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Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)

Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ree Drummond
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hatte. Ich wunderte mich ein wenig, wie entspannt Marlboro Man dabei blieb. Dieser unglaublich anziehende, geheimnisvolle Typ atmete die ganze Zeit über relativ gleichmäßig. Ich staunte. Denn er strahlte nicht nur sehr viel Männlichkeit aus, sondern lebte auch am Ende der Welt – ich hätte mich nicht gewundert, wenn er mehr als andere Kerle dazu geneigt hätte, in einem sexuell aufgeladenen Moment die Kontrolle über sich zu verlieren; schließlich gab es in einem Umkreis von dreißig Kilometern keine Frauen. Doch so war er nicht. Er war durch und durch Gentleman – dass er ein wahnsinnig attraktives Exemplar von Gentleman war und ich bei ihm ein nie gekanntes Maß animalischer Anziehung erlebte, änderte nichts daran. Ich selbst konnte mich kaum noch beherrschen, er dagegen schien es nicht besonders eilig zu haben.
    Als der Abspann begann, brachte er mich zum Auto und bot mir an, mir bis nach Hause zu folgen. »O nein«, sagte ich. »Keine Angst, ich finde schon heim.« Ich hatte schließlich viele Jahre in L.A. verbracht, daher machte es mir nichts aus, nachts allein mit dem Auto zu fahren. Ich startete den Motor, sah zu, wie mein Cowboy zurück zur Haustür ging, und schmachtete ihn noch einmal gründlich an. Bevor er im Haus verschwand, drehte er sich um und winkte, und ich musste mir eingestehen, dass ich ein ziemlich großes Problem hatte. Was machte ich hier eigentlich? Warum war ich hier? Ich wollte doch nach Chicago ziehen, zu den Chicago Cubs, zur Michigan Avenue, zur berühmten Hochbahn. Warum hatte ich unbedingt den Fuß in dieses Wasser setzen müssen?
    Und warum musste es sich so unglaublich gut anfühlen?
    Ich fuhr Marlboro Mans Schotterauffahrt hinunter und bog rechts in die unbefestigte Straße ein. Um mich auf die mir bevorstehende einsame Heimfahrt einzustellen, holte ich tief Luft. Plötzlich fiel mir J wieder ein. Was er wohl gerade machte? Ich wusste nicht, ob er möglicherweise den ganzen Abend versucht hatte, mich zu erreichen, denn Mitte der Neunziger gab es den Menüpunkt »Anrufe in Abwesenheit« noch nicht auf dem Autotelefon. Selbst wenn J überraschend mit einer Axt oder einer Kettensäge bei meinen Eltern aufgetaucht wäre, hätte ich es nicht erfahren, denn sie waren an jenem Abend unterwegs. Aber eigentlich war J nicht der Kettensägentyp.
    Während ich in pechschwarzer Dunkelheit über die staubige Straße fuhr, war ich zufrieden und besorgt zugleich – eine seltsame Mischung, aber nicht verwunderlich nach diesem ereignisreichen Tag. Ich dachte über meinen Umzug nach Chicago und über meinen Entschluss nach, weiterzustudieren. War das die richtige Entscheidung? Passte das wirklich zu mir? Oder gefiel mir die Vorstellung nur, weil es so ein schöner, einfacher Plan war, der mir konkret und vernünftig erschien? War ich bloß im Begriff, den einfachsten Weg einzuschlagen? War es nur eine Flucht vor dem Ungewissen? Vor etwas mehr Risiko?
    Das laute Klingeln des Autotelefons riss mich aus meinen Gedanken. Ich zuckte zusammen und nahm sofort ab, überzeugt, dass es J war, der vom Flughafen aus anrief, nachdem er wahrscheinlich schon den ganzen Abend vergeblich versucht hatte, mich zu erreichen. Noch eine Diskussion am Telefon. Aber wenigstens fühlte ich mich jetzt wieder stark genug. Ich hatte eine vierstündige Dosis Marlboro Man intus. Ich konnte mit allem fertig werden.
    »Hallo?«, sagte ich und machte mich auf etwas gefasst.
    »Hey, du«, sagte eine Stimme. Es war die Stimme. Jene Stimme, die mich bis in meine Träume verfolgte.
    Fünf Minuten nachdem ich sein Haus verlassen hatte, wollte Marlboro Man mir sagen, dass er mich vermisste. Und er benutzte keine vorgefertigten, abgedroschenen Worte, so wie die obligatorischen Rosen, die man nach einem Treffen verschickt. Er handelte impulsiv, ganz und gar spontan – er hatte eine Idee und setzte sie innerhalb von Sekunden in die Tat um. So tickte er. Er hatte auf der Ranch genug zu tun und keine Lust, den Unnahbaren zu spielen oder kostbare Zeit zu verschwenden, bevor er ein Mädchen anrief. Er war ein Mann, der in eine Frau verliebt war. Also rief er sie an, kurz nachdem sie sein Haus verlassen hatte, und sagte ihr, sie hätte noch länger bleiben sollen.
    »Ich vermisse dich auch«, sagte ich, obwohl mir so etwas nur schwer über die Lippen kam. In der langen Zeit mit J hatte ich mir angewöhnt, solche Sätze zu vermeiden. Bei J hatte die betont gelassene Surfermentalität auf fast alle anderen Lebensbereiche abgefärbt,

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