Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
sich. »Aber ich … ich kann nicht. Mein Leben ist hier.«
»Ich weiß«, sagte ich wieder. »Und ich will auch gar nicht …«
Er fuhr fort: »Ich will dich nicht von irgendetwas abhalten, will deine Pläne nicht durchkreuzen. Aber …«, er gab mir einen Kuss auf die Wange, »ich will einfach nicht, dass du gehst, das ist alles.«
Natürlich brachte ich wieder mal kein Wort heraus. Es fühlte sich so komisch an, so ungewohnt – wie konnte ich so starke Gefühle für jemanden hegen, den ich erst so kurz kannte? Über unsere Zukunft zu sprechen wäre voreilig gewesen, aber einfach darüber hinwegzugehen, dass uns etwas Außergewöhnliches widerfuhr, wäre genauso falsch gewesen. Uns war beiden klar, dass wir etwas ganz Besonderes erlebten. Nur das Timing ließ ziemlich zu wünschen übrig.
Wir waren so müde, dass uns fast die Augen zufielen. Es fehlte nicht viel, und wir wären im Stehen eingeschlafen. Wir spürten beide, dass für den Moment alles gesagt war, dass wir in dieser Nacht keine Lösung finden würden. Also gaben wir uns einen langen Abschiedskuss, schmiegten unsere Körper ein letztes Mal aneinander, dann ging Marlboro Man davon. Er startete den Motor seines Pick-ups. Fuhr die Straße meiner Eltern hinunter. Zurück zu seiner Ranch.
Ich konnte nicht mehr nachdenken; ich schaffte es gerade noch ins Bett. Als ich unter die Decke krabbelte, hatte ich einen kleinen Kloß im Hals. Wo kommt der denn jetzt her? Hör auf, geh weg. Lass mich in Ruhe. Ich will nicht weinen. Ich hasse es. Davon bekomme ich Herzschmerzen. Und nachher hab ich verquollene Augen. Auf einmal war der Kloß doppelt so groß. Ich konnte nicht mehr schlucken. Dann begannen die Tränen zu kullern, und kurz darauf fiel ich in einen tiefen, festen Schlaf.
Ich erwachte aus meinem Koma, als am nächsten Morgen um acht mein Telefon klingelte.
»Hallo? Ree?«, sagte eine freundliche weibliche Stimme. Es war nicht Marlboro Man.
»Ja?«, erwiderte ich. Irgendwo roch ich den Duft meines Liebsten. Selbst wenn er nicht bei mir war, umgab er mich.
»Hier ist Rhonda«, fuhr die Stimme fort. »Ich rufe wegen der Einzimmerwohnung auf der Goethe Street an.«
Es war eine tolle Wohnung, und mein älterer Bruder wohnte ganz in der Nähe. Weiße Wände, Holzfußboden, super Lage. Den Fotos nach zu urteilen, die ich bekommen hatte, war sie nicht besonders groß oder schick, aber genau das, was ich brauchte. Als ich eine Woche vor der Hochzeit meines Bruders die Anzeige entdeckt hatte, schlug ich sofort zu und leistete schon mal eine ordentliche Anzahlung, denn ich wollte ja noch im selben Monat umziehen. Der Preis war in Ordnung, also sollte diese Wohnung bald meine neue Heimat werden, mein neuer Hafen, mein neues Himmelreich. Auch wenn sie winzig war. Aber es gab genug Platz für meine Sammlung schwarzer Pumps und ein gemütliches Bett. Und beim besten Willen keinen Platz für irgendeinen Kerl.
Doch mein angepeilter Einzugstermin war bereits verstrichen. Ich zauderte, zögerte, schob das Unausweichliche immer weiter hinaus. Knutschte stattdessen lieber mit einem Cowboy herum. Verging jeden Tag vor Glück in seinen Armen.
»Planen Sie nach wie vor, diese Woche einzuziehen?«, fuhr die Immobilienmaklerin fort. »Dann brauchen wir jetzt nämlich so schnell wie möglich Ihre erste Monatsmiete.«
»Oh«, ich setzte mich auf. »Es tut mir leid. Ich war die ganze Zeit mit Packen und Vorbereitungen beschäftigt, und es hat alles ein bisschen länger gedauert, als ich dachte.«
»Das ist gar nicht schlimm«, sagte sie. »Kein Problem. Wir müssen bloß bis Ende dieser Woche die Miete erhalten haben, andernfalls können wie die Wohnung nicht länger für Sie reservieren, denn es gibt noch ein paar andere Interessenten.«
»In Ordnung, danke für Ihren Anruf«, erwiderte ich. »Bis bald.«
Ich legte auf, ließ mich nach hinten aufs Bett fallen und starrte an die Decke. Ich hatte einiges zu erledigen – am besten, ich legte gleich los. Also stolperte ich ins Bad, schlang meine Haare unterwegs zu einem Knoten zusammen und spritzte mir eiskaltes Wasser ins Gesicht. Beim Zähneputzen betrachtete ich mich im Spiegel, und da wusste ich, was ich zu tun hatte. Ich nickte meinem Spiegelbild zu. Okay, dann mal los.
Ich kehrte ins Schlafzimmer zurück, nahm den Telefonhörer und drückte auf Anruferkennung, damit Rhondas Nummer angezeigt wurde. Dann wählte ich sie und atmete einmal tief durch.
»Hi, Rhonda – hier ist Ree noch mal«, sagte ich, als sie
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