Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
hilft nichts. Wenn eine Beziehung in die Brüche geht, dann hat es keinen Sinn, den entscheidenden Moment hinauszuzögern, jenen Moment, in dem der Bruch sich tatsächlich vollzieht, in dem das Messer ins Fleisch dringt, in dem all die Pläne und die Hoffnungen, die jemals in eine Beziehung gesteckt wurden, eines brutalen, blutigen Todes sterben. Jenen Moment, wenn es anfängt, richtig weh zu tun.
War es falsch, fragte ich mich, nicht zu wenden und J wenigstens eine Stunde Zeit zu gönnen? Oder zwei? Aber was sollte so ein Treffen von Angesicht zu Angesicht bringen? Tränen? Wollte er mich anflehen? Mir gar einen Heiratsantrag machen, Gott bewahre? An dem Punkt erschien mir alles möglich, und nichts davon gefiel mir. Egal, ob richtig oder falsch, ich wusste nur eins: Ich musste weiter gen Westen fahren, zu Marlboro Man. Mein Leben mit J war vorbei.
Mein Telefon blieb den ganzen Weg über totenstill, auch als ich endlich in Marlboro Mans Schotterauffahrt einbog. Ich überprüfte mein Make-up im Rückspiegel und schluckte schwer, denn in meinem Hals steckte ein Kloß von der Größe einer Pampelmuse. Erneut musste ich an Puggy denken. Lieber Gott , dachte ich, ich hatte diesen Hund so gern . Die Kleine gehörte nicht unter die Erde, sie gehörte auf meinen Schoß. Und ihre Ohren gehörten zwischen meine Finger. Wie gern hatte ich diese Samtohren gestreichelt.
Dann sah ich, dass jemand vor meiner Fahrertür stand: Marlboro Man war aus dem Haus gekommen, um mich zu begrüßen. Seine Jeans war sauber, das gestärkte Hemd steckte in der Hose. Ich konnte sein Gesicht noch nicht sehen, aber den Anblick kaum erwarten. Also stieg ich lächelnd aus dem Wagen und blickte mit zusammengekniffenen Augen hoch. Am westlichen Himmel glühte hinter seiner wohlgeformten Silhouette der Sonnenuntergang. Es war ein wunderschöner Moment – welch Kontrast zu all den furchtbaren Dingen, die ich an jenem Tag erlebt hatte. Mein Cowboy schlug die Fahrertür zu und nahm mich in die Arme. Endlich hatte ich genug emotionalen Treibstoff, um aufzuatmen. In dem Augenblick hatte ich das Gefühl, dass alles gut werden würde.
Ich lächelte und gab mir Mühe, fröhlich zu wirken und mir nicht anmerken zu lassen, was für einen fürchterlichen Tag ich hinter mir hatte. Ich hatte nie zu den Menschen gehört, die jedem sofort ihr Herz ausschütten, und das war nicht der Tag, an dem ich damit anfangen wollte. Schließlich war es erst meine sechste Verabredung mit dem wahrscheinlich attraktivsten und männlichsten Kerl, der mir je begegnet war. Doch als Marlboro Man mich ansah und fragte: »Geht’s dir gut?«, wusste ich, dass ich nicht lange durchhalten würde.
Man kennt das ja: Es geht einem nicht gut, jemand fragt nach, und man antwortet, alles sei in Ordnung, und benimmt sich auch so, doch in Wahrheit weiß man, dass überhaupt nichts in Ordnung ist. Und dann fängt es in der Nase an zu kribbeln, man hat einen Kloß im Hals, das Kinn beginnt zu zittern, und man denkt: Um Himmels willen, hör auf damit! Hör auf …, aber man kann nichts dagegen ausrichten. Man kneift die Augen zu, damit es weggeht, und glaubt schließlich, man hätte es unter Kontrolle.
Doch dann lächelt der Cowboy, der vor einem steht, und fragt: »Bist du sicher?«
Diese harmlosen Worte öffneten die Schleusentore. Dicke Tränen liefen mir über die Wangen, doch ich lächelte, grinste verlegen. Vor lauter Scham lachte ich auf, und mir flog eine ansehnliche Portion Rotz aus der Nase. Der Tag war wirklich hart gewesen, doch dieser Moment war der schlimmste.
»O Mann, das kann doch nicht wahr sein«, rief ich, derweil die Tränen weiterflossen. Ich hastete in die Küche und suchte ein Papiertuch, mit dem ich das salzige Wasser unter den Augen und den Schleim unter der Nase wegwischen konnte. »Tut mir so leid, wirklich.« Ich holte tief Luft, um nicht loszuschluchzen. Es half nichts. Ich heulte Rotz und Wasser und fand mich unmöglich.
»Hey, was ist denn los?«, fragte Marlboro Man. Der Arme, er musste sich genauso unwohl fühlen wie ich. Schließlich war er mit zwei Brüdern und ohne Schwestern auf einer Rinderranch aufgewachsen, und seine Mutter war wahrscheinlich so wenig theatralisch und bodenständig, wie ich es in dem Moment gern gewesen wäre. Er führte hier draußen auf der Ranch ein ruhiges Leben, weit weg von den ganzen Dramen, die sich in der Stadt tagtäglich abspielten. Nach dem, was er mir bisher über sich erzählt hatte, waren noch nicht viele Frauen bei
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