Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
Decke um die Schultern. »Was ist los?« (Sag bitte nicht, dass du am Flughafen bist!)
»Ich wollte nur mal wieder deine Stimme hören«, sagte er. Er klang traurig. »Ist ja schon ’ne Weile her.«
Er hatte recht: Seit seinem Last-Minute-Flug in meine Heimatstadt war über eine Woche vergangen – mehr als eine Woche. Es war eine schmerzvolle, schwierige Trennung gewesen, vor allem für ihn, denn er wurde ja nicht von einer neuen, aufregenden Romanze aufgefangen, die ihm das Gefühl gab, es sei gar nicht so schlimm. Ich fand es schrecklich, wie es gelaufen war. Aber früher oder später hätten J und ich uns sowieso getrennt, und angenehm wäre es wohl niemals über die Bühne gegangen.
»Wie geht’s dir?«, fragte ich. Es klang kühl.
Er sagte mit eintöniger Stimme: »Es geht so. Und dir?«
»Es geht«, sagte ich; ich wollte ihm nicht auf die Nase binden, wie überglücklich ich in jener Nacht war.
»Wann gehst du nach Chicago?«, fragte er. »Du willst da wirklich hin, oder?«
Schluck. Was nun?
»Ich bin mir nicht ganz sicher«, antwortete ich und beließ es dabei, auch wenn ich nicht das Gefühl hatte, hundertprozentig ehrlich zu sein.
»Wann denn? Nächste Woche? Nächsten Monat? Hm?«, drängte J.
Erneutes Schlucken. »Ich weiß es wirklich nicht«, sagte ich noch einmal und überlegte. »Ich habe noch mal über meine Pläne nachgedacht.«
J schwieg. »Was soll das heißen?«
»Das soll heißen, dass …«, setzte ich an. Ich hatte keine Ahnung, was ich ihm sagen sollte.
»Wie jetzt? Letzte Woche hast du doch über nichts anderes geredet als über Chicago«, unterbrach er mich. »Du hast gesagt, das wäre einer der Gründe, warum wir nicht mehr zusammen sein könnten!«
»Na ja …«, sagte ich und überlegte wieder. »Im Moment sieht es so aus, als ob ich erst mal doch nicht gehe.«
»Was ist denn los?«, fragte J.
Ich antwortete nicht.
»Moment mal … triffst du dich etwa mit jemandem?«, fragte er spitz. Er klang fordernd, streitlustig.
Ich fühlte mich in die Ecke gedrängt; mir blieb nichts anderes übrig, als die Katze aus dem Sack zu lassen, auch wenn ich mich viel lieber unterm Bett versteckt hätte. »Also, J, es ist so … ja, ich treffe mich wirklich mit jemandem«, kam es trotzig aus meinem Mund. J brachte diese Seite an mir zum Vorschein.
»Ich wusste es«, sagte er, als hätte er ein Geheimnis gelüftet oder irgendeinen uralten Code geknackt. »Ich wusste doch, dass da was im Busch ist.«
»Ach ja?«, fragte ich mit leisem Sarkasmus in der müden Stimme.
»Ich wusste es einfach«, fuhr er fort. »Du hast dich die letzten drei Monate schon so komisch benommen.«
Er begriff einfach gar nichts. »Mal schön langsam, J«, sagte ich und versuchte mich nicht aufzuregen. »Ich kenne ihn ja erst seit drei Wochen.«
Das war ein Fehler. »Was? Du kennst ihn erst seit drei Wochen , und jetzt willst du plötzlich wegen ihm nicht mehr nach Chicago gehen?«, rief J. Er war stinksauer.
»Hey«, sagte ich. Er sollte sich wieder beruhigen: »Lass uns doch normal miteinander reden, ja?«
»Wozu?«, fuhr er in herausforderndem Ton fort. »Jetzt frage ich mich, was du mir sonst noch verschwiegen hast!«
Langsam wurde ich sauer. J war offensichtlich verletzt, und das verstand ich auch. Anscheinend hatte unsere Trennung ihn völlig unvorbereitet getroffen, obwohl die Zeichen schon seit Monaten darauf hindeuteten: Ich entschied mich dagegen, ihm nach San Francisco zu folgen, hatte ihn nicht besonders oft besucht, hatte ihn immer weniger an meinem Leben seit der Rückkehr zu meinen Eltern teilhaben lassen; dennoch war J in dieser Zeit mit unserer Beziehung vollkommen zufrieden gewesen und hatte weiterhin alles als selbstverständlich angesehen. Sie kommt bestimmt bald zurück , hatte er wahrscheinlich gedacht. Ich brauche sie nicht anzurufen. Sie weiß ja, dass ich sie liebe. Sie wird immer da sein. Er hatte nichts Verwerfliches oder Unverzeihliches getan … aber lange nicht genug, um in mir den Wunsch aufrechtzuerhalten, den Rest meines Lebens mit ihm zu verbringen.
»Also?«, fragte er. Seine Stimme klang unendlich bitter.
»Was?«, fragte ich zurück. So langsam reichte es mir.
»Was hast du mir sonst noch verschwiegen?«
Ich machte eine Pause. Dann erwiderte ich: »Ja … da ist wirklich noch etwas.« Ich hielt kurz inne, überlegte mir gut, was ich sagen wollte, dann verkündete ich: »Ich esse jetzt Steak.«
Jahrelang hatte ich kein Fleisch angerührt; J kannte mich nur
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