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Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)

Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ree Drummond
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Jahreszeit, wenn die meisten Menschen noch kalkweiß sind, hatte er durch die Arbeit mit den Rindern schon eine hübsche goldene Spätfrühlingsbräune bekommen. Und statt des üblichen Jeanshemds trug er ein enger anliegendes dunkelgraues Poloshirt – es brachte seine Oberarmmuskeln perfekt zur Geltung, die ihre Form nicht dem Fitnessstudio, sondern harter, ehrlicher Arbeit zu verdanken hatten. Sein frühzeitig ergrautes, sehr kurzes Haar war das Sahnehäubchen auf dem Ganzen. Hätte mir jemand einen Löffel gegeben, hätte ich diesen Mann mit Haut und Haar verschlungen.
    »Du auch«, erwiderte ich und versuchte, die in mir aufwallenden Hormone in Schach zu halten. Er öffnete mir die Tür seines weißen Pick-ups, und ich kletterte hinein. Ich fragte nicht, wohin er mit mir wollte; es war mir völlig egal. Aber als wir auf dem Highway Richtung Westen aus der Stadt hinausfuhren, wusste ich genau, was das Ziel war: seine Ranch, seine Scholle, sein Haus, das »Home on the Range«. Nicht dass ich das von ihm erwartete oder verlangte, aber insgeheim gefiel es mir sehr, dass er über eine Stunde mit dem Wagen fuhr, um mich abzuholen. Es war wie eine Zeitreise in die Vergangenheit, eine viel zu galante und ritterliche Geste für unsere moderne Zeit. Auf der Fahrt unterhielten wir uns ausgiebig – über unsere Freunde, unsere Familien, über Filme, Bücher, Pferde und Rinder.
    Wir redeten über alles Mögliche, nur nicht über Chicago.
    Ich hätte es ihm so gerne gesagt, aber irgendwie gelang es mir nicht. Er sollte erfahren, dass ich meine Wohnung in Chicago aufgegeben hatte. Dass mir an diesem Morgen spontan – in gerade mal fünf Minuten – klargeworden war, dass ich ihn nicht verlassen konnte. Dass ich meine Großstadtpläne für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt, wenn nicht sogar ganz gestrichen hatte. Dass ich jetzt einen neuen Plan hatte: mit ihm zusammen zu sein. Aber aus irgendeinem Grund brachte ich kein Wort heraus.
    Anstatt wie sonst weiter dem Highway zu folgen, bis die Schotterstraße zu seinem Haus abbog, nahm Marlboro Man diesmal eine andere Route. »Ich muss ein paar Rinder aus der Pferdesenke treiben«, sagte er. Ich wusste zwar nicht, wovon er sprach, stand aber voll dahinter. Er fuhr über kurvige Straßen – ich hätte mich hier sicher ständig verfahren – und hielt an einer Weide, auf der unzählige schwarze Rinder standen. Mein Cowboy öffnete ein paar Gatter, bewegte die Arme – und im Handumdrehen waren die Rinder dort, wo er sie haben wollte. Etwas an diesem Mann brachte Geschöpfe aller Art – ob nun Rinder oder rothaarige Frauen Mitte zwanzig – dazu, ihm gefügig zu sein.
    Wir fuhren den weiten Weg zurück zu seinem Haus und befanden uns gerade am nördlichsten Punkt der Ranch, als die Sonne zu sinken begann. »Wow, ist das schön!«, rief ich, als ich die atemberaubende Schönheit des Himmels erblickte.
    Marlboro Man ließ den Pick-up langsam zum Stehen kommen. »Ja, nicht?«, erwiderte er und ließ den Blick über das Land schweifen, auf dem er aufgewachsen war. Er lebte dort, seit er vier Tage alt war. Schon als Kind hatte er bei der Arbeit geholfen, hatte von seinem Vater, seinem Groß- und seinem Urgroßvater gelernt, wie man eine Ranch führt. Er hatte zugesehen, wie man Zäune baut, wie man mit Tieren umgeht, Präriefeuer löscht und Rinder in allen Farben, Formen und Größen aufzieht. Er hatte seinen älteren Bruder auf dem Familienfriedhof in der Nähe seines Hauses begraben und erlebt, wie es ist, sich nach einer schrecklichen Tragödie wieder aufzurappeln und weiterzumachen, auch wenn die Trauer noch so groß ist. Diese Ranch war ein Teil von ihm, und man spürte deutlich, wie sehr er dieses Land liebte.
    Wir stiegen aus dem Wagen und setzten uns auf die Ladefläche, hielten Händchen, sahen uns den magentafarbenen Sonnenuntergang an und wollten keine Sekunde davon verpassen. Nach und nach verlor sich das letzte Licht in der schwarzen Nacht. Die Luft war warm und vollkommen still – so still, dass wir den anderen atmen hörten. Und als die Sonne schon längst hinterm Horizont verschwunden und die Dunkelheit hereingebrochen war, saßen wir immer noch auf dem Pick-up, hielten uns im Arm und küssten uns, als hätten wir uns seit ewigen Zeiten nicht gesehen. Meine Leidenschaft war grenzenlos.
    Irgendwann hielt ich es vor Aufregung nicht mehr aus, und es platzte aus mir heraus: »Ich muss dir was sagen.«

    Marlboro Man hielt inne und fixierte mich mit einem Blick, der

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