Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
tätschelte er mich und starrte auf unser neugeborenes Mädchen mit einem schockierten Gesichtsausdruck, den er nicht hätte verbergen können, selbst wenn er es versucht hätte. »Herzlichen Glückwunsch«, hatte Dr. Oliver gerade gesagt. »Es ist ein Mädchen.«
Es ist ein Mädchen. In den vergangenen Monaten der Schwangerschaft war ich so erfüllt von der Vorstellung gewesen, einen Jungen zu bekommen, dass mir etwas anderes nicht im Traum eingefallen wäre. Die Überraschung meines Mannes konnte ich nicht mal ansatzweise erahnen.
»Gut gemacht, Mama«, sagte er, beugte sich vor und küsste mich auf die Stirn. Die Schwestern wickelten unsere Kleine in eine weiße Decke und legten sie mir auf die Brust. Schwupp. Da war sie. Lag auf mir. Ein sich krümmendes rosa Etwas, so verletzlich und kostbar wie nichts, was ich bis dahin gesehen hatte. Marlboro Man nahm meine Hand und drückte sie zärtlich. »Wow«, sagte er flüsternd. Er konnte den Blick nicht von dem Baby abwenden. Wir bekamen kein Wort heraus. Wir konnten uns kaum rühren.
Mein Hals wurde eng, als mir klarwurde, was gerade geschehen war. Dieses Wesen, das in meinem Bauch herangewachsen war, das mich in den letzten Wochen getreten und gepiesackt und mir Rippen und Blase gequetscht hatte, das Sodbrennen und Erschöpfung und Übelkeit verursacht hatte, dieses Wesen lag jetzt auf meiner Brust und sah sich diese seltsame neue Welt an, in die es hineingeboren worden war. Es war der unwirklichste Augenblick meines Lebens – unwirklicher noch als jeder unerwartete Moment in der Zeit, als Marlboro Man um mich geworben hatte, der Vater dieses kleinen Menschenkindes, das gerade eingetroffen war und absolut alles verändern würde. Die Kleine hatte Arme und Beine, eine Nase und eine Zunge, die sie langsam aus dem kleinen Mündchen schob, um sich an das Gefühl von Luft um sie herum zu gewöhnen. Es war ein neuer Mensch, der sich in der Wirklichkeit zurechtfinden wollte. Da merkte ich, dass mir Tränen übers Gesicht rannen. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich angefangen hatte zu weinen.
Als wir heirateten, hatte Marlboro Man eher früher als später mit der Gründung einer Familie beginnen wollen. Ich war nicht ganz so ungeduldig gewesen; ich wusste, dass irgendwo in meiner Zukunft wahrscheinlich ein Kind auftauchen würde, aber ich hatte nicht gerade alles drauf angelegt, mich möglichst schnell fortzupflanzen. Als ich »auf einmal« fünf Wochen nach der Hochzeit schwanger war, freute sich niemand mehr als Marlboro Man.
Einer der Gründe war seine Überzeugung, dass wir auf jeden Fall einen Sohn bekommen würden. Abgesehen von gelegentlichen Besuchen bei seinen Cousinen hatten er und seine Brüder nicht viel mit Mädchen zu tun gehabt. Seine Mutter war ein positives Beispiel für eine Frau gewesen, aber bei der alltäglichen Arbeit auf der Ranch wurden nun mal Männer gebraucht.
Ich spürte die Enttäuschung. Obwohl Marlboro Man sich bemühte, erfreut zu wirken und meine Freude zu teilen, merkte ich doch, dass er bis ins Mark erschüttert war, so wie jeder, dessen Leben gerade in einem einzigen fruchtwasserfeuchten Augenblick in etwas völlig anderes verwandelt worden war als das, womit er immer gerechnet hatte.
Nachdem das Baby untersucht und für gesund befunden worden war und die wenig beneidenswerten Schwestern ihrer Aufgabe nachgingen, mich unten herum zu säubern, griff Marlboro Man zum Telefon, um seine Eltern anzurufen, die zufällig für zwei Tage unterwegs waren, da sie nicht so früh mit der Geburt gerechnet hatten.
»Es ist ein Mädchen«, hörte ich ihn zu seiner Mutter sagen. Die Schwestern betupften mich mit Gaze. »Ree war super. Dem Baby geht’s gut.« Der Arzt packte seine Utensilien aus, um mich zu nähen.
Ich atmete mehrmals tief durch und musterte das gestreifte Strickmützchen der Kleinen, das ihr eine der Schwestern auf den Kopf gesetzt hatte. Marlboro Man unterhielt sich leise mit seinen Eltern, beantwortete ihre Fragen und erzählte ihnen, wann wir ins Krankenhaus gefahren waren und wie alles gelaufen war. Mal hörte ich zu, mal wieder nicht; ich war zu sehr damit beschäftigt zu verarbeiten, was mit mir geschehen war. Doch zum Ende des Gesprächs hörte ich, dass er seiner Mutter eine Frage stellte.
»Und … was macht man so mit Mädchen?«
Seine Mutter wusste natürlich die Antwort. Auch wenn sie selbst kein Mädchen bekommen hatte, war sie doch die älteste Tochter eines Ranchers und in ihrer Kindheit die rechte Hand
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