nur zu gerne tat. Ich war ein schweres, weiches Kissen. Mit Sodbrennen und geschwollenen Füßen.
»Dein Bauch wird riesig«, sagte er eines Abends.
»Ich weiß«, erwiderte ich mit Blick nach unten. Es war schwer zu leugnen.
»Finde ich toll«, sagte Marlboro Man und streichelte ihn. Ich zuckte leicht zurück, weil ich an den Bikini denken musste, den ich in unseren Flitterwochen getragen hatte. Wie flach hatte mein Bauch im Vergleich dazu damals ausgesehen! Ich hoffte, mein Mann hatte den Anblick inzwischen verdrängt.
»Wie soll es eigentlich heißen?«, fragte er, während »es« in meinem Bauch strampelte und sich drehte.
»O Mann …«, seufzte ich. »Keine Ahnung. Zachary?«, zauberte ich aus dem Hut.
»Äh«, machte er, wenig begeistert. »Shane?« O nein, jetzt kommen die alten Filme.
»Ich bin mit einem Shane zum Abschlussball gegangen«, antwortete ich und dachte an den dunklen, geheimnisvollen Shane Ballard.
»Dann lieber nicht«, sagte Marlboro Man. »Wie wär’s mit … wie wär’s mit Ashley?« Wie weit würde er das noch treiben?
Ich erinnerte mich an einen Film, den wir bei unserer fünfzehnten Verabredung oder so gesehen hatten: »Oder was hältst du von Rooster Cogburn?«
Mein Cowboy schmunzelte. Das liebte ich. Es bedeutete, dass alles in Ordnung war, er war nicht besorgt, gestresst oder geistesabwesend. Es bedeutete, dass wir gerade ein Date hatten und auf seiner alten Veranda saßen und dass sich meine Eltern nicht scheiden ließen. Es bedeutete, dass mein Bauchnabel nicht deformiert und birnenförmig war. Sein Schmunzeln war für mich wie eine
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